Landgericht Berlin Prozess gegen Bushidos Ex-Manager: Keine Klarheit
Vor rund eineinhalb Jahren ist im Prozess gegen Bushidos Ex-Manager eine Audiodatei aufgetaucht. Die Frage nach deren Aussagekraft sorgt seitdem für Diskussion. Ein Experte soll helfen. Nun hat er seine Erkenntnisse vor Gericht erläutert.
![Der Hauptangeklagte Arafat A.-Ch., Chef eines Berliner Clans und ehemaliger Manager von Rapper Bushido, kommt ins Kriminalgericht Moabit zur Fortsetzung des Prozesses gegen ihn.](https://bmg-images.forward-publishing.io/2023/07/26/0d89fde9-a9fb-40cf-826b-eb4bfba58314.jpeg?w=1024&auto=format)
Berlin - Im Prozess gegen den Ex-Manager von Rapper Bushido bleiben auch nach der Aussage eines Experten zu einer Tonaufnahme wesentliche Fragen offen. Zwar stellte der Sachverständige aus Wien Auffälligkeiten in der rund zweistündigen Tondatei fest. Offen blieb aber, ob diese auf Manipulationen zurückzuführen sind. Er könne nicht ausschließen, dass Ausschnitte raus- oder reingeschnitten worden seien, erklärte Audioforensiker Gernot Schmied am Mittwoch vor dem Landgericht Berlin. Feststellungen dazu habe er aber nicht treffen können, so der 53-Jährige.
Man könne Dateien mit bestimmten Programmen „zerstückeln, zerschneiden und zusammenkleben“, erklärte Schmied. Die Frage sei jedoch, ob es Anhaltspunkte dafür gebe, dass dies mit der Datei passiert sei. Einen Nachweis dafür gibt es nach seinen Ausführungen nicht. Und eine Aussage zur Wahrscheinlichkeit wollte er nicht machen. Das wäre aus seiner Sicht „grober Unfug“, so der Gutachter. Er bedaure „die Frustration“, erklärte er weiter.
Die Aufnahme soll heimlich bei einem für das Verfahren entscheidenden Treffen des Musikers und seines damaligen Managers Arafat A.-Ch. der als ein Berliner Clan-Chef gilt, am 18. Januar 2018 angefertigt worden sein. Ein Großteil der Vorwürfe gegen den 47-Jährigen und drei seiner mitangeklagten Brüder basiert auf den Aussagen Bushidos, der Zeuge und Nebenkläger in dem Prozess ist.
Die Staatsanwaltschaft wirft ihnen unter anderem Freiheitsberaubung, versuchte schwere räuberische Erpressung, Nötigung, gefährliche Körperverletzung, Beleidigung und Untreue vor. Zu den mutmaßlichen Taten soll es gekommen sein, nachdem Bushido die Beziehungen zu seinem Manager aufgelöst hatte.
Über die Aufnahme hatte zunächst Anfang 2022 das Magazin „Stern“ berichtet, seit Anfang Februar 2022 liegt sie auch dem Gericht vor. Inzwischen ist allerdings bekannt geworden, dass es sich bei dem vorliegenden Material lediglich um eine Kopie der Audiodatei handelt. Als MP3-Datei könnte diese über weniger Daten verfügen als das Original. „Es soll eine M4A-Datei geben, aber die liegt uns nicht vor“, erklärte der Vorsitzende Richter Martin Mrosk. Er habe sich um das Original bemüht - vergeblich.
Vor diesem Hintergrund hatte sich Oberstaatsanwältin Petra Leister bereits vor der Vernehmung des Gutachters skeptisch gezeigt, ob dessen Analyse zur Klärung taugt. „Ist natürlich schade, dass wir so viel Geld verschwendet haben“, sagte sie im Prozess. Laut Gericht hat das Erstellen des Gutachtens rund 23.000 Euro gekostet. Hinzu kommen die Kosten für die Reise von Wien nach Berlin.
Aus Sicht der Verteidiger widerlegt die Aufnahme die Darstellung des Musikers. Bushidos Anwalt geht bei der Aufnahme von einer Manipulation aus. Beide Seiten interpretierten die Aussagen des Gutachters am Rande des Prozesses für ihre jeweilige Sicht.
Nach Auffassung des Gerichts befindet sich der Prozess auf der Zielgeraden. Nach derzeitiger Planung gibt es allerdings noch acht Verhandlungstermine bis zum 15. November. Das Verfahren soll am 16. August mit der Vernehmung einer Steuerberaterin fortgesetzt werden.