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Prozessauftakt 34-Jähriger steht wegen Mordes im Clan-Milieu vor Gericht

Vor den Augen von Polizisten soll ein Mann einen 35-Jährigen ermordet haben. Auslöser soll ein Streit unter Mitgliedern zweier Großfamilien gewesen sein. Jetzt steht der mutmaßliche Täter vor Gericht.

Von dpa 05.11.2024, 03:30
Ein 34-Jähriger muss sich vor dem Landgericht Stade wegen Modes verantworten.
Ein 34-Jähriger muss sich vor dem Landgericht Stade wegen Modes verantworten. -/dpa Pool/dpa

Stade - Auf offener Straße und vor den Augen von Polizeibeamten soll ein 34-Jähriger einen ein Jahr älteren Rivalen getötet haben. Wegen Mordes muss sich seit heute der Deutsche vor dem Landgericht Stade verantworten. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm vor, das Opfer heimtückisch und aus niedrigen Beweggründen getötet zu haben. Die Ermittler rechnen die Tat dem sogenannten Clan-Milieu zu. Vorausgegangen waren nach Angaben der Staatsanwaltschaft „schwere Konflikte“ zwischen der Familie des Angeklagten und des Opfers. Beide betreiben konkurrierende Shisha-Shops.

Familien betrieben konkurrierende Shisha-Shops

Ein Friedenstreffen habe nicht den erwünschten Erfolg gebracht, sagte Staatsanwältin Julia Dawert. Nur wenige Tage später habe ein Mitglied der Familie des Angeklagten einen neuen Shisha-Shop in Stade eröffnet. Dadurch habe sich das Verhältnis zwischen den Beteiligten verschlechtert, sagte Dawert. Es sei zu einem Streit im Laden gekommen, bei dem Baseballschläger, Teleskopstäbe und Pfefferspray eingesetzt worden seien.

Bei einer Schlägerei am selben Tag zwischen Mitgliedern der Familien in der Stader Innenstadt soll die Situation eskaliert sein. Der Angeklagte habe sein Opfer von hinten mit einem Messer in den Kopf gestochen. Er habe damit eine „vermeintliche Ehrverletzung endgültig“ beenden wollen, sagte die Staatsanwältin. Das Opfer wurde lebensgefährlich verletzt und starb einen Tag später. Die Ermittler nahmen den Angeklagten rund sechs Wochen nach der Tat fest.

Angeklagten sechs Wochen nach Tat festgenommen

Bei der Tat seien Polizisten anwesend gewesen, die versucht hätten, die Kontrahenten zu trennen, sagte Dawert. Die Beamten waren ursprünglich vor Ort, weil sie einen vermeintlichen Verkehrsunfall aufnehmen wollten. Der Fahrer eines Fahrzeugs hatte jedoch nach Angaben der Anklage absichtlich das Auto eines anderen gerammt.

Der Prozess startete zum Auftakt wegen aufwendiger Sicherheitskontrollen eineinhalb Stunden später als angesetzt. Dutzende Mitglieder der Familien wollten in den Gerichtssaal und hatten lange gewartet. Doch nur ein kleiner Teil durfte aus Platzgründen die Verhandlung verfolgen. Als der Angeklagte den Gerichtssaal mit Handschellen betrat, schrien und weinten die Frauen der Familie des Opfers.

Drei Tote im Clan-Milieu in Stade

Zwischen September 2022 und März 2024 hatten der jetzt vor Gericht verhandelte Fall sowie zwei weitere in Stade für Aufsehen gesorgt: Ein Mann erschoss einen 23-jährigen Mitarbeiter eines Imbisses. Mitte Januar dieses Jahres soll eine Gruppe einen 44-Jährigen am Bahnhofsparkplatz durch Schläge und Tritte so schwer verletzt haben, dass er starb.