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Fernsehen Ein König und politische Abgründe: Der Berliner „Tatort“

Dieser Sonntagskrimi spielt an einem einzigen Tag, ist hochpolitisch - und beruht auf wahren Ereignissen: Die Berliner arbeiten dieses Mal unter enormen Zeitdruck. Was hat Afghanistan damit zu tun?

Von Sabrina Szameitat, dpa 15.02.2025, 08:00
Die Hauptstadt ist in Unruhe. Susanne Bonard und Robert Karow sind auf der Suche nach einem Scharfschützen.
Die Hauptstadt ist in Unruhe. Susanne Bonard und Robert Karow sind auf der Suche nach einem Scharfschützen. Gordon Muehle/ARD/rbb/dpa

Berlin - 07.09 Uhr in der Hauptstadt, Rushhour an der Friedrichstraße. Ausgerechnet an einem der meistbelebten Orte in Berlin fällt am helllichten Tag plötzlich ein tödlicher Schuss. Das Opfer: Ein Ex-Politiker. Schnell wird klar: Für die Berliner „Tatort“-Ermittler Susanne Bonard (Corinna Harfouch) und Robert Karow (Mark Waschke) wird es im neuen Fall „Vier Leben“ - am 16. Februar um 20.15 Uhr im Ersten - doppelt brisant.

Nicht nur, weil sich die Hauptstadt gerade auf den Staatsbesuch eines Königs vorbereitet und dementsprechend abgesichert ist. Schlimmer noch: Es bleibt nicht bei dem tödlichen Scharfschützen-Attentat auf den aufstrebenden Jungpolitiker Jürgen Weghorst. Das Verbrechen ist Auftakt für eine kaltblütige Mordserie, die mit dem Abzug der Nato-Truppen in Afghanistan im Jahr 2021 zusammenhängt. 

Ein „Tatort“ mit Bezug zu wahren Begebenheiten

Passend dazu macht ein Disclaimer am Anfang der Folge „Vier Leben“ klar: Dieser „Tatort“ sei angelehnt an wahre Begebenheiten, doch die Personen und Handlungen seien frei erfunden. 

Der Ton ist damit jedenfalls gesetzt: Bonard und Karow sehen sich inmitten des politischen Berlins mit einem der komplexesten, jüngeren Kapitel der deutschen Geschichte und dazu mit einem enormen (Zeit-)Druck konfrontiert. 

So fordert die Innensenatorin direkt zu Beginn am Telefon, dass eine Terrorlage ausgeschlossen werden soll - wegen des Staatsbesuchs. Karow: „Vielleicht lässt sie uns erst mal unsere Arbeit machen“. Bonard: „Hab' ich ihr auch gesagt. Ein bisschen netter vielleicht.“

Spannender Politthriller - mit komplexem Hintergrund

Die Spur führt die beiden Ermittler zu einem Afghanistan-Untersuchungsausschuss und zu einer gut vernetzten Menschenrechtsaktivistin (Pegah Ferydoni). Diese setzt sich für die Rechte der ehemaligen Ortskräfte in Afghanistan ein und kämpft mit einem persönlichen schweren Schicksal. 

Entstanden ist ein insgesamt spannender Politthriller. Kurzweilig auch, weil sich die Ereignisse alle an einem Tag abspielen. Immer wieder werden hierfür an unterschiedlichen Schauplätzen die Uhrzeiten eingeblendet. Es geht um das persönliche Rechtsempfinden, um Aufarbeitung, Trauma, Schuld und Verantwortung.

Zweiter Mord verschärft die Lage: „So eine Scheiße!“

Das Kommissar-Duo muss dem Täter mit hohem Tempo auf die Spur kommen. Die Lage verschärft sich, als er ein zweites Attentat auf eine PR-Beraterin verübt - da verliert Karow die Fassung („So eine Scheiße, echt!“). 

Allerdings: Wer das Geschehen rund um die Machtübernahme der Taliban im Sommer 2021 nicht mehr allzu präsent im Kopf hat, könnte im Verlauf der „Tatort“-Folge mitunter den Faden verlieren. 

Machtübernahme der Taliban 

Deshalb zur Auffrischung: Die deutsche Bundeswehr hat Afghanistan im Juni 2021 nach fast 20 Jahren verlassen, schneller als ursprünglich geplant. Im August 2021, als die Taliban - praktisch ohne Gegenwehr - Kabul einnahmen, beteiligte sich Deutschland an einem internationalen militärischen Evakuierungseinsatz. 

Dabei wurden Tausende Menschen ausgeflogen - darunter auch Ortskräfte der Bundeswehr und deren Angehörige. Viele blieben aber auch zurück. Bilder von hektischen Szenen am Flughafen Kabul gingen um die Welt. Das Chaos hatte einen Untersuchungsausschuss zur Folge.