Halbfinale der Frauen im Pokal Vor Rekordkulisse: Werder nach Spektakel beim HSV im Finale
Pokal-Halbfinale. Nordderby. Rekordkulisse. Der HSV und Werder Bremen machen Werbung für den deutschen Frauenfußball. Nach einer dramatischen Partie zieht Bremen ins Finale ein.

Hamburg - Die Bremerinnen packten die Final-Shirts aus und feierten vor ihren mitgereisten Fans, die Hamburgerinnen holten sich auf der Ehrenrunde tröstenden Applaus ab. Die Fußballerinnen von Werder Bremen gewannen das Pokal-Halbfinale vor der Rekordkulisse von 57.000 Zuschauern im ausverkauften Volksparkstadion beim Hamburger SV mit 3:1 (1:1, 0:0) nach Verlängerung. Doch auch die HSV-Frauen aus der 2. Liga durften nach dem packenden Duell stolz sein. Der größte Gewinner war aber der Frauenfußball.
„Das war unglaublich. Ich habe keine Stimme mehr. Ich bin eigentlich nicht so ein emotionaler Typ, aber das lässt ja niemanden kalt. Das war ein Krimi“, sagte Werder-Spielerin Lina Hausicke bei Sky: „Emotional und körperlich war das ein Riesenkraftakt.“ Im Endspiel treffen die Hanseatinnen, die gegen den HSV lange in Unterzahl spielen mussten, am 1. Mai auf den Bundesligarivalen FC Bayern München.
„Tolles Statement“ für den Frauenfußball
Die Unterstützung durch die eigenen Fans bezeichnete HSV-Spielerin Christin Meyer als „immens“ - doch der Schmerz über das Ausscheiden war unmittelbar nach dem Abpfiff noch groß. Es würden jetzt „erst mal ein paar Tränen“ fließen, sagte Meyer, die aber auch meinte: „Für den Frauenfußball ist es ein tolles Event und ein tolles Statement.“
Begünstigt durch einen schweren Fehler von HSV-Torhüterin Inga Schuldt erzielte Sophie Weidauer (81. Minute) das 1:0 und die erneute Bremer Führung in der Verlängerung (117.). Verena Wieder (120.+1) erhöhte noch. HSV-Kapitänin Sarah Stöckmann (89.) hatte spät ausgeglichen und den Gastgeber in die Verlängerung gebracht. Werder-Abwehrspielerin Saskia Matheis (54.) hatte die Gelb-Rote Karte gesehen.
Zuschauerrekord „einfach nur krass“
Nie zuvor waren so viele Menschen bei einem Frauenfußballspiel im deutschen Vereinsfußball dabei. Der bisherige Rekord in einer Liga- oder Pokalpartie lag bei 44.808 Fans beim Pokal-Endspiel 2023 in Köln. Der Weltrekord wurde ein Jahr vorher im Champions-League-Halbfinale 2022 zwischen dem FC Barcelona und dem VfL Wolfsburg mit 91.648 Fans aufgestellt.
Seit Wochen war die Partie in Hamburg ausverkauft - und es hätten laut HSV-Finanzvorstand Eric Huwer noch deutlich mehr Karten abgesetzt werden können. Die ereignisreiche Begegnung war durchaus Werbung für den Frauenfußball.
Beide Mannschaften wirkten in der Anfangsphase trotz der ungewohnten Geräuschkulisse nicht nervös, sondern hochmotiviert. Werder ging durch die höhere Ligazugehörigkeit als Favorit in die Partie, allerdings war der Unterschied meistens nicht spürbar. Erst nach der Gelb-Roten Karte hatten die in Unterzahl agierenden Bremerinnen leichte Vorteile. Weidauer und Wieder sorgten mit zwei späten Toren in der Verlängerung dafür, dass es kein Elfmeterschießen gab.
Deutscher Meister Bayern wartet im Finale
Im Finale am 1. Mai (16.00 Uhr) in Köln wartet auf Bremen der FC Bayern. Dank eines Dreierpacks der Dänin Pernille Harder gewannen die Münchnerinnen am Samstag nach einem 0:2-Rückstand gegen die TSG 1899 Hoffenheim noch mit 3:2.
DFB-Kapitänin Giulia Gwinn, die beim FCB verletzt fehlte, störte allerdings, dass keiner der männlichen Verantwortlichen des Clubs um Präsident Herbert Hainer und Ehrenpräsident Uli Hoeneß sich bei der Partie hatte blicken lassen. „Wir sind in der Liga super dabei, da ist das Pokal-Halbfinale eigentlich was, wo man sich Präsenz erhofft. Sehr, sehr schade“, sagte Gwinn bei Sky.