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Bundestagswahl 2025

AfD-Erfolg Was die Bundestagswahl für Thüringen bedeutet

Jubel und Ernüchterung liegen bei den Thüringer Parteien bei der Bundestagswahl nahe beieinander. Der große Erfolg der AfD dürfte noch für Diskussionen sorgen.

Von dpa 24.02.2025, 05:00
Thüringens AfD-Chef Björn Höcke spricht von einem historischen Ergebnis für seine Partei.
Thüringens AfD-Chef Björn Höcke spricht von einem historischen Ergebnis für seine Partei. Julian Stratenschulte/dpa

Erfurt - Die AfD setzt ihre Sieges-Serie in Thüringen fort und erobert Platz eins bei der Bundestagswahl im Freistaat. Für die Menschen in Thüringen war es die vierte Wahl in zwölf Monaten, die Wahlbeteiligung war mit 80,7 Prozent dennoch so hoch wie nie. Nach einem Turbo-Wahlkampf rangieren die Parteien zwischen Jubel, Demut und Ernüchterung. Erkenntnisse aus dem Wahlabend:

Die AfD baut ihre Dominanz aus

Die Partei von Rechtsaußen Björn Höcke läuft doppelt so stark ins Ziel ein wie die CDU von Ministerpräsident Mario Voigt. Der Chef-Christdemokrat im Freistaat spricht von einem „Weckruf“, sieht die Verantwortung für das Ergebnis aber auch bei der bisherigen Ampel-Regierung in Berlin. Auf Bundesebene machte die Union das Rennen, doch die AfD wird deutlich stärker im neuen deutschen Bundestag vertreten sein. „Diese Bundestagswahl war eine "Gegen-Wahl", sagt der Erfurter Politikwissenschaftler André Brodocz. Vielen Wählerinnen und Wählern sei es mehr darum gegangen, eine alte Regierung abzuwählen statt eine neue ins Amt zu wählen. Zudem hätten sich viele auch gegen konkrete Politikerinnen und Politiker entschieden. „Insgesamt war die Zufriedenheit mit dem Spitzenpersonal diesmal sehr niedrig.“

Die Linke kann es noch

Sieben von acht Wahlkreisen gingen an die AfD. Nur im Wahlkreis Erfurt-Weimar-Weimarer Land II konnte Ex-Ministerpräsident und Linke-Silberlocke Bodo Ramelow mit den meisten Erststimmen einen deutlichen Sieg erringen. Sein AfD-Kontrahent landete auf Platz zwei. Auf Bundesebene ist Ramelows Partei bei dieser Bundestagswahl ein Comeback gelungen. „Das ist die neue Linke - jünger, weiblicher, an sozialem Ausgleich orientiert“, sagte Ramelow der dpa in Erfurt. Einen Grund für das gute Abschneiden seiner Partei sieht er in einem offensichtlich bestehenden Bedürfnis vieler Menschen, „sich links zu positionieren“. Mit der Ex-Linken Sahra Wagenknecht hätten einige hundert Menschen die Linke verlassen, aber Tausende seien eingetreten. „Das ist jetzt eine andere Partei.“

Schwächelndes BSW

Der Newcomer bei den vielen Thüringer Wahlen 2024 war das BSW. Die Bundestagswahl 2025, die Parteigründerin Sahra Wagenknecht besonders wichtig war, geriet für die junge Partei zur Zitterpartie über die Fünf-Prozent-Hürde. In Thüringen holte das BSW mit 9,4 Prozent zwar deutlich mehr. Doch an den Erfolg bei der Thüringer Landtagswahl konnte es nicht anknüpfen. 

Kein Rückenwind für Brombeer-Koalition

Höcke sprach am Wahlabend davon, die Menschen hätten nicht nur die Ampel in Berlin, sondern auch die Brombeer-Regierung in Thüringen abgewählt. Ob diese Deutung zutrifft, ist offen. Rückenwind lässt sich für die ungewöhnliche Koalition aus CDU, BSW und SPD jedoch auch nicht ablesen. Die CDU verbesserte sich trotz positiveren Bundestrend im Vergleich zu 2021 kaum. Damals erhielt sie 16,9 Prozent, diesmal 18,6. Die SPD stürzte regelrecht ab - von 23,4 Prozent in 2021 auf 8,8 bei dieser Wahl. Für das BSW war es die erste Bundestagswahl. Die AfD verbesserte sich von 24,0 Prozent in 2021 auf 38,6 Prozent bei dieser Wahl.