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Sachsen-Anhalt Wirtschaft drängt auf Kurskorrekturen in Berlin

In der Wirtschaft wird weniger investiert, hohe Ausgaben für Energie und Steuern belasten die Unternehmen. IHK-Vertreter aus Sachsen-Anhalt fordern Reformen.

Von dpa Aktualisiert: 13.03.2025, 13:06
Viele Unternehmen in Sachsen-Anhalt blicken pessimistisch auf ihre Geschäftserwartungen in diesem Jahr. (Archivbild)
Viele Unternehmen in Sachsen-Anhalt blicken pessimistisch auf ihre Geschäftserwartungen in diesem Jahr. (Archivbild) Jan Woitas/dpa

Magdeburg/Halle - Viele Unternehmen in Sachsen-Anhalt blicken pessimistisch auf ihre Geschäfte in diesem Jahr. Schwache Absatzzahlen und die mangelnde Zuversicht, dass sich hieran bald etwas ändere, führten zu einer geringeren Investitionstätigkeit, insbesondere in der Industrie, sagte der Präsident der Industrie- und Handelskammer (IHK) Halle-Dessau, Sascha Gläßer. „Die Industrie ist unser großes Sorgenkind.“ Die Vertreter der Wirtschaft drängen auf eine zügige Regierungsbildung in Berlin und auf Reformen in den Bereichen Energie, Steuern und Bürokratie.

Bereits im vergangenen Jahr war die konjunkturelle Entwicklung der Wirtschaft in Sachsen-Anhalt von Stagnation geprägt. Der IHK-Geschäftsklimaindex lag Ende 2024 bei minus 12,2 Punkten und damit deutlich schlechter als in den Quartalen zuvor.

70 Prozent der Unternehmen sähen in den wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen ein Problem, sagte Gläßer. Im Bau fehlten Aufträge, Handel und Gastgewerbe litten besonders unter Kostensteigerungen. Belastend seien insgesamt die hohen Kosten für Energie und Löhne sowie die im internationalen Vergleich hohe Steuerbelastung. „Deutsche Unternehmen haben es immer schwerer, sich gegen internationale Konkurrenten durchzusetzen, die weitaus geringere Produktionskosten aufweisen“, so Gläßer.

Senkung von Abgaben und Steuern gefordert

Die IHK Magdeburg schätzt die Lage ähnlich ein und fordert von der neuen Bundesregierung Reformen. Präsident Klaus Olbricht sagte, die Steuern und Abgaben müssten runter, um Wettbewerbsfähigkeit zu erlangen. Zudem müsse die Energieversorgung bezahlbar sein, in die Infrastruktur investiert und bürokratische Belastungen abgebaut werden.

„Aber auch auf der Landesebene gibt es einiges zu tun“, sagte Olbricht. Das schwarz-rot-gelbe Bündnis habe sich im Koalitionsvertrag auf die Einführung eines Normenkontrollrats verständigt, das sei aber bisher nicht umgesetzt. „Hier sollte schnellstmöglich etwas passieren“, so Olbricht. Das Gremium könne dazu beitragen, Bürokratie zielgerichtet abzubauen.

Geld allein reicht bei Infrastruktur nicht

Gut finden die beiden Kammern das geplante Sondervermögen von 500 Milliarden Euro für die Infrastruktur, auf das sich CDU, CSU und SPD in den Sondierungen für eine Koalition im Bund verständigt haben. Geld allein reicht aus Sicht der Wirtschaftsvertreter jedoch nicht, um die Probleme zu lösen. Nötig sei auch eine Beschleunigung von Planungs- und Genehmigungsverfahren, um zügig voranzukommen, hieß es.

Die Landesarbeitsgemeinschaft der beiden Industrie- und Handelskammern vertritt die Interessen von rund 110.000 Unternehmen in Sachsen-Anhalt. Dazu werden unter anderem Umfragen unter den Mitgliedsunternehmen durchgeführt. Der Geschäftsklimaindex fasst zusammen, wie die Unternehmen ihre derzeitige Geschäftslage und ihre Aussichten einschätzen.