AfD-Demo Donnergrollen auf dem Domplatz
Die AfD-Kundgebung in Magdeburg wurde am Dienstagabend von massiven Protestaktionen begleitet - und von Gewitterdonner am dunklen Himmel.
Magdeburg l Ein Großaufgebot der Polizei sorgte bereits am späten Nachmittag für eine Abschottung des Domplatzes im Magdeburger Stadtzentrum. Knapp 20 Mannschaftswagen standen bis in die Nebenstraßen. Sperrgitter schotteten die Bühne der AfD ab, vorbeikommende Passanten mussten sich schon eine Stunde vor Veranstaltungsbeginn Taschenkontrollen unterziehen. Vor 18 Uhr war sowohl von AfD-Sympathisanten noch von politischen Gegnern nichts zu sehen. Das sollte sich 15 Minuten vor Veranstaltungsbeginn schlagartig ändern.
Vor der Bühne sammelten sich mehrere hundert Veranstaltungsteilnehmer. Direkt hinter den Absperrgittern hatte die Polizei einen Zug mit ebenfalls mehreren hundert Gegendemonstranten zum Domplatz begleitet. Bevor Redner die Bühne betraten, wetteiferten die politischen Lager zunächst akustisch gegeneinander. Von der Bühne erschallten deutsche Volkslieder, von einer Mezzo-Sopranistin vorgetragen. Das vorwiegend jugendlich-linke Publikum hinter der Absperrung konterte mit schräger Punkmusik aus Lautsprecherboxen.
Gegen 19 Uhr versammelten sich dann die prominentesten Vertreter des rechten AfD-Parteiflügels auf dem Domplatz. Sie wurden mit lauten „Nazis-raus“-Rufen bedacht. Zunächst trat AfD-Spitzenkandidat Alexander Gauland ans Mikrofon. Schon nach seinen ersten Sätzen verfinsterte sich Himmel. Wenig später donnerte es. Gewitterwetter im Wahlkampf.
Gauland machte sofort Stimmung gegen Flüchtlinge. Er sagte: „Wir wollen nicht die Fußabtreter der Welt sein. Wir verteidigen dieses Land gegen millionenfache Einwanderung. Wir wollen nicht von diesen Menschen dominiert werden, die uns unsere Heimat wegnehmen.“ Mit Blick auf eine mögliche Wahl der AfD in den Bundestag fügte er unter dem großen Applaus seiner Anhänger hinzu: „Wir werden die Politiker der Konsensparteien vor uns hertreiben.“
Die Gegendemonstranten schwenkten Plakate mit Aufschriften wie „Liebe statt Hass. Die Zukunft bleibt bunt!“ oder „Nazis einen Vogel zeigen!“ Bei den AfD-Anhängern waren Transparente zu lesen wie: „Lieber Schweinemett als Mohammed!“
Mit Blick auf die Flüchtlinge schimpfte der Chef der AfD in Sachsen-Anhalt, André Poggenburg: „Haben wir wertvolle Einzahler in unsere Sozialsystem erhalten? Nein, bekommen haben wir tägliche sexuelle Übergriffe und Vergewaltigungen.“ Das politische System geißelt er in Gänze. Er beklagt ein „totales Politikerversagen in Deutschland“.
Der umstrittene Thüringer AfD-Fraktionsvorsitzende Björn Höcke, Vordenker und Leitfigur seiner Partei, folgte wenig später. Er sagte: „Das politische Establishment demoliert unseren Sicherheits- und Sozialstaat. Es verschenkt unsere Heimat. Dieses Land steht Kopf.“ Er warf der Bundesregierung eine „Politik des Niedergangs“ vor.
Die AfD hatte bei der Landtagswahl 2016 in Sachsen-Anhalt aus dem Stand 24,3 Prozent erreicht und stellt im Landtag nach der CDU die zweitstärkste Fraktion. Im zurückliegenden Jahr hatten immer wieder Machtkämpfe die Landes-AfD erschüttert. Es tobt ein parteiinterner Streit um den politischen Kurs. Parteiinterne Kritiker konstatieren einen Rechtsruck. Der Landesvorstand um André Poggenburg hat die Landes-AfD mittlerweile von etlichen Kritikern gesäubert. Drei der zunächst 25 Parlamentarier haben die Landtagsfraktion inzwischen verlassen.