Gewalt Anklage nach Prügelattacke in Straßenbahn
Die Prügelorgie in einer Straßenbahn in Magdeburg hat ein juristisches Nachspiel: Die Staatsanwaltschaft klagt einen Syrer an.
Magdeburg l Die Staatsanwaltschaft Magdeburg hat Anklage gegen den 34-jährigen Syrer Bahaa M. wegen Körperverletzung in zwei Fällen und gefährlicher Körperverletzung erhoben. Das bestätigte Landgerichtssprecher Christian Löffler. Zurzeit werde geprüft, ob und wann die Hauptverhandlung im Landgericht eröffnet wird. Gerechnet wird damit im Spätsommer.
Hintergrund: Kurz vor Ostern waren in Magdeburg eine 18-jährige Gymnasiastin und ein 28-jähriger Medizinstudent am hellichten Tage in einer Straßenbahn in Magdeburg grundlos brutal attackiert worden. Darüber berichtete zuerst die Volksstimme. Die Schülerin erlitt eine Nasenbeinfraktur und einen Bruch des linken Augenhöhlenrings. Der Student, der der jungen Frau helfen wollte, hatte mehrere Platzwunden und einen Bruch der Vorderwand der Stirnhöhle. Ihm wurde eine Titanplatte eingesetzt.
Der mutmaßliche Schläger war an jenem 18. April in der Straßenbahn von der Polizei gefasst worden. Obwohl er wegen ähnlicher Fälle polizeibekannt war, kam er nicht in Haft, sondern wurde in die Psychiatrie gebracht. Aus dieser entließ er sich nur einen Tag später selbst. Die Polizei verharmloste zunächst den Fall.
Nur durch das Intervenieren der Familie der Schülerin kam Bewegung in die Ermittlungen. Erst acht Tage später wurde Haftbefehl erlassen. Nach der Veröffentlichung des Falls räumte die Polizei schwere Ermittlungsfehler ein. Der Umgang mit der Prügelattacke und die Konsequenzen daraus stehen künftig auch auf dem Lehrplan der Polizeischule Aschersleben.
Das Landgericht lässt nun auch die Schuldfähigkeit des Angeklagten durch einen Gutachter überprüfen. Bei voller Schuldfähigkeit drohen ihm bis zu zehn Jahre Haft wegen der gefährlichen Körperverletzung. Diese nimmt die Staatsanwaltschaft an, weil die Verletzungen bei dem Medizinstudenten potenziell lebensgefährlich waren. Möglich ist aber auch eine dauerhafte Einweisung in eine geschlossene forensische Psychiatrie, wenn das Gericht eine Gefährlichkeit für die Allgemeinheit erkennen sollte.
Angeklagt ist in dem Verfahren auch ein mutmaßlicher Angriff durch Bahaa M. auf einen 31-jährigen Pakistaner am Hasselbachplatz – nur sieben Tage vor der Attacke auf die Schülerin und den Studenten. Dort soll Syrer das Opfer mehrfach mit der Faust ins Gesicht geschlagen haben. Auch damals war ein Grund nicht zu erkennen. Der Schläger blieb zunächst unerkannt.
Inga S., die Mutter der Schülerin, sagte gestern: „Es macht mich traurig und wütend, dass die Polizei damals ihre Arbeit nicht richtig gemacht. Meine Tochter und der Medizinstudent könnten noch unverletzt sein. Die junge Frau leidet noch an den Folgen der Schläge, hat aber inzwischen das Abitur gemeistert. Mit einem Notendurchschnitt von 1,1.
Der Angeklagte sitzt seit der Festnahme in der Justizvollzugsanstalt in Burg. Seither schweigt er zu den Vorwürfen.