Auf dem Weg zum Naturmonument: Filmprojekt zum Grünen Band
Ort der Erinnerung und Naturparadies: Das Grüne Band hat viele Gesichter. Sachsen-Anhalt will den Schutz des ehemaligen Grenzstreifens verbessern. Welche Rolle spielt dabei das Filmprojekt eines Abenteurers?
Magdeburg (dpa) - Jahrzehntelang teilte sie Deutschland, inzwischen ist die ehemalige innerdeutsche Grenze zu einem Naturparadies geworden. Sachsen-Anhalt will den Schutz des sogenannten Grünen Bandes ausbauen und hat dafür eine Imagekampagne gestartet. Der Abenteurer Mario Goldstein wanderte im vergangenen Sommer den 343 Kilometer langen Streifen in Sachsen-Anhalt entlang. Seine Erlebnisse hielt er zusammen mit einem Filmteam in Bildern und Filmsequenzen fest. Daraus entstand eine Multivisionsshow, die Goldstein erstmals am Montag in Magdeburg präsentierte. Im Mai geht er damit auf Tour durchs Land. Ein ähnliches Projekt hatte er zuvor bereits in Thüringen umgesetzt.
Auf seiner Wanderung traf Goldstein Zeitzeugen wie ehemalige Soldaten und Flüchtlinge. Ihre Lebensgeschichten bilden den Kern seines Filmprojekts. "Das Ganze ist für mich auch ein Versöhnungsthema", betonte er. Schließlich habe das Grüne Band auch viel Leid verursacht - vor allem auf der Ostseite der Grenze. Goldstein verwies auf die vielen DDR-Bürger, die ihren Fluchtversuch nicht überlebten. "Wenn man am Grünen Band entlangläuft, begegnen einem diese Themen unweigerlich." Goldstein selbst flüchtete im Alter von 18 Jahren aus der DDR nach Westdeutschland. Die Wanderung im Sommer 2018 - 20 bis 30 Kilometer schaffte er pro Tag - habe ihn auch mit seiner eigenen Vergangenheit ausgesöhnt, sagte Goldstein.
Seine Multivisionsshow trägt den Titel "Abenteuer Grünes Band - Vom Todesstreifen zur Lebenslinie". Auch Naturschützer, die sich für das Grüne Band einsetzen, kommen zu Wort. Damit schlägt das Filmprojekt eine Brücke zum politischen Ziel von Sachsen-Anhalts Landesregierung. Bis zum 30. Jahrestag des Mauerfalls im Herbst soll das Grüne Band als Nationales Naturmonument unter Schutz gestellt werden.
Die neu geschaffene Kategorie im Bundesnaturschutzgesetz gibt es seit rund zehn Jahren. Thüringen hat dieses Ziel nach langen Diskussionen bereits erreicht, im November 2018 beschloss der Landtag das nötige Gesetz. Dort verläuft mit 763 Kilometern mehr als die Hälfte des insgesamt rund 1400 Kilometer langen ehemaligen innerdeutschen Grenzstreifens.
In Sachsen-Anhalt hat das Grüne Band allerdings noch Lücken. Etwa ein Drittel der Flächen sind nach Angaben des Umweltministeriums noch nicht in öffentlicher Hand. Dort wird Ackerbau betrieben oder sie gehören privaten Waldbesitzern. Das Land will deshalb Flächen aufkaufen oder tauschen. Umweltministerin Claudia Dalbert (Grüne) betonte stets, bei Konflikten sollten einvernehmliche Lösungen gefunden werden.