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Corona Firmen fürchten Schließung

Die Corona-Infektionszahlen gehen nicht zurück. Kanzlerin Merkel ruft erneut zum Krisengipfel. Was droht?

Von Christoph Dierking 16.01.2021, 00:01

Magdeburg l Trotz verriegelter Restaurants und geschlossener Schulen stecken sich immer mehr Menschen mit Corona an. Kanzlerin Angela Merkel zieht die nächste Krisen-Runde mit den Länderchefs vom 25. auf den 19. Januar vor. Am Dienstagabend werden die neuen Restriktionen verkündet. Worüber wird diskutiert?

 

l Industrie-Lockdown: Alle Bänder stehen für einige Wochen still – wie im Frühjahr bei VW. Einige Experten halten das für sinnvoll, um die Infektionszahlen massiv zu drücken. Oliver Holtemöller, Vize-Chef vom Institut für Wirtschaftsforschung Halle sagt: „Das kann der Wirtschaft auf lange Sicht besser helfen.“ Und: „Deutschland kann sich das leisten.“ Doch dagegen regt sich heftiger Widerstand.

„Für die Wirtschaft wäre ein Komplett-Lockdown in Deutschland tödlich“, sagt Michael Simon, Geschäftsführer des Maschinenbauers Doppstadt in Calbe (Salzlandkreis). Ein Lockdown ergäbe lediglich Sinn, wenn die Wirtschaft in ganz Europa komplett heruntergefahren würde.

Sachsen-Anhalts Wirtschaftsminister Armin Willingmann sagte: „Die negativen Auswirkungen wären viel zu hoch. Ich lehne das entschieden ab.“ IHK-Präsident Klaus Olbricht meint: „Unternehmen sind keine Infektionsherde.“ Magdeburgs Handwerkskammer-Chef Burghard Grupe warnt: „Wenn die Frisöre nicht bald wieder öffnen können, besteht die Gefahr, dass sie in eine Grauzone abwandern.“ Heißt: Dann wird zu Hause frisiert - mit deutlich höherer Ansteckungsgefahr.

Zwangs-Heimarbeit: Soll mehr Homeoffice vorgeschrieben werden? Noch bleibt es wohl bei Appellen. Die Gewerkschaft macht Druck. „Wir müssen dringend Pendlerfahrten vermeiden“, sagt DGB-Landeschefin Susanne Wiedemeyer. Ein Aufruf kam gestern von oberster Stelle. Bundespräsident Frank Walter Steinmeier sagte gestern: „Gehen Sie nicht ins Büro, wenn Sie nicht zwingend müssen.“

Aggressive Virusmutante: Die Menschen schützen sich mehr als in jeden Winter zuvor; es gibt auch deswegen kaum Grippefälle. Doch Corona grassiert. Ist die bis zu 70 Prozent ansteckendere, aus Großbritannien kommende Virus-Mutante daran schuld? „Bislang kann man sagen: Die hohen Infektionszahlen können in Deutschland nicht durch diese Virusvariante verursacht sein“, sagt Professor Andrea Kröger, Virologin des Uniklinikums Magdeburg. Dafür komme diese hier noch zu selten vor.

Unklar bleibt auch, ob die Mutante den extremen Infektionsanstieg in Irland ausgelöst hat. „Darum wäre es falsch, jetzt aus bloßer Angst einen kompletten Lockdown zu verhängen“, meint der Magdeburger Bundestagsabgeordnete und CDU-Gesundheitspolitiker Tino Sorge.

FFP-2-Maskenpflicht. Bayern hat sie schon, nun steht sie wohl deutschlandweit an: Die FFP-2-Maskenpflicht in Bussen, Bahnen und Supermärkten. Im Gegensatz zu anderen Masken schützt FFP 2 auch den Träger vor Ansteckung. Vorausgesetzt, sie wird korrekt getragen. „Da das längere Tragen währen des Tagesablaufs beeinträchtigend ist, befürchte ich, dass sich viele Menschen drumherummogeln werden“, sagt Anguche Amukobole, Oberarzt an der Lungenklinik Lostau.

Mittlerweile werden die Masken auch im Netz reichlich angeboten. Doch was ist, wenn die bundesweite Pflicht kommt? „Dann muss man damit rechnen, dass es zu vorübergehenden Engpässen kommt, da die notwendige Logistik eine gewisse Zeit brauchen wird, einen solchen plötzlichen Ansturm zu verkraften“, sagt Jens-Andreas Münch, Präsident der Apothekerkammer Sachsen-Anhalt.

Das Corona-Virus verbreitet sich sehr schnell. Während etwa Grippe-Patienten mit Fieber meist zu Hause blieben, spürten Corona-Infizierte oft kaum Symptome – und haben daher weiterhin viele Kontakte, erklärt Virologin Kröger. Daher seien Abstand, Maske und drastische Kontaktreduzierungen so wichtig.

Grenzkontrollen. Über Tschechien rollte die zweite Corona-Welle schon im Oktober - mit Inzidenzen von bis zu 700 Infizierten je 100 000 Einwohnern. Da hatte Sachsen noch 50. Das änderte sich schnell. Die Welle erreichte erst Sachsen und Bayern, später Sachsen-Anhalt und Thüringen. Derzeit hat Tschechien wieder einer Inzidenz von 800. In Bayern müssen Pendler sich jetzt testen lassen. Sachsen testet einmal wöchentlich. Nun werden weitere Verschärfungen auch an anderen Grenzen diskutiert.

Wahl-Verschiebung. Thüringen hat seine Landtagswahl verschoben. Sachsen-Anhalt wählt am 6. Juni. Im Notfall gibt es eine reine Briefwahl. Der Juni ist der späteste Termin; bei einer Verschiebung müsste die Landesverfassung geändert werden. Seiten 4 und 5