Magdeburg/Berlin (js/dpa) l Die Lieferausfälle des britisch-schwedischen Herstellers Astrazeneca haben gravierende Auswirkungen. Der Konzern hat angekündigt, statt 220 Millionen nur 100 Millionen Dosen bis zur Jahresmitte an die EU-Staaten liefern zu können. Mehrere deutsche Bundesländer ziehen daraus Konsequenzen. Sachsen-Anhalt stellt die Impfungen von Polizisten zurück. In den kommenden drei Wochen erhält das Bundesland 70 Prozent weniger Impfdosen als bisher zugesichert, teilte das Gesundheitsministerium gestern mit. „Das ist ein herber Dämpfer“, sagte Ministerin Petra Grimm-Benne (SPD). Die auf 9600 Dosen geschrumpfte Lieferung für diese und nächste Woche werde zu gleichen Teilen an Magdeburg und Halle geliefert, sagte die Ministerin. Eine Versorgung aller Impfzentren mit solch geringen Mengen sei „ineffektiv“. Anfang April soll sich die Lage wieder stabilisieren.
Auch andere Länder reagierten. Thüringen stoppte die Terminvergabe und verschob den geplanten Start von Impfungen bei Hausärzten. In Berlin werden neue Impftermine gestreckt. Die EU-Kommission hat nunmehr Versäumnisse eingeräumt. „Es stimmt, dass bei der Bestellung der Impfstoffe sowohl in Brüssel als auch in den Mitgliedstaaten Fehler gemacht wurden“, sagte der EU-Kommissionsvize Frans Timmermans dem „Tagesspiegel am Sonntag“. Selbstbewusst fügte er hinzu: „Ich bin bereit, am Ende der Pandemie eine Bilanz zu ziehen. Dann können wir ja sehen, was wir falsch und was wir richtig gemacht haben.“
Es klemmt nicht nur bei den Impfungen, sondern auch bei den Schnelltests. Der Gesundheitsexperte der SPD, Karl Lauterbach, hat daher einen Schulstopp bis Ostern gefordert. „Ich appelliere an die Länder, alle Schulen bis Ostern wieder zu schließen, auch die Grundschulen“, sagte er der „Rheinischen Post“. Als Grund für seine Forderung nannte Lauterbach die Virusmutationen, die sich „insbesondere bei den Jüngeren rasant ausbreiten“. Die erneute Schließung von Schulen könne nur abgewendet werden, wenn Schüler zweimal pro Woche mit Schnelltests auf das Coronavirus getestet würden.
Schulen, die dies noch nicht vorbereitet haben, sollten wieder geschlossen werden, sagte Lauterbach. „Es war ein Fehler, die Schulen ohne flächendeckend funktionierende Testabläufe zu öffnen. Bis Ostern sollten Lehrer und anderes Schulpersonal darin trainiert werden, die Schüler an allen Schulen an den Schnelltests anzuleiten.“