Drei Jahre nach MZ-Produktionsende Ersatzteile gut gefragt
Das MZ-Motorradwerk gibt es schon seit drei Jahren nicht mehr. Aber die Emme, wie Fans ihr MZ-Motorrad liebevoll nennen, ist Kult. Der Handel mit Ersatzteilen floriert.
Schneeberg (dpa/sn) - Auch nach dem Ende des Zschopauer Motorenwerkes und dem Produktionsende für die MZ-Motorräder 2012 boomt der Handel mit den Ersatzteilen. Das Interesse hat in den vergangenen Jahren sogar noch zugenommen. Wir müssen Teile nachproduzieren, sagte der Geschäftsführer der MuZ Vertriebs GmbH, Lutz Groß, in Schneeberg.
Vor allem die Teile der 125er Baureihe RT, SX, SM seien gefragt. Das ist unser Brot- und Buttergeschäft. Diese Maschinen kämen jetzt langsam in die Jahre. Zudem will Groß den Elektroroller Charly aus der MZ-Produktion ab Frühjahr 2016 wieder neu auf den Markt bringen. Elektromobilität liegt im Trend. Ich denke an zunächst jährlich rund 200 Stück.
Laut Kraftfahrt-Bundesamt waren Anfang des Jahres noch mehr als 83 500 MZ-Motorräder auf deutschen Straßen unterwegs. Das sind noch immer rund zwei Prozent aller zugelassenen Bikes.
2013 hatte Groß das Ersatzteilgeschäft der insolventen MZ übernommen. Fast alle Teile der nach 1990 gebauten Modelle könnten geliefert werden, sagt er. Wir greifen zumeist auf frühere MZ-Lieferanten zurück. Die Teile haben Erstausrüsterqualität. Darauf lege ich Wert.
Bei einigen Teilen wie der Kurbelwelle oder den Freiläufen habe es auch mal Engpässe gegeben. Das haben wir wieder in den Griff bekommen. Zylinder der 125er Maschinen würden aber nur noch im Austausch abgegeben. Die Teile würden über das Internet vertrieben. Oft könne auch bei vor 1990 gebauten Maschinen geholfen werden, hieß es.
MZ-Maschinen sind einfach und robust, sagt der Chef des MZ Clubs Deutschland, Reiner Wardenbach, aus Rhauderfehn in Ostfriesland (Niedersachsen). Der Club hat seinen Angaben zufolge 250 Mitglieder. Die meisten hätten die MZ-Motorräder auf Reisen schätzen gelernt. Viele würden mittlerweile andere Bikes fahren, hätten ihre MZ aber behalten.
Zum jährlichen Treffen am Stausee Kelbra (Sachsen-Anhalt) - dem sogenannten Emmenrausch - kommen laut Veranstalter jährlich etwa 2500 Fans aus ganz Europa. 2013 war sogar ein Australier mit einer ETZ 250 von Magadan in Russland mehr als 13 000 Kilometer nach Sachsen-Anhalt unterwegs.
Seit 1922 wurden in Zschopau Motorräder gebaut. Ende der 1920er Jahre stieg die Firma DKW zu einem der größten Motorradhersteller der Welt auf. Das bekannteste DKW-Modell war damals die RT 125, die 1939 in Serie ging. In der DDR bauten unter dem Namen MZ (Motorradwerk Zschopau) rund 3000 Mitarbeiter bis zu 85 000 Maschinen jährlich. Sie wurden in rund 100 Länder geliefert.
Das Unternehmen ging 1991 pleite, wurde 1993 zunächst unter dem Namen MuZ Motorrad- und Zweiradwerk GmbH wiederbelebt und 1996 von der malaysischen Hong Leong Industries Berhad (Kuala Lumpur) übernommen. Nach hohen Verluste stellte das Unternehmen die Produktion 2008 wieder ein.
Im Frühjahr 2009 unternahm der frühere Rennfahrer Martin Wimmer zusammen mit seinem Kollegen Ralf Waldmann einen weiteren Rettungsversuch, der 2012 mit der Insolvenz endete. Geblieben ist ein Ersatzteilhandel, den Groß inzwischen von Schneeberg im Erzgebirge aus organisiert.