Fipronil-Skandal Sachsen-Anhalt zieht Gift-Eier aus Verkehr
Der Skandal um giftbelastete Eier hat Sachsen-Anhalt erreicht. Das Sozialministerium hat am Freitag Eier mit Fipronil-Rückständen entfernt.
Magdeburg l Mit dem Insektizid Fipronil belastet Eier aus den Niederlanden sind über eine Packstelle in Thüringen auch in Supermärkten in Sachsen-Anhalt vertrieben worden. Das teilte das Landessozialministerium am Freitag in Magdeburg mit. Die betroffenen Packungen seien jedoch bereits aus den Supermärkten entfernt worden. Angesichts des sich ausweitenden Skandals um belastet Eier zieht die Landesregierung nun Konsequenzen: Legehennenbetriebe im Land müssen sich auf stichprobenartige Kontrollen einstellen, sagte eine Sprecherin des Sozialministeriums der Volksstimme. Vom Skandal um giftbelastete Eier sind inzwischen fast alle Bundesländer betroffen.
In Sachsen-Anhalt gibt es nach Angaben des Statistischen Landesamts 34 Legehennenbetriebe mit rund 1,7 Millionen Hühnern. Im vergangenen Jahr produzierten die Betriebe mehr als 510 Millionen Eier. Landwirtschaftsministerin Claudia Dalbert (Grüne) stellte sich am Freitag vor die Erzeuger. Sie sagte: „Im Fipronil-Skandal trifft unsere Landwirte keine Schuld. Die Branche darf nicht unter Generalverdacht gestellt werden. Nach den derzeit vorliegenden Erkenntnissen haben die Eier produzierenden Betriebe in Sachsen-Anhalt keine Fehler gemacht.“ Dalbert forderte rasche Aufklärung, wie das Insektizid in Ställe in den Niederlanden, in Niedersachsen und in Nordrhein-Westfalen geraten konnte und sprach sich für schärfere Vorgaben auf Bundesebene aus.
An den Verbrauchern geht der Fipronil-Skandal nicht spurlos vorbei: Rewe beobachtet bei seinen Kunden mittlerweile „eine deutliche Kaufzurückhaltung“. Deutschlands größter Discounter Aldi entschloss sich am Freitag zu einem radikalen Schritt und nahm alle Eier aus dem Verkauf. Das trifft auch Betriebe in Sachsen-Anhalt: Die Geflügelfarm Welbsleben bei Aschersleben liefert täglich Zehntausende Eier an den Discounter. Aldi schreibt seinen Erzeugern nun zusätzliche Test vor. Erst mit geprüft fipronilfreier Ware sollen ab Montag die Regale wieder aufgefüllt werden. „Das bedeutet für uns einen Verlust“, sagt der Geschäftsführer der Geflügelfarm Hartmut Lohse.
Für Teile der Branche sei die Fipronil-Krise aber auch eine Chance, sagte der Vorsitzende des Fachausschusses für Direktvermarktung im Landesbauernverband, Heiko Bauermann. Einzelne Bio-Betriebe im Land beobachteten bereits ein gestiegenes Interesse der Kundschaft.
Über aktuell betroffene Chargen-Nummern könne man sich unter der Internet-Adresse www.lebensmittelwarnung.de informieren.