Fußball Fußball-Manipulation im großen Stil?
Ein Sport-Vermarkter soll Spiele manipuliert haben wollen. Im Fokus der Staatsanwaltschaft steht nun auch Germania Halberstadt.
Magdeburg l Das Regionalligaspiel zwischen dem SV Babelsberg und Germania Halberstadt ist zu einem Fall für die Justiz geworden. Wie die Staatsanwaltschaft Neuruppin am Freitag gegenüber der Volksstimme bestätigte, ist dort ein Verfahren wegen des Verdachts auf Spielmanipulation eingeleitet worden. Bisher waren lediglich Ermittlungen durch den für die Liga zuständigen Nordostdeutschen Fußballverband (NOFV) bekannt.
Begonnen hatte alles mit dem Vorwurf, dass Halberstadts Sportlicher Leiter Andreas Petersen den Versuch unternommen haben soll, ehemalige Spieler von Germania, die jetzt für die Potsdamer kicken, vor der Auswärtspartie am 30. November 2018 zu bestechen. Petersen bestreitet die Vorwürfe, spricht von einem „Jux“. Zu den aktuellen Entwicklungen wollte sich Petersens Anwalt Horst Kletke am Freitag nicht äußern.
Doch das Halberstadt-Spiel in Babelsberg ist möglicherweise sogar nur ein kleines Puzzleteil eines noch viel größeren Manipulationsskandals, der die gesamte Regionalliga Nordost nachhaltig erschüttern könnte. Nach Volksstimme-Informationen soll nämlich ein deutsch-chinesischer Sport-Vermarkter ebenfalls am 30. November den Versuch unternommen haben, den Regionalliga-Spitzenreiter Chemnitzer FC für eine Zusammenarbeit zu gewinnen. Demnach sollten dauerhaft gemeinsam Spiele manipuliert und Spieler bestochen werden.
Hintergrund: Auch beim Fußball sind Sportwetten ein sehr lukratives Geschäft. Auf gezielte Tipps auf Außenseiter sollen besonders hohe Gewinne erzielt werden. Sportwetten gelten weltweit als ein Milliardengeschäft. Sind die Ergebnisse also vorher abgesprochen, kann mit Regionalligaspielen – zum Beispiel auch in Sachsen-Anhalt – selbst im fernen Asien das große Geld gemacht werden.
Die Chemnitzer lehnten seinerzeit die Offerte des Sportvermarkters ab, informierten umgehend den NOFV und die Staatsanwaltschaft Chemnitz. Ein der Volksstimme bekannter Insider sprach von weiteren Regionalligavereine, die angesprochen worden sein sollen.
Noch pikanter wird der Fall beim genaueren Blick auf den Sport-Vermarkter: Dieser kooperiert nämlich ganz offiziell mit Germania Halberstadt – und zwar seit dem 30. November 2018. Der Verein spricht ganz offen von einer „langfristig angelegten Kooperation mit dem chinesischen Sportvermarkter. Ab sofort soll durch diese Zusammenarbeit die Förderung des Nachwuchses noch stärker und effizienter vorangetrieben werden.“ Das Unternehmen lege einen Schwerpunkt dabei auf regelmäßige, weiter wachsende Turniere in Deutschland und China.
Im Zusammenhang mit den möglichen Spielmanipulationen erscheint diese Zusammenarbeit zwischen Germania Halberstadt und dem betreffenden Sport-Vermarkter nun in einem ganz anderen Licht.
Im Fall Germania Halberstadt hat die Staatsanwaltschaft Neuruppin inzwischen eine Übernahme des Verfahrens durch die zuständige Staatsanwaltschaft in Magdeburg beantragt, bestätigte ein Sprecher.
Der Sport-Vermarkter war am Freitag für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.