Universitäten Halle und Magdeburg streiten um Kohle-Geld
In der Konferenz der Hochschulrektoren knirscht es. Der Streit entbrennt an Ideen für ein technisches Institut im Süden Sachsen-Anhalts.
Magdeburg l Das Institut könnte mit Geld entstehen, das der Bund den vom Braunkohleausstieg betroffenen Regionen in Aussicht gestellt hat. 240 Millionen Euro soll Sachsen-Anhalt für den wirtschaftlichen Umbau des Reviers in den nächsten 20 Jahren erhalten. In Rede stand auf Vorschlag der sogenannten Kohlekommission eine Fakultät mit 15 Lehrstühlen an der Uni Halle. Zwar hat es der Vorschlag nicht auf eine Liste mit Leuchtturmprojekten geschafft, die das Land Sachsen-Anhalt zur Förderung beim Bund eingereicht hat. Ganz vom Tisch ist es deshalb aber nicht.
Halles Rektor Christian Tietje, der von einem „Zentrum für anwendungsorientierte Naturwissenschaften“ spricht, hatte das Projekt für seine Uni zuletzt als „sinnvoll“ bezeichnet. Vom Magdeburger Uni-Rektor Jens Strackeljan, zugleich Präsident der Landesrektorenkonferenz (LRK), erntet er für den unabgestimmten Vorstoß jetzt heftigen Gegenwind: „Wenn die Wissenschaft die Energiewende begleiten soll, sehe ich es als Aufgabe der Rektorenkonferenz, einen Vorschlag zu unterbreiten, der alle Hochschulen einbezieht.“ Im Technik- und Ingenieurbereich habe Magdeburg die Kompetenzen. Ein technisches Institut in Halle würde die mühsam ausgehandelte Aufgabenteilung zwischen den Unis dagegen infrage stellen. Seit der letzten Hochschulstrukturreform ist Magdeburg das Zentrum der Ingenieurwissenschaften im Land, Halle bekam im Gegenzug die Lehrerbildung.
Strackeljan legt einen Gegenvorschlag vor: „Gut vorstellbar“ wäre der Aufbau eines ingenieurwissenschaftlichen Instituts zwischen der ebenfalls technisch orientierten Hochschule Merseburg und der Uni Magdeburg mit gemeinsamen Studiengängen und Forschungsthemen, sagte er.
Rückenwind kommt von Wissenschaftsminister Armin Willingmann (SPD): „Wenn im Zuge des Strukturwandels im Landessüden zusätzliche technisch-ingenieurwissenschaftliche Kompetenz gebraucht wird, halte ich ein gemeinsames ingenieurwissenschaftliches Institut oder Zentrum der Hochschule Merseburg, der Hochschule Anhalt und der Universität Magdeburg für sinnvoll.“ Ideen für ein entsprechendes Institut an der Uni Halle erteilte Willingmann dagegen eine Absage.
Halles Rektor warnt derweil vor einer Neiddebatte. „Von der Förderung im Zuge des Kohleausstiegs kann laut Vorgaben nun mal nur die betroffene Region profitieren.“ Die Uni Halle strebe kein Institut mit ingenieurwissenschaftlichem Profil an. Es gehe um den Ausbau anwendungsorientierter Forschung in den Naturwissenschaften Chemie, Physik oder Pharmazie.
Grund für die Spannungen ist nicht nur die Verteilung der Kohlegelder. Auch mit unabgestimmter Kritik am Entwurf des neuen Hochschulgesetzes hat Tietje Ärger des LRK-Chefs auf sich gezogen. Die Rektorenkonferenz ist der Zusammenschluss der Hochschulen im Land, sie erarbeitet Empfehlungen und ist Ansprechpartner für die Landesregierung.