Konferenz AfD lädt Journalisten zur Medienschelte
Ex-Chef Poggenburg erklärt wortreich, was Zeitung, Fernsehen und Radio aus seiner Sicht alles falsch machen würden
Magdeburg l Die AfD hat gestern zu einer Pressekonferenz eingeladen. Kurzfristig, aus aktuellem Anlass, Landtagsgebäude. Das Thema wird zunächst wie ein Geheimnis gehütet. Irgendwas mit Linksextremismus. Doch in der Pressekonferenz geht es dann tatsächlich in großen Teilen darum, Journalisten abzuwatschen. Vor allem Ex-Landes- und Parteichef André Poggenburg und Parlamentarier Mario Lehmann geizen nicht mit Medienschelte.
Die Stimmung in der AfD ist derzeit nicht so prächtig. Zuletzt war die Partei in einer Meinungsumfrage von 24,3 Prozent (Landtagswahl 2016) auf 15 Prozent abgestürzt.
AfD-Landesvize Ronny Kumpf hat dazu erklärt: „Leider liegt der Fokus der Medien bei der AfD immer noch hauptsächlich auf manchen internen Problemen und nicht auf der guten politischen Arbeit unserer Partei.“ Die „Lückenpresse“ berichte „leider nicht ganz fair“.
Die Pressekonferenz gestern passt in diese Linie. Sie wird schnell zu einem pauschalen Rundumschlag gegen die Medien. Warum wurde nicht über eine Demo von 100 Linksautonomen in Salzwedel berichtet? Die Volksstimme hat das Thema aufgegriffen, im Lokalen wie auch auf der Sachsen-Anhalt-Seite.
Das aber passt offenbar nicht ins Selbstverständnis einer AfD, die sich nur allzu gern als Opfer sieht. Die Märtyrerrolle gehört zur DNA der Partei.
Die Ausgrenzer der AfD fühlen sich ausgegrenzt. Auch von Medien. Und so erklärt Poggenburg den Journalisten wortreich, was sie seiner Meinung nach alles falsch machen und wie sie ihre Arbeit zu erledigen hätten. Nämlich: weniger Wohlwollen für das linke Lager, mehr Sympathie für die AfD.
Poggenburg sagt: „Wir wollen, dass wir Sie als Presse ein klein wenig mehr auf unserer Seite haben.“ Er wolle die Medien „sensibilisieren“. Warum, so fragt er jetzt, räumt die Presse der „Hetze“ gegen die von der AfD initiierte Enquetekommission zum Linksextremismus so viel Raum ein? Hetze? Die anderen Parteien befürchten, dass die AfD dieses Gremium nutzen will, um ihr nicht genehme Vereine zu diffamieren.
Dabei hetzt manch einer in der AfD gern selbst gegen Andersdenkende. Der Abgeordnete Mario Lehmann hatte im Landtag von „Ficki-Ficki-Fachkräften“ gesprochen.
Poggenburg war von seinen Ämtern zurückgetreten, nachdem er die türkische Gemeinde in Deutschland als „Kümmelhändler“ bezeichnet hatte: „Diese Kameltreiber sollen sich dahin scheren, wo sie hingehören. Weit, weit, weit hinter den Bosporus zu ihren Lehmhütten und Vielweibern.“
Gast der Pressekonferenz ist auch der Journalist Christoph Richter. Er trifft hier auf AfD-Fraktionschef Oliver Kirchner. Dieser hat Richter noch nie gemocht. In einem öffentlich gewordenen Chat hatte er mal geschrieben: „Irgendwann sollte man Herrn Richter vom Deutschlandfunk den Schlips mal etwas enger ziehen.“