Geschlechtersensible Sprache 500 Studenten gegen „Gender-Verbot“ an Sachsen-Anhalts Schulen
Fast 550 angehende Lehrer der Uni Halle fordern mehr Freiheiten für geschlechtersensible Sprache.
Magdeburg - Lehramtsstudenten der Universität Halle haben am Freitag einen Offenen Brief an Bildungsministerin Eva Feußner und Ministerpräsident Reiner Haseloff (beide CDU) im Magdeburger Bildungsministerium eingeworfen.
In dem - nach Angaben der Initiatoren - von 546 Lehramtsstudenten unterzeichneten Schreiben wenden sich die Autoren, gegen ein „Gender-Verbot“ an Sachsen-Anhalts Schulen. Anlass sei ein Schulleiterbrief Feußners vom Herbst, sagte Mitverfasserin und Lehramtsstudentin Henriette Kempfert. In dem Brief hatte Feußner den Kollegien untersagt, bei der Anwendung geschlechtersensibler Sprache Sonderzeichen wie das Gender-Sternchen oder das Binnen-I zu verwenden.
Ministerium: „Schülerinnen und Schüler“ statt „SchülerInnen“
Genutzt werden sollen stattdessen neutrale Formulierungen wie „Schülerinnen und Schüler“ oder „Lehrkräfte“. Zur Begründung hatte Feußner auf eine Entscheidung des Rats für deutsche Rechtschreibung verwiesen. Der hatte erst im Sommer 2023 Gender-Sonderzeichen erneut nicht für die Aufnahme in den Duden empfohlen. Von einem Verbot könne dann auch keine Rede sein, argumentierte das Ministerium.
Die Studenten kritisieren die Vorgabe trotzdem: Diese erscheine „stark ideologisch gefärbt“. „Wie kann es sein, dass sie (gemeint ist die CDU, Anm. d. Red.) nicht nur non-binäre Menschen, sondern auch potenzielle Lehrkräfte, die sich ihre Art zu reden nicht vorschreiben lassen möchten, förmlich aus Sachsen-Anhalt herausekelt“, fragen die Autoren. Die Maßnahme sei populistisch und erinnere an die AfD. Und: Formulierungen, wie „Schülerinnen und Schüler“ ließen eben jene außen vor, die sich nicht binär verorten, sagte Henriette Kempfert.
Studenten: Geschlechtergerechte Sprache berührt die Identität des Einzelnen
„Rechtschreibregeln sind wichtig, aber beim Gendern handelt es sich um einen Sonderfall der die Frage der Identität berührt“, ergänzte die 24-Jährige gegenüber der Volksstimme. Es sei studierten Lehrkräften durchaus zuzutrauen, selbst einzuschätzen, in welchem Kontext sie gendersensible Sprache einsetzen.
In einer Volksstimme-Umfrage hatten sich noch im August von 1155 Anrufern 1079 für ein Verbot von Gender-Sonderzeichen in den Schulen des Landes ausgesprochen, 55 waren dagegen. Mehrheiten sollten nicht der Maßstab für Entscheidungen in der Bildungspolitik sein, sagte Kempfert dazu. Die Regeln sollten vielmehr der Lebenswirklichkeit von Jugendlichen und Lehrern Rechnung tragen.