Corona Land zündet den Impfturbo
Impftermine sind nicht mehr so heiß begehrt. Doch erst gut 60 Prozent der erwachsenen Sachsen-Anhalter haben sich für die Corona-Spritze entschieden. Nun fahren Städte und Kreise deshalb Sonderaktionen.
Magdeburg - „Gab es freie Impftermine, waren die meistens nach einer halben Stunden weg“, sagt Oberbürgermeister Lutz Trümper (SPD). „Vorige Woche kam die Zäsur.“ Termine für Erstimpfungen waren den ganzen Tag über frei. Jetzt probiert die Stadt etwas Neues: Um mehr Jüngere zu locken, die werktags wenig Zeit haben, bietet das Impfzentrum nun auch samstags und sonntags die Corona-Spritze an. An diesem Wochenende geht es los. Gestern Nachmittag standen für beide Tage noch gut 600 freie Termine im Portal.
Impfungen bis 20.30 Uhr
Auch andere Kommunen fahren Sonderaktionen. Das Impfzentrum Burg hat die Buchung abgeschafft. Werktags zwischen 8 und 15 Uhr kann jeder kommen, wann er will. Auch in Haldensleben gibt es keinen Terminzwang mehr. Das Impfzentrum Stendal verlängert ab Montag seine Öffnungszeiten bis 20.30 Uhr. Der Burgendlandkreis meldet gar 7500 freie Termine, geimpft wird auch an Wochenenden. Nur im Landkreis Harz sieht es anders aus: „Wir vergeben vorrangig nur Zweitimpf-Termine, weil nicht genügend Impfstoff für Sonderaktionen da ist“, sagt Karsten Fischer, Chef des Impfzentrums.
Doch wenn es in Zentren hakt, helfen oft Ärzte. Seit dieser Woche können alle Praxen ohne Limit Impfstoff bestellen.
Wartelisten geschrumpft
Henrick Straub, Landarzt in Derenburg bei Wernigerode, sagt: „Es ist überhaupt kein Problem, einen Termin zu bekommen.“ Die Wartezeit beträgt maximal zwei Wochen. „Früher hatten wir bis zu 200 Patienten auf der Warteliste – jetzt sind es 40 bis 50.“
Sein Kollege Jörg Böhme, Hausarzt in Stendal und Chef der Kassenärzte im Land, sagt: „Die meisten Praxen haben jetzt genügend Impfstoff.“ Er rät: Dauert es beim eigenen Hausarzt zu lange, sollten die Leute eine andere Praxis anrufen. Böhme sorgt sich, da erst 76 Prozent der Über-60-Jährigen sich haben impfen assen. „Das ist noch zu wenig. Die Mutationen sind auf dem Vormarsch.“
Keine Chance für Ungeimpfte
Gut 60 Prozent der erwachsenen Sachsen-Anhalter haben bislang mindestens eine Spritze bekommen. Trümper schätzt, dass die Impfbereitschaft bei maximal 80 Prozent liegen dürfte. Mediziner raten trotz der entspannten Infektionslage zur Spritze. „Wer sich nicht impfen lässt, wird sich irgendwann infizieren und dann möglicherweise erkranken“, sagt Professor Thomas Tüting, Chef des Impfzentrums an der Magdeburger Uniklinik. Covid sei nicht zu unterschätzen, selbst Jüngere leiden monatelang an Erschöpfung. Die Lage unterscheide sich zudem von der Grippe: Gegen Grippe habe mittlerweile fast jeder Antikörper im Blut, gegen das neue Virus aber nicht.Seite 4