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Feldjäger in Sachsen-Anhalt Mit Video: Soldaten am Magdeburger Hauptbahnhof im Einsatz 

Feldjäger sind die Polizei der Bundeswehr im In- und Ausland. Eine solche Kompanie ist in Burg (Jerichower Land) stationiert und für Sachsen-Anhalt im Einsatz. Die Soldaten gewähren einen selten Einblick in ihre Arbeit.

Von Mathias Fricke Aktualisiert: 22.09.2023, 16:03
Die Feldjäger Kevin M. (32) und Isabell H. (24), rechts im Bild, sind hier im Gespräch mit einem Bundespolizisten auf dem Magdeburger Hauptbahnhof. Es geht um mögliche gemeinsame Kontrollen an bestimmten Tagen, wenn viele Soldaten in Sachsen-Anhalt den Weg in Uniform nach Hause antreten.
Die Feldjäger Kevin M. (32) und Isabell H. (24), rechts im Bild, sind hier im Gespräch mit einem Bundespolizisten auf dem Magdeburger Hauptbahnhof. Es geht um mögliche gemeinsame Kontrollen an bestimmten Tagen, wenn viele Soldaten in Sachsen-Anhalt den Weg in Uniform nach Hause antreten. Foto: Matthias Fricke

Burg - Der 32-jährige Hauptfeldwebel Kevin M. und Feldwebel Isabell H. (Nachnamen aus Sicherheitsgründen abgekürzt) rüsten sich an ihrem Standort in Burg (Jerichower Land) für die nächste Streife aus: Neben der Pistole und zwei Magazinen nehmen die beiden Feldjäger Handschließen (militärischer Ausdruck für Handschellen), auch das digitale Funkgerät sowie einen Fotoapparat entgegen.

Ihr Fahrzeug ist ein spezieller T6-Transporter mit Blaulicht und digitaler Anzeigetafel. Die Soldaten nennen ihn „Widder“. Er wurde extra für die Truppe konzipiert und umgebaut, hat ein erhöhtes Geländefahrwerk, Allradantrieb und eine Tarnlichtfunktion. „Im dunklen Wald sind wir so nur mit Nachtsichtgerät zu erkennen“, erklärt Hauptfeldwebel. Entsprechend sind auch die Bremslichter in diesem Modus für folgende Fahrzeuge nur mit Spezialgerät erkennbar.

Im Video: Das macht einen Feldjäger aus

 
Einige Feldjäger sind derzeit in Burg (Jerichower Land) stationiert und für Sachsen-Anhalt im Einsatz. (Kamera: Matthias Fricke, Schnitt: Christian Kadlubietz).

Bei diesem Einsatz ist dies aber nicht erforderlich. Die beiden Feldjäger haben eine Präventivstreife im Magdeburger Hauptbahnhof geplant. Ihre letzten Einweisungen erhalten beide vom Diensthabenden. Von ihm erfahren sie, dass ihre Kollegen wegen einer Drohnensichtung am Truppenübungsplatz in Altengrabow bereits unterwegs sind.

Seit Wochen tritt das Problem immer wieder auf. Zuständig für diese Ermittlungen ist hier aber die Landespolizei. „Immer, wenn es um den Verdacht von Straftaten geht, ist die Staatsanwaltschaft zuständig“, erklärt der Feldjäger beim Ausfahren aus der Kaserne.

Feldjäger bei der Ausbildung „waffenlose Selbstverteidigung" in der Burger Kasernen-Sporthalle.
Feldjäger bei der Ausbildung „waffenlose Selbstverteidigung" in der Burger Kasernen-Sporthalle.
Foto: Matthias Fricke

Seit 2011 ist Kevin M. bei der Bundeswehr und seit 2015 Feldjäger. Der ausgebildete Personenschützer will demnächst die Offizierslaufbahn einschlagen. Auch wenn das Aufgabenspektrum und die Spezialisierung ähnlich der Polizei sind, will er nichts anderes. „Das finde ich hier spannender“, sagt er.

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Bundeswehr in Sachsen-Anhalt: Außerhalb von Kasernen Soldaten weisungsbefugt

Isabell H. steuert indes den „Widder“ aus dem Burger Kasernengelände in Richtung Magdeburg. Als 24-Jährige ist sie zwar verhältnismäßig jung, als Feldjäger per Amt aber Vorgesetzte für alle Soldaten außerhalb der Kaserne. Dabei spielt es keine Rolle, ob ein Gefreiter oder Oberst über die Stränge schlägt oder kontrolliert werden soll. Die junge Rostockerin, die jetzt in Magdeburg wohnt, spricht vom Traumjob. In ihrem eigentlichen Ausbildungsberuf als Rechtsanwaltsfachangestellte fehlte ihr die praktische Arbeit.

Am Magdeburger Hauptbahnhof melden sich die Feldjäger bei der Bundespolizei an. Falls es Probleme gibt, müssen beide Ordnungsbehörden in den meisten Fällen gemeinsam agieren. Die Feldjäger sind nämlich ausschließlich für die Soldaten zuständig. Nach dem Austausch der Telefonnummern beginnt ihre Fußstreife.

Ein Personenschützer steht an einem geschützten Fahrzeug.
Ein Personenschützer steht an einem geschützten Fahrzeug.
Foto: Bundeswehr/Thomas Leonhardt

Die mehr als hundert Feldjäger in Burg sind zuständig für alle Standorte der Bundeswehr in Sachsen-Anhalt vom Gefechtsübungszentrum (GÜZ) in der Altmark über die Kasernen Havelberg, Klietz, Altengrabow, Burg, Blankenburg und Weißenfels bis zur Bundeswehr-Sprachen-Schule Naumburg (Burgenlandkreis) sowie den Karrierebüros. Hinzu kommen bundesweite Einsätze, wie die zur Absicherung von Veranstaltungen oder Anforderungen anderer Einheiten, wie dem Militärischen Abschirmdienst (MAD).

Dabei können auch die vier Burger Sprengstoff- und Rauschgiftspürhunde zum Einsatz kommen. Geführt werden die bundesweit 3000 Feldjäger von Hannover aus an 23 Standorten in drei Regimentern. Die Polizisten in Tarn-Uniform stehen 365 Tage im Jahr rund um die Uhr bereit.

Mitarbeiter der Bahnsicherheit sprechen die Feldjäger auf dem, Bahnsteig an. Zum Wochenende hin bräuchte es mehr Fußstreifen. Erst kürzlich seien die Security-Mitarbeiter mit einem Soldaten ins Gehege gekommen. Der Hauptfeldwebel verweist auf die kostenlose Notrufnummer der Feldjäger 08001909999. Das ist gewissermaßen die „110“ des Militärs.

Die 8. Feldjägerkompanie in Burg ist aber auch für robuste Auslandseinsätze zum Beispiel Unterstützungen bei militärischen Evakuierungen ausgebildet. „Diese sogenannte schwere Kompanie ist entsprechend personell stärker aufgestellt und technisch besser ausgerüstet als andere“, sagt Stabszugführer Hauptmann Lars B. vom Feldjägerregiment 1 mit Sitz in Berlin. Zur Ausrüstung gehören zum Beispiel „Dingos“, das sind gepanzerte und bewaffnete Gefangenentransporter im Rahmen von Auslandseinsätzen.

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Landespolizei übernimmt bei Straftatsverdacht

Das Arbeitsspektrum der Feldjäger reicht vom Personenschutz militärisch relevanter Personen bis zu komplexen Ermittlungen bei Todesursachen im Auslandseinsatz. Aber auch Geschwindigkeitskontrollen von Militärfahrzeugen im öffentlichen Verkehr sowie in Kasernen gehören dazu. Egal, ob im Ausland oder Inland, eines bleibe aber immer gleich, so der Hauptmann: „Wir sind keine Kontrollinstanz über, sondern Dienstleister für die Bundeswehr.“

Auch  Verkehrskontrollen von Bundeswehrfahrzeugen gehören dazu.
Auch Verkehrskontrollen von Bundeswehrfahrzeugen gehören dazu.
Foto: Matthias Fricke

So ist es auch, wenn bei der Streife die beiden Feldjäger auf dem Magdeburger Hauptbahnhof einen Soldaten mit „ungebührlichem Verhalten“ antreffen würden. Kevin M.: „Wir machen den Kameraden zunächst auf sein Fehlverhalten aufmerksam. Dann folgen die weiteren Eskalationsstufen.“ Es bleibe aber dabei, dass bei Straftaten immer die Polizei bzw. die Staatsanwaltschaft und bei militärischen Vergehen der zuständige Vorgesetzte Herr des Verfahrens ist.

Arrestzellen gibt es in Burg übrigens schon seit einigen Jahren nicht mehr. Die Tatbestände „Fahnenflucht“ und „eigenmächtige Abwesenheit“ gibt es zwar noch im Wehrstrafgesetz, sie werden angesichts der Umstellung zur Freiwilligenarmee immer seltener. „Solch eigenmächtige Abwesenheit haben wir vielleicht noch eine im Quartal“, so der Hauptfeldwebel.

Häufiger müssen die Burger Feldjäger als Lotsen, Transportbegleitungen oder bei Verkehrsunfällen ausrücken. Wenn zivile Fahrzeuge beteiligt sind, kommen sowohl Feldjäger als auch die Landespolizei zum Einsatz. „Wir führen insbesondere bei schweren Unfällen die Bearbeitung für die militärische Dienststelle durch“, erklärt der Feldjäger.

Hauptfeldwebel Björn V. ist der Diensthabende Feldjäger in der Schicht. Er koordiniert von Burg aus die Einsätze.
Hauptfeldwebel Björn V. ist der Diensthabende Feldjäger in der Schicht. Er koordiniert von Burg aus die Einsätze.
Foto: Matthias Fricke

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Feldjäger rückten dieses Jahr bereits mehr als 2750 Malzu Streifen, Einsätzen oder Übungen aus

Im Februar rückten die Burger Feldjäger zum Beispiel auch aus, als zwei „Puma“-Schützenpanzer bei einer Übung im GÜZ Gardelegen zusammenprallten und zwölf Soldaten verletzt wurden. „Wir ermitteln wie die zivile Polizei und stellen dabei an uns selbst höchste Ansprüche“, sagt Hauptmann Lars B. Bei internationaler Beteiligung von Militärfahrzeugen, wie zum Beispiel Truppenverlegungen in Sachsen-Anhalt, werden die Militärpolizisten der jeweiligen Nation informiert.

Die Feldjäger werden zum Ende ihrer Streife in der Bahnhofsunterführung, diesmal von Bundespolizisten, angesprochen. Auch hier geht es um die Frage eventueller gemeinsamer Streifen. Das Aufkommen von Soldaten in Zügen steigt, vor allem weil seit 1. Januar 2020 uniformierte Militärs kostenlos die Bahn nutzen können.

Die Feldjäger und der Bundespolizist tauschen für weitere Absprachen ihre Telefonnummer aus. Insgesamt rückten die Burger Feldjäger dieses Jahr mehr als 2750 Mal im Land zu Streifen, Einsätzen oder Übungen aus.