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  7. Leseranwältin: Fotografen kämpfen mit Pressefreiheit bei Konzerten

Leseranwältin Schwierige Arbeit für Fotografen bei Konzerten

Aktualisiert: 28.10.2024, 12:24
Leseranwältin Heike Groll
Leseranwältin Heike Groll VS

Die Fans fiebern den Konzerten ihrer Stars Monate vorher entgegen. Bei Journalisten ist die Vorfreude oft getrübt. Um an den Ort des Geschehens zu gelangen und von dort zu berichten, sind mitunter hohe Hürden zu überwinden. Anders als bei Parlamentssitzungen, öffentlichen Kundgebungen oder Gerichtsverhandlungen haben Medien keinen Anspruch auf Zugang zu privaten Veranstaltungen wie Konzerten.

Künstler und ihr Management können Fotografen den Zugriff verwehren

Seien die Künstler noch so berühmt. Diese bzw. ihr Management haben das Recht, für die Auftritte Verträge frei zu gestalten. Darin sind Pressebilder oft der wichtigste Punkt. Denn Fotos prägen das Image der Künstler, von dem ihr Marktwert abhängt.

Zwar dürfen die Künstleragenturen nicht einzelne ihnen unliebsame Journalisten ausschließen. Medien allgemein können sie jedoch den Zutritt verwehren – wie dieses Jahr bei den Konzerten der britischen Pop-Sängerin Adele in München, wo keine Fotografen und TV-Teams zugelassen waren – bzw. den Zugang an eine Akkreditierung (d.h. Anmeldung) und weitere Voraussetzungen knüpfen.

Dazu gehören Aufenthalt in zugewiesenen Bereichen (Bühnengraben, hinterste Reihe, Seite), Bildaufnahmen ohne Blitz und lediglich während der ersten drei Titel. Im Ergebnis können Journalisten ihren Lesern also nur eingeschränkte Perspektiven statt eines umfassenderen Eindrucks vom Geschehen bieten.

Pressefreiheit wird beeinflusst

Der Deutsche Journalistenverband sieht in dieser Praxis eine gefährliche Einflussnahme auf die Pressefreiheit, insbesondere wenn Fotografen sich zudem verpflichten sollen, ihr Bildmaterial von der Künstleragentur freigeben zu lassen. Manches Medium, auch die Volksstimme, verzichtet dann auf die Berichterstattung.

Zur bitteren Wahrheit gehört allerdings die Erkenntnis: Den Stars der Szene tut das nicht weh. Sie sind nicht (mehr) darauf angewiesen, dass traditionelle Medien ihr Wirken in die Öffentlichkeit transportieren. Das erledigen Tausende Konzertbesucher gratis, wenn sie ihre Handybilder in die sozialen Netzwerke streuen.