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Leseranwältin Vertrauen in die Medien: Wie Journalisten die Menschen besser erreichen

Deutschland steht in der Rangliste der Pressefreiheit auf Platz 10. Dennoch empfinden viele Bürger, dass ihre Anliegen nicht ernstgenommen werden. Wie können Journalisten das Vertrauen zurückgewinnen?

Aktualisiert: 03.06.2024, 11:38
Was können Redaktionen tun, um näher an den Problemen der Menschen zu sein? 
Was können Redaktionen tun, um näher an den Problemen der Menschen zu sein?  Foto: Heike Groll

Magdeburg. - Jedes Jahr veröffentlicht die Organisation „Reporter ohne Grenzen“ eine Rangliste der Pressefreiheit. Diesmal steht Deutschland auf Platz 10 von 180 (ganz vorn: Norwegen, ganz hinten: Eritrea). Perfekt ist unser Land nicht, doch man kann mit Fug und Recht feststellen: Die im Grundgesetz garantierte Presse- und Meinungsfreiheit ist gelebte Praxis.

Vertrauen in die Medien: Eine gespaltene Meinung

Journalisten – und alle anderen Bürgerinnen und Bürger – dürfen sagen, was sie denken. Warum glauben dennoch viele Menschen, dass diese Freiheit eben doch nicht existiert? Laut der repräsentativen Langzeitstudie „Medienvertrauen“ der Universität Mainz 2023 äußern 44 Prozent der Befragten Vertrauen in Medien – aber 17 Prozent das genaue Gegenteil, sie sehen sich systematisch belogen.

In der Studie findet sich auch ein Hinweis auf eine mögliche Erklärung. 25 Prozent der Befragten meinen, dass die für sie wichtigen Themen in den Medien nicht ernstgenommen werden.

Warum fühlen sich viele Menschen nicht ernstgenommen?

Nach einer anderen repräsentativen Studie der TU Dortmund, „Journalismus und Demokratie“, finden 36 Prozent der Befragten, dass Journalisten „zu weit entfernt von den Problemen 'einfacher' Menschen sind“. Nur 42 Prozent sagen: Journalisten „decken die Themen, die mich interessieren, gut ab“.

Natürlich kann man „die“ Medien genauso wenig über einen Kamm scheren wie „die“ Leser. Unter dem Strich bleibt es jedoch für Journalistinnen und Journalisten ein ernüchternder Befund, passt diese Wahrnehmung doch so gar nicht zu unserem Anspruch, zu wissen, was Menschen bewegt.

Journalisten und die „einfachen“ Menschen

Wie sollten Redaktionen mit diesem Dilemma umgehen? Die Augen verschließen („betrifft uns nicht, wir kennen unsere Leser“)? Kleinreden („Studien halt, so schlimm wird“s nicht sein“)? Ganz schlechte Ideen.

Viel besser: ein Thema nicht nur deshalb aufgreifen, weil viele andere Medien das auch tun. Zusätzlich andere als die üblichen Perspektiven suchen. Zu Menschen hingehen, zuhören, herausfinden, was sie in ihrer Lebenswirklichkeit umtreibt. Ihnen nicht kritiklos nach dem Munde reden.

Aber denen Gehör verschaffen, die wirklich etwas zu sagen haben – und das sind oft nicht die eh schon Lauten.