Leseranwältin Vom Umgang der Volksstimme mit akademischen Titeln
Ein paar Buchstaben nur, doch sie stehen für harte Arbeit: Die Abkürzung „Dr.“ vor seinen Namen setzen darf, wer geforscht, eine wissenschaftliche Arbeit geschrieben und eine Prüfung absolviert hat. Im Schriftverkehr und im persönlichen Umgang wird nach den hierzulande üblichen Höflichkeitsregeln das Gegenüber dann auch mit dem akademischen Grad als Herr oder Frau Doktor angesprochen.
Einen rechtlichen Anspruch darauf gibt es allerdings nicht, da Titel kein Bestandteil des Namens sind. Ähnliches gilt für den „Professor“ (was streng genommen kein akademischer Grad ist, sondern eine Amtsbezeichnung). In der Volksstimme hingegen verzichten wir in Artikeln zumeist völlig auf Titel und belassen es bei beim Namen. Das gefällt nicht allen Lesern.
Journalisten müssen die für ein Thema wichtigen Informationen auf begrenztem Platz vermitteln. Das bedeutet umgekehrt, auf alles zu verzichten, was für das Verständnis nicht wesentlich ist. Damit möglichst viele Menschen nachvollziehen können, wovon die Rede ist, spielt zudem der allgemeine Sprachgebrauch eine große Rolle.
Vor diesem Hintergrund hat sich ein Grundsatz eingebürgert, dem Nachrichtenagenturen, die meisten Medien und auch die Volksstimme-Redaktion folgt: Akademische Titel nennen wir nur, wenn sie für das Verständnis eines Artikels wichtig sind.
Felix Brych etwa ist promovierter Jurist – unerheblich, wenn in einem Fußball-Artikel über die Tätigkeit berichtet wird, in der er öffentlich viel häufiger auftritt: Als „Schiedsrichter (Felix) Brych“. Den Begriff „Doktor“ wiederum verstehen die meisten Menschen als eine Berufsbezeichnung für einen Arzt oder eine Ärztin, unabhängig davon, ob diese im akademischen Sinne promoviert sind oder ihr Studium „nur“ mit dem Staatsexamen abgeschlossen haben.
Wir verwenden die Bezeichnung daher in der Regel nur, wenn sich ein Arzt oder eine Ärztin in beruflicher Funktion äußert. Kommt es in anderen Zusammenhängen darauf an, die fachliche Kompetenz eines Experten hervorzuheben, vermitteln Umschreibungen wie „der promovierte Chemiker“ mehr Informationen.