1. Startseite
  2. >
  3. Sachsen-Anhalt
  4. >
  5. Magdeburg-Marathon: Beim längsten Straßenfest der Stadt läuft\'s richtig gut

Tausende Freizeitsportler und Fans joggen und feiern zwischen Start und Ziel Magdeburg-Marathon: Beim längsten Straßenfest der Stadt läuft\'s richtig gut

Magdeburgs längstes Straßenfest hat am Sonntag Tausende Besucher
angezogen. Ob als Läufer, Helfer oder Antreiber - der Magdeburg-Marathon
war weit mehr als ein Lauftreff für Sportbegeisterte.

Von Rainer Schweingel 21.10.2013, 03:18

Magdeburg l Um 9.30 Uhr ist es mit der Sonntagsruhe rings um das Hundertwasserhaus vorbei. Lehrerin Regina Krüger gibt ein Handzeichen. Los geht\'s. 15 Schüler aus der Integrierten Gesamtschule "Willy Brandt" klemmen die Trommeln zwischen ihre Beine und entlocken den Membranen rhythmische schlagende Töne. Zuschauer wippen im Takt. Läufer winken den musikalischen Straßenkämpfern vor dem buntesten Haus der Stadt zu. Für einen kurzen Moment ist bei den Athleten - die meisten von ihnen sind Freizeitläufer - die Anstrengung vergessen. Es läuft sich mit dieser Unterstützung eben einfach gut.

IGS-Schüler trommeln die Läufer ins Ziel

"Bei uns an der Schule gibt es einen Trommelworkshop für Schüler. Mit den Teilnehmern treten wir ab und zu mal auf. Heute feuern wir die Läufer an", gibt Lehrerin Regina Krüger einen Einblick in die ungewöhnliche Aufführung. Während die Klassenkameraden trommeln, was die Hände hergeben, halten die Schüler Laila El Hout und Gala Omar den Läufern ein Transparent entgegen. "Wir trommeln euch ins Ziel" haben sie groß auf das Stoffstück gepinselt. Die Sportler grüßen freundlich-verschwitzt zurück und biegen auf den Domplatz ein.

Auch dort wird musikalisch zugejubelt. Die Schalmeienkapelle aus Sülldorf bläst mit 23 Musikern und ebenso vielen Fanfaren gerade den Puhdys-Klassiker "Alt wie ein Baum". Irgendwie passend, denn neben Babys im Kinderwagen ist auch so mancher betagte Senior unterwegs, um wenig später vorm Dom auf die nächste Abwechslung zu treffen. Der erste Verpflegungsstützpunkt ist hier aufgebaut. Mitorganisatorin Christine Spiegel von der Volkslaufgemeinschaft Magdeburg war um 7.30 Uhr als Erste hier. "Da war noch richtige idyllische Sonntagsruhe", weiß sie.

Doch jetzt, zwei Stunden später, ist die Beschaulichkeit der Hektik eines Bienenschwarms gewichen. Auch deshalb, weil sich zwei Veranstaltungen für ein paar Minuten überlagern. Vorm Westportal warten Hunderte Magdeburger auf den Festgottesdienst zum 650. Jahrestag der Domweihe.

30 Meter daneben versorgen Freiwillige der Volkslaufgemeinschaft, des DRK und andere die Läufer mit frischen Getränken. Mehrere Tausend Pappbecher mit Wasser, Tee oder Saft werden unter den heranstürmenden Läufern verteilt, die hier einen der schönsten Streckenpunkte passieren. Hundertwasserhaus, Domkulisse und die laubgefärbte Hegelstraße wandeln den Lauf auch in einen sportlichen Herbstspaziergang. Vorm Domgymnasium wartet die nächste Überraschung auf die Läufer. Handgemachte Rockmusik empfängt die Sportler.

Domgymnasium-Lehrer rocken die Hegelstraße

Auf einer Bühne ein Trio ohne Namen, aber nicht ohne Wirkung. Torsten Petersen (Bass), Sebastian Hammer (Schlagzeug) und Juliane Schüler (Gesang) schmettern mit "An Tagen wie diesen" oder "We are family" den Joggern auch inhaltlich passende Rocksongs entgegen und ernten ihrerseits viel Applaus. Das Besondere: Die Band ohne Namen besteht aus Lehrern des Domgymnasiums. Bassist, Schlagzeuger und Sängerin geben normalerweise Sport, Bio, Musik oder Deutschunterricht. Heute stehen sie als musikalischer Fanblock auf der Bühne. Davor unterstützen Kollegen und Freunde Band und Läufer.

Dazwischen immer wieder Magdeburger, die einfach so an die Strecke gekommen sind und das herrlich-milde Herbstwetter für einen Ausflug nutzen. Familie Teggatz gehört zu denen, die zwar nicht selbst mitlaufen, aber Motivation für mehr privaten Sport tanken. Die Eltern Anja und Alexander Teggatz applaudieren mit ihren Kindern Mathilda und Jakob im Fürstenwallpark den Läufern im familiären Viererpack zu. "Wir laufen zwar selbst nicht mit, aber vieleicht sind wir ja nächstes Jahr dabei", sagen sie und sprechen aus, was viele Teilnehmer, Organisatoren und Fans an diesem Sonntag spüren: Magdeburgs längstes Straßenfest hatte mal wieder einen ganz tollen Lauf.