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Volksstimme-Aktion „Leser helfen 2024" Magdeburger Projekt hilft Familien nach der Geburt - nun droht Aus

Das Projekt „Wellcome“ unterstützt Eltern im Jahr nach der Geburt. In Sachsen-Anhalt gibt es das niedrigschwellige Angebot nur in Magdeburg. Ohne Spenden droht jedoch das Aus.

Von Lena Bellon 20.11.2024, 07:00
Das Hilfsangebot Wellcome vermittelt  Eltern eine Unterstützung nach der Geburt. In Sachsen-Anhalt gibt es das Projekt nur in Magdeburg.
Das Hilfsangebot Wellcome vermittelt Eltern eine Unterstützung nach der Geburt. In Sachsen-Anhalt gibt es das Projekt nur in Magdeburg. Foto: Christoph Niemann

Magdeburg - Wo Familienmitglieder, nette Nachbarn oder Freundinnen fehlen, kommen in Magdeburg die Engel zum Einsatz. So werden die Ehrenamtlichen von Wellcome, einem Hilfeangebot für frischgebackene Eltern, genannt. Hilfe bekommt dort, wer sie benötigt – unabhängig von sozialen Aspekten oder Einkommen.

Das Projekt wird im Rahmen der Volksstimme-Aktion „Leser helfen 2024" vorgestellt: Gut leben. Überall - Helfen Sie mit.

100 Anfragen pro Jahr

„Unsere Hilfe funktioniert niedrigschwellig und ohne Anträge. Wer bei uns nach Hilfe fragt, kann sie bestenfalls wenige Tage später bekommen“, sagt Carolin Kreutzer, Koordinatorin des Projekts in Magdeburg. Ziel von Wellcome ist es, Familien im ersten Jahr nach der Geburt zu unterstützen und zu entlasten.

15 Ehrenamtliche mit verschiedenen persönlichen Erfahrungen und Kompetenzen engagieren sich bei dem Projekt. Aufgaben, die von ihnen übernommen werden, sind beispielsweise Hilfe im Haushalt, Betreuung des Babys und von Geschwisterkindern oder ein offenes Ohr für Sorgen und Probleme haben. Die Engel kommen an ein bis zwei Tagen in der Woche für einige Stunden nach Hause. Der Bedarf ist da: Rund 100 Anfragen würden laut Carolin Kreutzer pro Jahr in Magdeburg eingehen.

Einige Ehrenamtliche vom Wellcome-Projekt. Zu sehen sind in der hinteren Reihe von links nacht rechts: Carolin Kreutzer, Christina Symanowski, Annette Politz, Dagmar Behne und davor sind links Birgit Röstel und rechts Anika Storch.
Einige Ehrenamtliche vom Wellcome-Projekt. Zu sehen sind in der hinteren Reihe von links nacht rechts: Carolin Kreutzer, Christina Symanowski, Annette Politz, Dagmar Behne und davor sind links Birgit Röstel und rechts Anika Storch.
Foto: Wellcome

Magdeburger Projekt steht vor dem Aus

„Diese kommen von vielen verschiedenen Personen. Oft Menschen, die keine Familie in der Nähe haben, alleinerziehenden Elternteilen, Eltern mit Mehrlingsgeburten oder auch mit schweren Schicksalen“, sagt sie. Für die Förderschullehrerin sei das ein „Herzensprojekt“. Bis zu einem Jahr begleiten sie die Familien – danach endet das Hilfsangebot. Das sei nur für die Hilfe von der Geburt bis zur Krippe gedacht. Wer danach noch Unterstützung braucht, bekommt von Wellcome andere Projekte und Anlaufstellen empfohlen.

In Sachsen-Anhalt gibt es nur in der Landeshauptstadt einen Standort – insgesamt gibt es das Projekt in 220 Städten in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Diesem droht nun aber das Aus. Die Abteilung „Frühe Hilfen“ der Landeshauptstadt Magdeburg habe zum 31. Dezember 2023 aus finanziellen Nöten heraus die Förderung eingestellt. Sachsen-Anhalt weise im Vergleich zu anderen Bundesländern weniger Einwohner unter drei Jahren auf, heißt es.

Finanzierung ab 2025 unsicher

Von Januar bis September konnte sich das Projekt von einer Großspende finanzieren. Nach einem Volksstimme-Bericht im Herbst wurde von der Stadt Magdeburg eine Finanzierung aus Restmitteln bis Jahresende ermöglicht – ab 2025 ist das Wellcome-Projekt endgültig auf Spenden angewiesen. „Wenn wir das Projekt einstampfen müssten, wären nicht nur die Familien, sondern auch die Ehrenamtlichen davon betroffen. Um Eltern in Magdeburg die Unterstützung anzubieten, wären jährlich rund 10.000 Euro fällig. Das Geld würde für Materialkosten, Fahrtkosten der „Engel“ und Büromaterial beispielsweise benötigt werden. Auch Weiterbildungen und kleine Aufwandsentschädigungen würden davon bezahlt werden.

Zwar zahlen Familien eine einmalige Vermittlungspauschale in Höhe von 10 Euro, jedoch soll die Hilfe nicht am Geld scheitern und sei je nach Einkommen verhandelbar: „Wir finden immer für alle eine Lösung.“