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Kompetenzzentrum Mehr Beratung und mehr Entschädigung

Weil die Zahl der Wölfe in Sachsen-Anhalt steigt, soll im altmärkischen Iden ein Wolfskompetenzzentrum entstehen.

01.02.2017, 12:23

Magdeburg (dpa) l In Sachsen-Anhalt steigt die Zahl der Wölfe – und das Land reagiert mit mehr Beratung und mehr Unterstützung für Nutztierhalter. "Wir haben verlernt, mit dem Wolf zu leben", sagte Umweltministerin Claudia Dalbert (Grüne) am Mittwoch in Magdeburg. Sie kündigte für den 15. Februar die Gründung eines Wolfskompetenzzentrums in Iden in der Altmark an. Von dort aus sollen Rissgutachter und Herdenschutz-Berater arbeiten.

Zudem solle stärker in Schulen, Kitas und in Vereinen über den Wolf aufgeklärt werden. Schäfer und Nutztierhalter sollen stärker beim Schutz ihrer Tiere unterstützt werden – erstmals wird das Land laut Dalbert die Anschaffung von Herdenschutzhunden unterstützen. Richtet der Wolf dennoch Schaden an, soll es einen raschen Ausgleich geben.

Das jüngste Wolfsmonitoring hat gezeigt, dass die Zahl der Raubtiere wächst. Die Experten des Landesamtes für Umweltschutz gehen davon aus, dass 2015/16 mindestens 41 Welpen geworfen und aufgezogen wurden. Die Mehrzahl werde im zweiten Lebensjahr abwandern. Insgesamt seien 78 Wölfe aller Altersklassen nachgewiesen worden, 2014 waren es noch 64. Alles in allem gehen die Experten von aktuell zwölf Rudeln und einem Paar im Land aus. Hinzu komme eine schwer zu bestimmende Zahl von sogenannten Durchwanderern.

Dass die Berührungspunkte mit den Menschen und ihren Nutztieren zunehmen, zeigt die steigende Zahl von Wolfsrissen im Land. Im vergangenen Jahr wurden laut Dalbert 44 Vorfälle mit Wölfen gezählt, bei denen 135 Tiere zu Schaden gekommen seien, davon 63 Prozent Schafe. Im Vergleich zu den Vorjahren seien die Zahlen deutlich gestiegen. Im vergangenen Jahr wurden den Angaben zufolge 20.000 Euro Entschädigungen gezahlt, hinzu kamen rund 100.000 Euro für Präventionsmaßnahmen.

Künftig sollen Nutztierhalter noch stärker unterstützt werden, kündigte Dalbert an. Neben der Unterstützung für die Anschaffung von Zäunen als Schutz werde es Förderung für die Anschaffung von Herdenschutzhunden zweier Rassen geben: des Pyrenäen-Berghundes und des Maremmano-Abruzzese. Der Kauf der ausgebildeten Hunde werde zu 100 Prozent unterstützt, den Unterhalt müssten die Halter selbst zahlen. Solche speziellen Hunde kosten mehrere Tausend Euro.

Im altmärkischen Iden, wo das Wolfskompetenzzentrum entstehen soll, betreibt die Landesanstalt für Landwirtschaft und Gartenbau ein Zentrum für Tierhaltung und Technik. Künftig sollen von dort aus Nutztierhalter über einen effizienten Herdenschutz informiert werden. Laut Dalbert soll es Lehrgänge und Workshops geben, Informationen über neue Zäune, zudem solle Wissen auch aus anderen Bundesländern gesammelt und weitergegeben werden.

Die Umweltministerin hat auch das Thema Problemwölfe im Blick – Tiere, die dem Menschen zu nahe kommen oder immer wieder Nutztiere reißen. Zunächst solle darauf gesetzt werden, solche Tiere zu vergrämen – wenn nichts helfe, müsse solch ein Tier aber auch getötet werden.

Zweifel am geplanten Wolfskompetenzzentrum kommen von der CDU-Landtagsfraktion. "Ob ein Wolfskompetenzzentrum die richtige Antwort ist, ist fraglich, für uns wäre es entbehrlich", sagte Fraktionschef Siegfried Borgwardt. Zudem müsse eine Lösung gefunden werden, weil sich der Wolf schnell ausbreite. "Wir wollen nicht warten, bis es einen Angriff auf ein Kind oder einen Menschen gibt."  Er unterstützt das Ziel, Wolfsrisse schneller zu begutachten und rascher zu entschädigen.