Nach Anschlag Sachsen-Anhalts Abgeordnete in Straßburg
Terrorverdacht in Straßburg: So haben Sachsen-Anhalts Europaabgeordnete Sven Schulze (CDU) und Arne Lietz (SPD) den Anschlag erlebt.
Straßburg l Der sachsen-anhaltische CDU-Europaabgeordnete Sven Schulze will gegen 20 Uhr das Parlamentsgebäude verlassen, um sich mit einer 50-köpfigen Besuchergruppe aus Sachsen-Anhalt zum Abendessen zu treffen. Eine französische Kollegin informiert ihn über den Anschlag auf dem Weihnachtsmarkt, den die Besuchergruppe nur wenige Stunden besucht hat. Seine erste Reaktion? Schulze sagt am Handy: „Ruhe bewahren. Ich habe Vertrauen in die Sicherheitsleute.“ Das Parlamentsgebäude wird innerhalb weniger Minuten abgeriegelt, berichtet er. Etwa 1000 Menschen befinden sich zu dieser Zeit im Gebäude.
Schulze informiert Familie und Freunde, dass es ihm gutgeht. Im Fernsehen verfolgen er und viele andere die aktuellen Nachrichten. Zwei seiner Mitarbeiter sind zu diesem Zeitpunkt in einem Restaurant in unmittelbarer Nähe des Anschlags. „Sie und andere Gäste sind in den Keller des Restaurants geflüchtet“, erzählt Schulze. Dort harren sie bis 1 Uhr aus.
EU-Parlamentskollege Arne Lietz (SPD) aus Wittenberg berichtet: "Niemand durfte das Gebäude verlassen. Meine Mitarbeiterin war zum Zeitpunkt des Anschlags in der Nähe des Weihnachtsmarkts in einem Restaurant. Zum Glück war ihr nichts passiert, sie kam gegen 22 Uhr wohlbehalten ins Parlamentsgebäde zurück". Bis gegen 24 Uhr arbeiten die Abgeordneten trotz der Ereignisse die Tagesordnung ab. Später treffen sich viele an der Parlamentstheke und verfolgen die Nachrichten, warten auf neue Informationen.
Gegen 1.30 Uhr werden sie in den Plenumssaal bestellt. Dort wird ihnen eröffnet, dass sie „auf eigene Gefahr“ die Stadt verlassen könnten, sagt Schulze. Manche werden unter Polizeischutz in ihre Hotels gebracht, andere übernachten im Parlamentsgebäude. Schulze selbst fährt in seine Unterkunft auf deutscher Seite nach Kehl. Für die Strecke benötigt er normalerweise zehn bis 15 Minuten. In dieser Nacht braucht Schulze zwei Stunden, um in sein Hotel zu gelangen. „An der Grenze gab es massive Kontrollen“, sagt er.
Um 4 Uhr liegt Schulze im Bett, es wird eine kurze Nacht. Ab 7 Uhr klingelt pausenlos das Telefon. Um 9.30 Uhr ist er wieder im Europaparlament. „Der Betrieb geht weiter“, sagt Sven Schulze. Am Tag nach dem Anschlag bis 23 Uhr.
Was wir bislang über den Anschlag in Straßburg wissen und was nicht.