Bundesweiter Einkommensvergleich Niedrigste Löhne in Sachsen-Anhalt
Der Monatsverdienst im Land liegt im Schnitt rund 19 Prozent unter dem Bundesschnitt. Das Ärgernis ist so alt wie die deutsche Einheit.
Magdeburg/Berlin. - Eine Anfrage des Bundestagsabgeordneten Sören Pellmann (Linke) brachte es ans Licht: Sachsen-Anhalt hat mit 3.688 Euro den niedrigsten Bruttomonatsverdienst aller deutschen Länder. Das sind gerade mal 81 Prozent des Durchschnittswertes für Deutschland. An der Spitze liegt Hamburg mit 4.970 Euro. Der bundesweite Durchschnittslohn von 4.468 Euro ohne Sonderzahlungen setzt sich 2023 aus 4.578 Euro im Westen und 3.754 Euro im Osten zusammen. Das ergibt eine Ost-West-Lücke von 824 Euro.
Genug von Niedriglöhnen
„Der Osten hat die Niedriglöhne satt“, erklärt der Leipziger Pellmann, diese würden direkt in die Altersarmut führen. Die sachsen-anhaltische Linken-Fraktionschefin Eva von Angern assistiert und teilt gegen die Landesregierung aus: „Die anhaltenden Streiks zeigen, die Beschäftigten nehmen es selbst in die Hand und können sich auf die Landesregierung von Ministerpräsidenten Haseloff nicht verlassen.“
Der Regierungschef erklärt auf Volksstimme-Anfrage hingegen, dass für die Landesregierung die Statistik der Bundesagentur für Arbeit für die sozialversicherungspflichtig Vollzeitbeschäftigten relevant sei. „Danach stellt sich Folgendes dar: 2022 gab es ein Bruttoentgelt in Höhe von 2993 Euro, das waren 4,8 Prozent mehr als im Vorjahr. Bundesweit lag das Plus bei 3,7 Prozent. Die Lohnlücke schließt sich. Noch deutlicher wird das beim Vergleich mit dem Jahr 2017: für Sachsen-Anhalt ist in diesem Zeitraum eine Steigerung von 20 Prozent zu verzeichnen, gegenüber 13,6 Prozent im Bundesschnitt.“
Die Dynamik, so der CDU-Politiker, sei dabei in Sachsen-Anhalt im Vergleich auch zu anderen Ostländern besonders hoch. Ein Ausweis dafür, dass Fachkräfte gesucht sind.“ Weiter betont er, dass der Abbau der Ost-West-Unterschiede seit Jahren ein Anliegen der Landesregierung sei: „Bei den Löhnen besteht ohne Zweifel immer noch der größte Nachholbedarf.“ Das Land leiste einen Beitrag zum Beispiel durch das Tariftreue- und Vergabegesetz.
Aufwind in der Wirtschaft
Sachsen-Anhalt galt noch lange nach der Wende als graue Maus unter den Bundesländern, nicht zuletzt wegen der niedrigen Verdienste. Doch hat das Land beim Bruttoinlandsprodukt mächtig zugelegt. Die rote Laterne ist lange passé: Sachsen-Anhalt im BIP-Ranking für 2022 mit gut 75 Mrd. Euro auf Platz 12. Dahinter rangierten Thüringen, Mecklenburg-Vorpommern, Bremen und das Saarland.
Bei den Löhnen und Gehältern rangierte Sachsen-Anhalt noch 2022 im Bundesvergleich auf dem drittletzten Platz, vor Thüringen und Mecklenburg-Vorpommern.
Es fehlen in Sachsen-Anhalt freilich Großunternehmen, die eine ganze Region wirtschaftlich nach vorn bringen können – was sich dann auch auf die Löhne und Gehälter niederschlägt. Mit der geplanten Intel-Ansiedlung in Magdeburg verknüpft sich die Hoffnung auf genau diesen Effekt, weshalb die US-Investoren Milliarden-Subventionen vom Bund erhalten werden.