Wer steht auf der Vorhabenliste? 200 Millionen für Kulturdenkmale
Bis zum Jahr 2027 werden 200 Millionen Euro in die Sanierung bedeutender Kulturdenkmale aus dem Bestand der Kulturstiftung Sachsen-Anhalt fließen. Wohin geht das Geld und welche Pläne gibt es? Gestern wurde in Magdeburg die Vorhabenliste vorgestellt.
Magdeburg Seit September 2018 erstrahlt der Spiegelsaal des Schlosses Köthen in neuer Schönheit. Johann Sebastian Bach hat im einstigen Thronsaal zu seinen Brandenburgischen Konzerten aufspielen lassen. In Köthen schuf er wichtige musikalische Meisterwerke. Doch längst präsentiert sich in den Schlossgebäuden nicht alles so wunderbar saniert. Erst Anfang des Jahres musste die 1300 Präparate umfassende Vogelsammlung des Ornithologie-Pioniers Johann Friedrich Naumann ausgelagert werden, weil die Räumlichkeiten des Naumann-Museums dringend einer Sanierung bedürfen. Lange sind die Baumaßnahmen von der Kulturstiftung Sachsen-Anhalt geplant. Jetzt fließen Millionen – nicht nur ins Schloss Köthen.
Kulturstiftung brauchtneue Baudirektion
Die satte Finanzspritze ist möglich durch ein Sonderinvestitionsprogramm. Es ist ein Geldsegen für mehrere Schlösser, Burgen und Museen in Sachsen-Anhalt. Eine entsprechende Verwaltungsvereinbarung hat Kulturminister Rainer Robra (CDU) vor kurzem in Berlin unterzeichnet.
Demnach gibt der Bund 100 Millionen, das Land beteiligt sich in gleicher Höhe an der Komplementärfinanzierung. Wie Robra gestern ankündigte, solle das Geld in zehn Kulturdenkmale fließen. Bis 2027 werden insgesamt 200 Millionen Euro investiert. Robra geht zudem von einer Fortsetzung der Investitionen über diesen Zeitraum hinaus aus.
Vom Programm profitiert ausschließlich die Kulturstiftung Sachsen-Anhalt mit 18 Schlössern, Burgen Museen und kirchlichen Bauten wie den Magdeburger Dom. Es gebe einen erheblichen Sanierungsstau, sagte Robra. Geplant sei auch ein Zentraldepot für die Sammlungen der Kulturstiftung in Halle oder im Umland der Saalestadt.
Christian Philipsen, Generaldirektor der Kulturstiftung, sprach von einem Geburtstagsgeschenk im 25. Jahr des Stiftungsbestehens. In jenem Vierteljahrhundert habe seine Einrichtung 150 Millionen Euro an Investitionsmitteln zur Verfügung gehabt, jetzt seien es für nur sechseinhalb Jahre deutlich mehr. Ziel sei es, bestimmte Standorte nachhaltig zu entwickeln, so Philipsen. Die gemeinsam mit dem Bund ausgewählten Denkmale von nationaler Bedeutung sollen „in einem Stück durchsaniert werden“. „Das ist ein Geschenk und eine große Herausforderung zugleich“, so Philipsen. Für die Fülle an Baumaßnahmen müsse sein Haus eine neue Baudirektion aufbauen. 30 neue Mitarbeiter werden gebraucht.
Besucherzentren in Köthenund Schloss Neuenburg
Die Baumaßnahmen im Einzelnen:
Schloss Köthen: 35 Millionen Euro. Neubau „Anhalt-Information“ als Besucherzentrum, barrierefreie Erschließung und Sanierung der inneren Schlossflügel, darunter Torhaus und Ferdinandsbau mit dem Naumann-Museum, Sanierung Schlosshof
Schloss Neuenburg: 31 Millionen Euro. Sanierung und statische Ertüchtigung der Burgmauer, Sanierung Kammertor und Ausbau zum Besucherzentrum, Neustrukturierung der Nördlichen Vorburg zum Erlebnisort Schloss Neuenburg
Moritzburg Halle: Zehn Millionen für Dachsanierung Nord- und Westflügel, Sanierung der Burgbrücke
Neubau Depot Halle: 50 Millionen für ein Zentraldepot für die Sammlungen der Kulturstiftung und Auslösung der Interimsdepots
Schloss Leitzkau: 7,5 Millionen Euro für Sanierung und Ausbau des Nordflügels
Burg Falkenstein: 15 Millionen Euro für Sanierung und statische Ertüchtigung von Nord- und Westflügel der Kernburg, Ostbastion mit Neubau Gastronomie und barrierefreie Erschließung
Schloss Letzlingen: Eine Million für verschiedene Sanierungsmaßnahmen am Hauptgebäude, Sanierung Kavaliershaus für Gastronomie, Arbeiten an Brücke und Umflutung
Schloss Goseck: Acht Millionen Euro für Sanierung südlicher und westlicher Schlossflügel inklusive Fassaden, Wiederherstellung der Außenanlagen nach historischem Vorbild
Eckartsburg: Sechs Millionen Euro für Erneuerung haustechnischer Anlagen, Sanierung Wohngebäude (Palas) und der Burgmauern
Schloss Bernburg: Neun Millionen Euro. Christiansbau und barocker Zwischenbau, Sanierung, Barrierefreiheit, Ausbau für Stadt- und Kabarettarchiv, Sanierung des Aufgangs zum Eulenspiegelturm, Neugestaltung des Hofes.
Dass Sachsen-Anhalt jetzt Geld vom Bund für Kulturdenkmale einsetzen kann, geht auf einen Bundestagsbeschluss von 2018 zurück. Ursprünglich sollten Sachsen-Anhalt und Thüringen eine gemeinsame Kulturstiftung gründen, für die der Bund Millionen zur Verfügung stellen wollte, um den Sanierungsstau an bedeutsamen Schlössern und Burgen abzubauen. Nach langen Verhandlungen starb das Vorhaben. Das Geld kommt den Ländern nun direkt zugute. Meinung