Ausstellung im September geplant Besonderes Geschenk für das Kunstmuseum Magdeburg
Riesige Freude im Kunstmuseum Magdeburg: Der Grafiker und Maler Dieter Goltzsche hat dem Haus hunderte Lithografien, Aquarelle und Zeichnungen geschenkt. Jetzt wird gesichtet, im September ist eine Ausstellung mit seinen Werken geplant.

Von Grit Warnat - Magdeburg
Annegret Laabs schlägt eine große Kunstmappe auf, zieht sich weiße Handschuhe an. Blatt um Blatt schlägt sie vorsichtig um. Dutzende sind es allein zwischen diesen beiden großen Pappdeckeln.
Der Leiterin des Kunstmuseums Kloster Unser Lieben Frauen sieht man ihr Beglücktsein über diese Schenkung an. Das sei nur eine der Mappen, sagt sie. Mehrere hunderte Arbeiten von Dieter Goltzsche gehören seit wenigen Tagen zum Bestand des städtischen Kunstmuseums. „Wir durften aussuchen. Jetzt müssen wir alles noch sichten“, sagt Laabs. Über ihr Gesicht zieht sich ein Strahlen. Man spürt: Irgendwie kann sie das Glück noch nicht fassen. „Das ist ein Schatz für uns“, so die Museumschefin. Schließlich zählt Goltzsche zu den wichtigsten Zeichnern und Grafikern in Deutschland. Das Papier ist sein Medium.
Erst vor wenigen Tagen war Laabs mit Museumskurator Uwe Gellner in Berlin, zu Gast bei Dieter Goltzsche. Der hatte zuvor eine Postkarte an das Kunstmuseum der Landeshauptstadt geschickt und angefragt, ob in Magdeburg nicht Interesse an einem Teil seines Nachlasses bestünde. Goltzsche ist Jahrgang 1934.
Eine Anfrage per Postkarte
Solche Anfragen flattern nicht aller Tage ins Haus. Schenkungen gibt es, immer wieder auch einzelne Werke von Ausstellenden als Dankeschön. Warum aber diese Postkarte des gebürtigen Dresdners in das flussabwärts liegende Magdeburg?
Biografische Verbindungen in Sachsen-Anhalts Landeshauptstadt findet man im Lebenslauf nicht. Der Künstler war an den Magdeburger Grafik-Mappen beteiligt. 2011 gab es eine Ausstellung des Vereins der Bibliophilen und Grafikfreunde im Literaturhaus.
Aber wohl eher vom Hören-Sagen weiß Goltzsche um das Kunstmuseum und dessen Sammlung. In dessen Bestand sind auch mehr als 30 Arbeiten des Bildhauers Werner Stötzer (1931-2010). Goltzsche lernte Stötzer als Meisterschüler an der Deutschen Akademie der Künste zu Berlin kennen.
Zudem hat er Kontakt mit dem in Dresden lebenden und arbeitenden Maler Max Uhlig, der nicht nur im hiesigen Kunstmuseum ausstellte, sondern dessen Gestaltung der 14 Fenster in der Johanniskirche sein größtes gestalterisches Vermächtnis sind. Das Mammut-Projekt wurde erst im vergangenen Jahr abgeschlossen.
Goltzsche, heute 86, studierte wie Uhlig an der Hochschule für Bildende Künste in Dresden. Lehrer war unter anderem Professor Hans Theo Richter. Später war er Meisterschüler an der Deutschen Akademie der Künste zu Berlin bei Max Schwimmer. An der Kunsthochschule Berlin-Weißensee arbeitete er ab 1980 mehr als ein Jahrzehnt als Dozent, bis 2000 hatte er dort eine Professur.
Über all diese Jahre entstandene Arbeiten sind nun in Magdeburg. Es handelt sich um ein Konvolut von den 1950er Jahren bis 2018.
Goltzsches Kunst passtin kein Schubfach
Gleich obenauf in der Mappe liegt ein Blatt, datiert 1957. Diplom steht mit Bleistift geschrieben. Es folgen unterschiedlichste Motive und gestalterische Umsetzungen, schwarz-weiße oder mehrfarbige Arbeiten. Katzen, Pferde, Menschen, er selbst, Landschaften, Möwen, Literatur, für die er sich seit jeher begeistert. Und man erkennt so manchen Inspirationsgeber wie Chagall, Matisse, Schlemmer. Für Goltzsches Kunst gibt es keine Schubfächer.
Laabs klappt die Mappe zu. Im Herbst, so kündigt sie an, soll es im bis dahin fertig sanierten Kreuzgang eine große Goltzsche-Ausstellung geben – als Dank an den Künstler für diese Gabe. Dann wird er sicher erzählen, warum er sich für Magdeburg entschieden hat.
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