Besucherrekord 2023 Das bislang beste Jahr fürs Schloss Wernigerode
Schloss Wernigerode hat 2023 mit 236.000 Gästen ein deutliches Besucherplus eingefahren – ein Rekordergebnis trotz Krisen, Inflation und Umbauarbeiten.
Wernigerode. - Christian Juranek könnte sich in seinem Dienstzimmer hoch oben auf Schloss Wernigerode eigentlich zurücklehnen. Er hat die Besucherstatistik 2023 vor sich. „236.000 Gäste. Das ist das bislang beste Jahr“, freut sich der Geschäftsführer der Schloß Wernigerode GmbH, der sehr wohl weiß, dass so manches Museum das Vor-Corona-Niveau nicht wieder erreicht hat. 2019 zählte das Schloss 215.000 Gäste. Jetzt noch einmal ein deutliches Plus. „Der Oktober war der beste Oktober aller Zeiten“, sagt Juranek und zeigt auf das Diagramm auf einem DIN-A4-Blatt. Der rote Oktober-Balken ragt heraus und steht bei 33.357 Besuchern. Selbst der eigentlich gästeschwache Januar 2023 lag mit 12.321 Besuchern weit über dem Monatsdurchschnitt der Jahre 2015 bis 2019. „Auch der Februar war enorm gut“, resümiert der Kunstwissenschaftler. Er ist in seinem 27. Jahr auf dem Schloss tätig.
Pandemie-Nachwehen, Kriegssorgen, schlechte Stimmung, Inflation. Das Schloss bleibt meistbesuchtes Museum in Sachsen-Anhalt und ein Besuchermagnet, aber warum spürt es nicht jene Zurückhaltung, die andere Häuser sehr wohl erfahren? Und warum ein Besucher-Rekord auch noch in einem Jahr, das geprägt ist von umfangreichen Baumaßnahmen? Zwar ist der Rundgang durch die 40 Ausstellungsräume davon nicht berührt, aber seit September 2022 zeugen Gerüste vom Baugeschehen.
Warum also dieses Plus?
Juranek nennt viele Faktoren. Er erzählt von gestaffelten Schulferien in Niedersachsen und Sachsen-Anhalt, vom anhaltenden Inlandstourismus, von den vielen Dreharbeiten auf dem Schloss. Kinoerfolge wie „Die Schule der magischen Tiere“ machen unbezahlbare Werbung für das Haus. Dann kommt der 60-Jährige auf das Wetter – nicht zu heiß darf es sein im Sommer, im Herbst schön sonnig. Und es dürfe kein Schnee liegen. Dann würden die Urlauber die Kulturangebote entdecken, sagt er. Überhaupt habe der Harz sein Image verändert, meint der Goslarer und verweist auf all die vielen verschiedenen Freizeitmöglichkeiten zwischen Baumwipfelpfaden und Doppelseilrutsche an der Rappbodetalsperre. Spaß, Erholung, Natur. Die drei Begriffe vereint auch die Harzer Wandernadel mit ihren 222 Stempelstellen. In der Pandemie haben viele Wanderer die Stempel-Jagd für sich entdeckt. Gleich nebenan auf dem Agnesberg hat man nicht nur eine wunderbare Aussicht auf das Schloss, sondern auch Stempel Nummer 31. Stempeln und Schloss besuchen - eine Win-win-Situation. „Wir profitieren davon, dass sich im Harz so viel getan hat.“
Juranek weiß um die Zugkraft des pittoresken Märchenschlosses, und doch seien Erfolge kein Selbstläufer. Um auf Besucherwünsche eingehen zu können, führt der Geschäftsführer alle drei Jahre gemeinsam mit der Hochschule Harz und der dortigen Professorin Matilde S. Groß Befragungen durch – eine kleine zur Baustellensituation läuft derzeit, eine große Umfrage ist für 2025 in Vorbereitung. Zufriedenheit mit den Angeboten, Besuchsdauer, Alter, Wohnsitz sind einige der abgefragten Punkte. Für Juranek waren zuletzt zwei Ergebnisse besonders erstaunlich gewesen: Es reist mehr junges Publikum an, und 33 Prozent sind Mehrfachbesucher. Zwölf Prozent gaben an, das Schloss der Sonderausstellungen wegen zu besuchen. „Das bestärkt mich, immer wieder Neues anzubieten“, sagt Juranek.
Viel Neues wird es spätestens 2026 geben. Dann wird das millionenschwere Umbaugroßprojekt beendet sein mit einem Aufzug im Hausmannsturm, der direkt auf die Terrasse vor dem Haupteingang führt, und mit einem weiteren Lift im Frühlingsbau, wo sich die Sonderausstellungsräume befinden. Wichtige Teilbereiche des Museums werden dann barrierefrei erreichbar sein. Juranek erzählt, dass auch der Rundgang verändert wird. Dafür haben er und sein Vorzimmer drei Räume freigezogen, die zu den ältesten im Schloss gehören. Im ehemaligen Sekretariat stammt die originale Renaissance-Einrichtung aus der Mitte des 16. Jahrhunderts. Man erreicht die Räume durch ein barockes Treppenhaus von 1676. Das ist bis dato nur für Personal zugänglich und soll für Besucher geöffnet werden.