Call-Center-Betreiber Walter Services vor Insolvenzverfahren / Zukunft entscheidet sich in Karlsruhe Für Arbeitsplätze gibt es keine Garantie
Magdeburg l Für die insgesamt 1800 Beschäftigten des Call-Center-Betreibers Walter Services in Sachsen-Anhalt beginnen die Wochen der Wahrheit. Am 1. Oktober startet das Insolvenzverfahren, in dem sich die Zukunft des Unternehmens entscheidet.
In den Call-Centern von Walter Services in Sachsen-Anhalt ist die Spannung mit Händen zu greifen. 1600 Mitarbeiter in Magdeburg und 200 in Halle blicken voller Sorge nach Karlsruhe. Vor dem dortigen Amtsgericht muss ihr Arbeitgeber in wenigen Tagen nachweisen, dass er genügend Puste hat, das Unternehmen in eine sichere Zukunft zu führen.
Walter Services ist in wirtschaftlicher Schieflage. Auslöser sind nach Unternehmensangaben aktuelle und absehbar starke Umsatzrückgänge im Kerngeschäft des Unternehmens, dem Call-Center-Betrieb für große Telefongesellschaften. Diese Verluste hätten aufgrund der Überkapazitäten im Markt sowie des hohen Gewinndrucks nicht schnell genug ersetzt werden können.
Um sich neu aufstellen zu können, hatte Walter Services im Juli Unterschlupf unter einem amtlichen Schutzschirm gefunden und sich so drei Monate vor dem Zugriff von Gläubigern schützen können. In dieser Zeit haben die Firmenleitung und Krisenexperten einen sogenannten Restrukturierungsplan erarbeitet, in dem steht, wie das Unternehmen saniert und profitabel arbeiten kann. Das Papier wird Ende dieses Monats beim Amtsgericht Karlsruhe eingereicht, dann dort begutachtet und hinsichtlich der wirtschaftlichen wie finanziellen Tragfähigkeit positiv oder negativ beschieden werden.
Mitarbeiter bekommen erste Informationen
Nach Volksstimme-Informationen sind die 1600 Mitarbeiter im Magdeburger Call-Center in der vergangenen Woche in Form von Fragen und Antworten über die Folgen des am 1. Oktober beginnenden Insolvenzverfahrens informiert worden.
Die Beschäftigten sollen ab 1. Oktober "volles Gehalt nach den geltenden arbeitsvertraglichen, betrieblichen und tariflichen Regeln" bekommen, schreibt die Firmenleitung. Allerdings hänge diese "Sicherheit" maßgeblich davon ab, "ob und wieweit alle Punkte des Restrukturierungs- und Sanierungskonzeptes umgesetzt werden können". Und weiter heißt es: Generelles Ziel sei es, "so viele Arbeitsplätze wie möglich zu erhalten. Ein Personalabbau wird aber nach jetzigem Stand unvermeidlich sein." Zur Zukunft einzelner Standorte will sich Walter Services zum jetzigen Zeitpunkt nicht festlegen.
In der Landeshauptstadt werden unter anderem Kunden von Telekommunikationsanbietern, Online-Providern, Kabelnetzbetreibern sowie von Energie- und Versandunternehmen telefonisch und per E-Mail betreut.