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Wärmepumpen und Solaranlagen Handwerker aus Sachsen-Anhalt lehnen kürzere Ausbildung für „Klimaberufe“ ab

Ob bei Wärmepumpen oder Solaranlagen: Klimaschutz braucht Handwerker. Doch die gibt es in Sachsen-Anhalt immer weniger. Ein Vorschlag für mehr Arbeitskräfte kommt im Handwerk nicht gut an.

Von Robert Gruhne 05.07.2023, 05:00
Gefragter Beruf: Handwerker montieren auf dem Dach eines Wohnhauses Solarmodule.
Gefragter Beruf: Handwerker montieren auf dem Dach eines Wohnhauses Solarmodule. Foto: dpa

Magdeburg - Wer sein Haus mit einer Wärmepumpe heizen will oder eine Solaranlage aufs Dach möchte, braucht Handwerker. Um den Personalbedarf zu decken, sind immer wieder auch kürzere Ausbildungen in den sogenannten „Klimaberufen“ wie Heizungsbau oder Elektrohandwerk im Gespräch. Allerdings kommt das im Handwerk nicht gut an: „Ich halte davon gar nichts“, sagt Landesinnungsmeister Andreas Röber vom Fachverband Sanitär Heizung Klima (SHK) Sachsen-Anhalt.

Zuletzt hatte der von der Landesregierung Sachsen-Anhalts einberufene „Zukunfts- und Klimaschutzkongress“ kürzere Ausbildungen in bestimmten Fällen vorgeschlagen, um Klimaschutzmaßnahmen schneller umzusetzen. So seien für Unterstützertätigkeiten „einjährige statt dreijährige Ausbildungen als Einstieg“ voranzutreiben, heißt es in dem Aktionsplan.

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Wer soll sechs Millionen Wärmepumpen einbauen?

Die Überlegungen sind nicht neu. Im April brachte ein Referatsleiter aus dem Bundeswirtschaftsministerium kürzere Ausbildungszeiten als eine Maßnahme ins Spiel, wie bis 2030 sechs Millionen Wärmepumpen installiert werden sollten. Röber vom Fachverband SHK hält das jedoch für nicht zweckdienlich. Bereits heute sei die Ausbildungszeit von 3,5 Jahren für das komplexe Berufsbild Anlagenmechaniker SHK knapp bemessen. Zudem arbeite man in einem sicherheitsrelevanten Bereich, der eine fundierte Ausbildung erfordere.

Ähnlich sieht es Burghard Grupe, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Magdeburg. Kürzere Ausbildungen seien nicht der richtige Weg, um geeignete Arbeitskräfte zu finden. „Die duale Ausbildung mit ihrem hohen Qualifikationsniveau darf nicht ausgehöhlt werden“, teilt er mit. Besser sei es laut Grupe, Fachkräfte „über verstärkte Weiterbildung an die Themen heranzuführen“. Eine solche Weiterbildung könne aber nur einen kleinen Teil der handwerklichen Ausbildung abdecken.

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Bedarf an Heizungsbauern in Sachsen-Anhalt hoch

Das Arbeitsministerium von Sachsen-Anhalt teilt mit, dass für die Ausgestaltung von Berufen das Bundeswirtschaftsministerium zuständig ist. Zu den Erfolgsaussichten einer verkürzten Ausbildung heißt es aber: Eine „Stufenausbildung“ habe sich in manchen Berufen bewährt. Beispiel Bauwirtschaft: Hier erreiche man nach zwei Jahren den Abschluss Hochbaufacharbeiter, eine weitere einjährige Ausbildung führe dann zum Maurer oder zum Beton- und Stahlbetonbauer. „Dieses Beispiel kann als Vorbild gelten“, teilt ein Sprecher mit.

Im Bundeswirtschaftsministerium gibt es aktuell „keine offiziellen Überlegungen“ für verkürzte Ausbildungen, teilt ein Sprecher mit. Er verweist hingegen auf das „Aufbauprogramm Wärmepumpe“, das Weiterbildungen für bestehende Fachkräfte mit bis zu 90 Prozent fördert.

Besonders im Bereich Sanitär und Heizung ist der Bedarf an Handwerkern hoch. „Die Betriebe können sich vor Aufträgen nicht retten“, sagt Landesinnungsmeister Röber. Ein Job im Heizungsbau habe Zukunft: „Wir gestalten den Umweltschutz.“ Das müsse man noch mehr vermitteln.

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Ausbildungszahlen in Magdeburg steigen wieder leicht

Nachwuchs ist im „Klimahandwerk“ zwar immer noch rar, aber die Ausbildungszahlen haben sich stabilisiert und steigen sogar langsam an. Im Jahr 2021 begannen 49 Menschen im Bezirk der Handwerkskammer Magdeburg eine Ausbildung als Anlagenmechaniker für SHK. In diesem Jahr sind es 60. Einen Anstieg gab es im selben Zeitraum auch bei der Ausbildung als Elektroniker für Energie- und Gebäudetechnik (von 64 auf 68).

Mangel besteht aber nicht nur beim Nachwuchs, sondern auch bei den Ausbildern. Eine von drei SHK-Ausbilder-Stellen bei der Handwerkskammer Magdeburg ist seit zweieinhalb Jahren unbesetzt. „Wir finden einfach niemanden, der Fachkräftemarkt ist leer gefegt“, teilt Hauptgeschäftsführer Grupe hierzu mit.