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Kanadisches Unternehmen Mit Video: Li-Cycle eröffnet Recycling-Fabrik bei Magdeburg - weiteres Werk soll folgen

Das kanadische Unternehmen Li-Cycle hat bei Magdeburg eine der größten Recycling-Fabriken für Batterien eröffnet. Sachsen-Anhalt könnte in dem Bereich künftig eine wichtige Rolle spielen.

Von Robert Gruhne Aktualisiert: 23.08.2024, 17:29
Die Anlage des Unternehmens Li-Cycle kann derzeit 10.000 Tonnen Lithium-Ionen-Batterien pro Jahr verarbeiten.
Die Anlage des Unternehmens Li-Cycle kann derzeit 10.000 Tonnen Lithium-Ionen-Batterien pro Jahr verarbeiten. Foto: Li-Cycle

Osterweddingen - Das Gastgeschenk des Ministerpräsidenten wandere gleich morgen in den Schredder, sagte Udo Schleif, Manager bei Li-Cycle, zur feierlichen Eröffnung des neuen Standorts in Osterweddingen. Mit der Aussage sorgte er aber nicht für Bestürzung, sondern Heiterkeit. Denn so hatte es Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) sich auch gedacht.

In der roten Herzdose, die er mitgebracht hatte, befanden sich leere Batterien. Die habe er gemeinsam mit seiner Frau gesammelt, sagte Sachsen-Anhalts Regierungschef. „Wir müssen sehr sorgsam mit unseren Ressourcen umgehen und immer mehr in eine Kreislaufwirtschaft eintreten“, fügte er hinzu.

 
Das kanadische Unternehmen Li-Cycle hat bei Magdeburg eine der größten Recycling-Fabriken für Batterien eröffnet. (Kamera: Robert Gruhne/ Schnitt: Bernd Stiasny)

Im Gewerbegebiet Osterweddingen werden die Batterien aus dem Haseloff’schen Haushalt jetzt recycelt. Das kanadische Unternehmen Li-Cycle hat den Betrieb gestern offiziell gestartet. Die 20 Millionen Euro teure Anlage bei Magdeburg ist die erste des Unternehmens in Europa. Bisher gibt es vier ähnliche Standorte in Nordamerika. 60 Mitarbeiter arbeiten bei Li-Cycle in Osterweddingen.

„Magdeburg liegt im Herzen der Automobilindustrie und der Zellfertigung. Wir müssen dort sein, wo unsere Kunden sind“, sagte Li-Cycle-Chef und -Gründer Tim Johnston. Für Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) sei die Ansiedlung eine „Bestätigung, dass der Standort gut ist“.

Li-Cycle gewinnt bei Magdeburg „schwarze Masse“ aus alten Batterien

Bis zu 30.000 Tonnen Lithium-Ionen-Batterien will das Unternehmen hier ab 2024 jährlich recyceln. Zu Beginn ist allerdings erst eine der drei Verarbeitungslinien fertig, weshalb die maximale Kapazität zurzeit bei 10.000 Tonnen liegt. Die Maschinen dafür kommen aus Spanien.

Ein Mitarbeiter von Li-Cycle nimmt letzte Sortierungen vor, bevor die Lithium-Ionen-Akkus eine große Rampe hinauffahren und geschreddert werden.
Ein Mitarbeiter von Li-Cycle nimmt letzte Sortierungen vor, bevor die Lithium-Ionen-Akkus eine große Rampe hinauffahren und geschreddert werden.
Foto: Li-Cycle

Das Verfahren ist laut Unternehmen besonders umweltfreundlich und kommt ohne Schmelzen und Chemikalien aus. Li-Cycle bekommt alle Arten von Lithium-Ionen-Batterien geliefert – von der Haushaltsbatterie bis zur E-Auto-Batterie. Sie wandern dann in ein Wasserbad und werden geschreddert. Plastik und Metalle werden getrennt. Übrig bleibt die sogenannte „schwarze Masse“, in der wertvolle Stoffe wie Lithium, Kobalt und Nickel enthalten sind.

Weitere Batterie-Recycling-Fabrik in Magdeburg geplant

Die schwarze Masse verbleibt aktuell noch in großen Säcken in Osterweddingen, direkt neben den Fässern mit den leeren Batterien. Die Weiterverarbeitung der schwarzen Masse ist nicht hier geplant. Sie soll in Portovesme auf Sardinien stattfinden. Dort will Li-Cycle eine bestehende hydrometallurgische Raffinerie für sich umnutzen. 95 Prozent des Ursprungsmaterials sollen dann wieder genutzt werden können. Der Probebetrieb soll im nächsten Jahr starten.

Wenn einmal Millionen Elektroautos in Europa unterwegs sind, wird auch die Menge an Batterien enorm zunehmen. Da die Ressourcen knapp sind, spielt Recycling eine immer wichtigere Rolle. In Hettstedt betreibt das Unternehmen Ecobat bereits eine weitere Anlage. Die Battery Lifecycle GmbH baut in Magdeburg-Rothensee eine Fabrik auf, die etwa die halbe Kapazität von Osterweddingen haben soll.

„Wenn sich Betriebe ansiedeln, tut das der Gemeinde gut“, sagte Bürgermeister Jörg Methner gestern zudem zu den Effekten für Sülzetal. Herausforderungen beim Brandschutz – in den Hallen lagern immerhin Tausende Tonnen Batterien – habe man gemeinsam geklärt.

In dieser Hinsicht auch praktisch: Die Feuerwehr von Osterweddingen befindet sich auf der anderen Straßenseite.