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Einwanderung Sachsen-Anhalt will attraktiver für Fachkräfte aus dem Ausland werden

Die ostdeutschen Länder wollen verstärkt Fachleute aus dem Ausland anlocken. Ein neues Gesetz zeigt erste Effekte: Immer mehr Arbeitskräfte aus Nicht-EU-Ländern ziehen nach Sachsen-Anhalt.

Von Robert Gruhne 23.10.2024, 18:58
Besonders hoch ist der Bedarf an Fachkräften in Sachsen-Anhalt im Gesundheitsberich.
Besonders hoch ist der Bedarf an Fachkräften in Sachsen-Anhalt im Gesundheitsberich. Foto: Franziska Gabbert/dpa

Magdeburg - Die Beschäftigtenzahl in Sachsen-Anhalt ist stabil – allerdings nur durch den Zuzug aus dem Ausland. Beschäftigte mit deutschem Pass werden durch die alternde Bevölkerung immer weniger. Die ostdeutschen Bundesländer bekräftigten am Mittwoch, 23. Oktober, in Magdeburg, dass sie mehr Fachkräfte aus dem Ausland gewinnen wollen. Hürden für die Zuwanderung sollen abgebaut werden.

„Die Zukunft unseres Arbeitsmarktes wird davon abhängen, ob es uns gelingt, die Fachkräftelücke zu schließen“, sagte Sachsen-Anhalts Arbeitsministerin Petra Grimm-Benne (SPD) bei dem Treffen der ostdeutschen Wirtschafts- und Arbeitsminister.

Sachsen-Anhalt sei laut Grimm-Benne international kaum als Zuwanderungs-Standort profiliert. Fortschritte seien aber gemacht. Weitere Schritte seien einfachere Einreise- und Anerkennungsverfahren, Werbeaktionen für den Osten und die Verlängerung der erleichterten Arbeitsaufnahme für schon länger in Deutschland lebende Ausländer über 2025 hinaus.

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Fachkräfteeinwanderungsgesetz hat Effekte für Sachsen-Anhalt

Das 2020 vom Bund eingeführte Fachkräfteeinwanderungsgesetz zeigt derweil erste Effekte: In Sachsen-Anhalt haben im vergangenen Jahr 5.600 Personen aus Drittstaaten eine Arbeitserlaubnis erhalten, teilt die Regionaldirektion Sachsen-Anhalt-Thüringen der Bundesagentur für Arbeit mit. Fünf Jahre zuvor waren es rund 2.600. Die Behörde führt den Anstieg auf das Gesetz zurück, das 2023 überarbeitet wurde.

So viele Menschen aus Drittstaaten erhalten pro Jahr eine Arbeitserlaubnis in Sachsen-Anhalt.
So viele Menschen aus Drittstaaten erhalten pro Jahr eine Arbeitserlaubnis in Sachsen-Anhalt.
Grafik: prePress Media Mitteldeutschland

Die Einwanderung aus Drittstaaten wächst stärker als aus EU-Ländern. Von rund 800.000 Berufstätigen in Sachsen-Anhalt sind mehr als 60.000 Ausländer. Ein Großteil (rund 26.000) kommt aus Ländern der EU-Osterweiterung. Polen und Rumänen sind insgesamt am häufigsten vertreten.

Zu dem Treffen in Magdeburg kamen auch Vertreter der Wirtschaft und Sozialpartner. Man sei für Einwanderung offen, sagte der Präsident der Handwerkskammer Magdeburg, Andreas Dieckmann. Die Handwerksbetriebe mit im Schnitt fünf bis sechs Mitarbeitern könnten das aber nicht alleine leisten: „Wir brauchen gezielt personelle Unterstützung.“ Die „Job Buddys“, die Sachsen-Anhalt einführen will, könnten bei Behördengängen helfen. Zudem müsse Bürokratie abgebaut werden.

Bundesagentur fordert „behördenübergreifenden Digitalisierungsschub“

Marco Langhof, Präsident der Arbeitgeber- und Wirtschaftsverbände Sachsen-Anhalt, meinte zur Fachkräfteeinwanderung: „Für uns ist ganz wichtig, das Ganze nicht eindimensional zu betrachten.“ Außer der Willkommenskultur müssten auch andere Faktoren bei der Standortattraktivität betrachtet werden, etwa die Digitalisierung oder die Steuerlast.

Die Gewerkschaften begrüßen das Vorgehen grundsätzlich. Problematisch findet Susanne Wiedemeyer, Landesleiterin des Deutschen Gewerkschaftsbunds Sachsen-Anhalt, dass die Bundesregierung im neuen Haushalt weniger Geld für Sprachkurse bereitstellen möchte. Und: „Arbeitgeber müssen die Menschen dann auch einstellen und etwas für sie tun“, meint Wiedemeyer. So sollten sie beispielsweise bei Sprachkursen oder der Wohnungssuche helfen.

Die Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit erwartet ohne den Zuzug von ausländischen Arbeits- und Fachkräften auch sinkende Einnahmen in den sozialen Sicherungssystemen. Wichtig sei zudem ein „behördenübergreifender Digitalisierungsschub“. Ein „Flaschenhals“ seien bisher die Visastellen der Auslandsvertretungen. Die Bundesagentur könne hier entlasten, aber brauche dafür mehr finanzielle Mittel.