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Sachsen-Anhalt Warum wählen gerade Arbeiter die AfD? Das sagt der Arbeitgeberpräsident

Warum ist die AfD gerade bei Arbeitern so erfolgreich? Ein Volksstimme-Interview zu dem Thema stößt bei Marco Langhof, Arbeitgeberpräsident von Sachsen-Anhalt, auf Kritik.

Von Robert Gruhne 11.03.2025, 20:13
Marco Langhof ist Arbeitgeberpräsident von Sachsen-Anhalt.
Marco Langhof ist Arbeitgeberpräsident von Sachsen-Anhalt. Foto: AWSA

Magdeburg. - Wie konnte die AfD bei der Bundestagswahl im Februar ihren Stimmenanteil unter Arbeitern im Vergleich zu 2021 fast verdoppeln? Dazu hat sich Klaus Dörre, Soziologe an der Universität Jena, Anfang März in einem Interview in Volksstimme und MZ geäußert. Sachsen-Anhalts Arbeitgeberpräsident Marco Langhof erwidert im Gespräch mit Robert Gruhne.

Der Jenaer Professor Klaus Dörre hat im Interview gesagt, der Zuspruch der Arbeiter zur AfD erkläre sich unter anderem mit der Angst vor Statusverlust, der Angst vor dem Abstieg. Was denken Sie darüber?

Langhof: Ich hätte mir mehr Tiefgang gewünscht. Dörre wärmt im Interview ideologische Ladenhüter, wie zum Beispiel die niedrige Tarifbindung im Osten, auf. Aber wenn man der Frage nachgeht, warum so viele Arbeiter die AfD wählen, und versucht, das mit der Wirtschaft in Zusammenhang zu bringen, ergeben sich ganz merkwürdige Effekte.

Die AfD ist nämlich nicht nur dort stark, wo der wirtschaftliche Niedergang droht. Auch 33 Prozent der Gewerkschaftsmitglieder wählen AfD. Da kann man nicht einfach sagen, dann müssen die Gewerkschafter nur mal mit den Leuten reden.

Spielt das Thema Wirtschaft bei der Wahl der AfD eine Rolle?

Nein, die AfD wird nicht wegen ihres wirtschaftspolitischen Programms gewählt, sondern trotz ihres wirtschaftspolitischen Programms. Die Partei will ernsthaft aus dem Euro aussteigen.

Was wollen denn die Industriearbeiter, unabhängig von der Parteipräferenz?

Sie wollen, dass die Dinge funktionieren in diesem Staat. Dass die Autobahnen ganz sind, die Brücken nicht einstürzen, die Bahn pünktlich fährt und die Polizei sie schützt.

Und keine Transformation?

Aus wirtschaftspolitischer Sicht ist die Ampel mit einem grünen Wirtschaftswunder angetreten und vielleicht auch gewählt worden. Eine berechtigte und eigentlich eine gute Vision. Ich glaube, dass die Leute daran glauben wollten und dass sie davon enttäuscht sind. Die EU rollt ihren Green Deal zurück, die Autohersteller kassieren in Teilen ihre Strategien zur E-Mobilität. Natürlich ist das verschnitten mit dem Ukraine-Krieg und ausbleibenden Gaslieferungen. Aber am Ende haben alle gesehen: Es wird teurer und wir kommen nicht mehr klar mit dem Leben.

Ist das geplante Sondervermögen für Infrastruktur wirtschaftspolitisch der richtige Weg?

Es gibt mehrere Aspekte dabei. Zunächst der Verdacht, dass Probleme wieder nur mit Geld zugeschüttet werden sollen und man Konflikten aus dem Weg geht. Und dass Parteien wieder einmal nicht das halten, was sie versprochen haben. Andererseits ist das Sondervermögen aus den Varianten, mit denen man die Schuldenbremse lösen kann, aus wirtschaftspolitischer Sicht die sinnvollste. Weil man die Schuldenbremse nur für Investitionen löst. Davon haben auch die Unternehmen etwas.