Polizei durchkämmt Waldstück So verläuft die Suche nach Inga
Einen Monat nach dem Verschwinden der fünfjährigen Inga Gehricke hat die Polizei am Mittwoch einen fünf Kilometer von Wilhelmshof entfernten Wald durchforstet. Bisher ohne Erfolg. Heute wird die Suche im dichten Unterholz fortgesetzt.
Uchtspringe l Mit dünnen Stangen durchkämmen die 375 Polizisten das dichte Gestrüpp des Waldes südlich von Uchtspringe. Zentimeter für Zentimeter. Immer wieder bleiben sie stehen, müssen an meterhohen Büschen die Blätter abschlagen, um daruntersehen zu können.
Rund 1000 Hektar sollen die aus den Polizeirevieren im mittleren und nördlichen Sachsen-Anhalt herbeigerufenen Beamten nach Spuren der Fünfjährigen durchforsten. Da die Landesbereitschaftspolizei aus Sachsen-Anhalt zurzeit in Bayern beim G-7-Gipfel zum Einsatz ist, zieht die Polizeidirektion Nord im Wald bei Uchtspringe alle verfügbaren Beamten zusammen.
Der Leiter der Ermittlungsgruppe, Holger Hermann: "Wir haben Hinweise zu diesem Wald, aber nichts Konkretes". Der 53-Jährige ließ deshalb bereits am Vortag sechs Spezialhunde nach Spuren in dem Gebiet suchen, aber ohne nennenswerten Erfolg. Das Technische Hilfswerk beteiligte sich ebenfalls und untersuchte einen kleinen Teich mitten im Wald. Aber dies alles blieb bis zum Dienstagabend ohne Erfolg.
Erst danach entschloss sich der Kriminalist, mit den Beamten das Gebiet am Mittwoch und Donnerstag genauer durchkämmen zu lassen. Zunächst sind rund 1000 Hektar anvisiert. Das wäre etwa ein Drittel der in den ersten vier Tagen nach dem Verschwinden von Inga am 2. Mai durchsuchten Waldfläche nördlich der Bundesstraße 188. Die entsprach einer Fläche von rund 5000 Fußballfeldern.
Für Hermann ist die erneute Suche im Wald aber nur eine von vielen Ermittlungsrichtungen der letzten vier Wochen. Die örtliche Nähe zum Maßregelvollzug sei Zufall. Der Kriminaldirektor und sein 30-köpfiges Ermittlerteam haben zwischenzeitlich bereits weit mehr als 100 Zeugen im Umfeld von Wilhelmshof und auch in Uchtspringe befragt. Bisher ergaben sich daraus aber keine Ansatzpunkte. Hinzu kamen mehr als 1000 eingegangene Hinweise aus ganz Deutschland und Europa, denen allen nachgegangen werden musste. Und noch immer gehen täglich durchschnittlich zehn bis 15 neue Hinweise ein.
Der Chefermittler, der selbst Vater einer inzwischen erwachsenen Tochter ist, hat von Anfang an die Suche nach Inga mitorganisiert. Um möglichst effektiv arbeiten zu können, nahm sich der Aschersleber in Stendal auch ein Hotelzimmer. "Ich achte aber trotzdem darauf, dass ich immer ausgeruht bin", sagt er. Die Kriminalisten wollen in diesem rätselhaften Fall keine Spur, keinen Ansatzpunkt übersehen.
Inzwischen haben sich die Suchmannschaften bis tief in den Wald südlich von Uchtspringe vorgekämpft.
Die Teams sichern Zigarettenschachteln und andere mögliche verdächtige Gegenstände. Diese sollen später noch weiter untersucht werden. Ein Fahrzeug der Spurensicherung des Landeskriminalamtes steht dazu bereit. Unter den Fundsachen befindet sich auch ein Päckchen, das vermutlich beim Geocaching irgendwo im Wald liegen blieb. Polizeisprecher Mike von Hoff sagt am Abend: "Eine heiße Spur ist erneut nicht dabei. Nach der Suche am heutigen Tag wird die Ermittlungsgruppe darüber entscheiden, ob die Fläche der Suche noch erweitert werden soll."