Lkw-Fahrer aus der Börde verlieren Jobs, van Huët-Spedition macht Niederlassung dicht Subventionsbetrug bei Euroglas? Prüfung durch die Investitionsbank angekündigt
Ein Speditionsbetrieb aus Haldensleben macht dicht, weil die Firma den Auftrag der Firma Euroglas verliert. Unterdessen kündigt das Wirtschaftsministerium an, der Vorwurf des Subventionsbetrugs durch Euroglas werde überprüft.
Haldensleben l Die van Huët Glastransporte GmbH wird zum Jahresende geschlossen, betroffen sind 50Frauen und Männer. Dieses Speditionsunternehmen aus Haldensleben hatte in Spitzenzeiten bis zu 145Beschäftigte, darunter 120Kraftfahrer. Der Fuhrbetrieb mit holländischen Eigentümern ist seit 1998 auf Glastransporte spezialisiert. Die nahen hochmodernen Euroglas-Glaswerke in Haldensleben und in Osterweddingen, beide im Bördekreis, sollten für ausreichend Aufträge sorgen.
Dass diese Rechnung von 2013 an nicht mehr aufgehen soll, macht die betroffenen 30Lkw-Fahrer wütend. Im Volksstimme-Gespräch berichten die Männer von einem Interessensgeflecht der Firmen van Huët und Euroglas, das eine Reihe von Fragen aufwirft.
Doch Haldenslebens Speditionschef Oskar van Huet mag keine Volksstimme-Nachfragen beantworten. Nicht zum Verbleib von 90deutsch-polnischen Kraftfahrern, die in den vergangenen Monaten in die van Huët Trucking GmbH gewechselt sind, eine andere Tochterfirma der Holländer mit Sitz im nordrhein-westfälischen Kleve. Auch nicht zu den konkreten Gründen für das Aus seiner Glastransporte GmbH. Van Huët spricht lediglich von Problemen der Glasindustrie mit erheblicher Auftragsreduzierung bei Euroglas, die Folgen auch für die Spediteure habe. Man habe "Maßnahmen ergriffen, über die zum geeigneten Zeitpunkt informiert werde", so der Speditionschef.
Bei Euroglas in Haldensleben gibt man sich ebenso zugeknöpft. Geschäftsführer Christian Winter ist für die Volksstimme nicht zu sprechen. Über eine Marketing-Mitarbeiterin wird ausgerichtet, "dass wir auch 2013 weiterhin mit van Huët zusammenarbeiten". Mit der Van Huët Trucking GmbH, die ausschließlich aus Polen stammende Fahrer beschäftigen soll? Oder doch mit der van Huët-Spedition aus Haldensleben? Keine Antwort.
Auch die Volksstimme-Nachfrage nach mehrfach wechselnden Anstellungsverträgen bleibt unbeantwortet. Ein gekündigter Kraftfahrer kann Arbeitsverträge sowohl mit van Huët als auch mit Euroglas vorweisen. Von Mai 1998 bis Februar 2005 war der Mann, der namentlich nicht genannt werden möchte, angestellt bei Euroglas in Haldensleben. Jedoch, bereits damals war die Firma van Huët ihm weisungsberechtigt, habe Dienst- und Tourenpläne erstellt, informiert er. Es folgte der für ihn logische Wechsel. Von März 2005 bis Juni 2006 war er direkt bei der Haldensleber Niederlassung der Holländer angestellt. Mit Eröffnung des Glaswerkes in Osterweddingen musste der Kraftfahrer wieder einen neuen Arbeitgeber akzeptieren, die Firma e-glass, so firmierte das Unternehmen anfangs. Nachdem er 26Monate formell bei Euroglas in Osterweddingen angestellt war und erneut die Dienstanweisungen von van Huët zu akzeptieren hatte, kehrte er im Oktober 2008 offiziell wieder zu van Huët in Haldensleben zurück.
Für die Kraftfahrer ist klar, weshalb Euroglas und van Huët die Arbeitsverträge gewechselt haben wie andere die sprichwörtlichen Hemden: Subventionsbetrug. Der Bau der Glaswerke in Sachsen-Anhalt ist der Firma Euroglas mit einer millionenschweren Förderung unterstützt worden. Auf Anfrage teilte das Wirtschaftsministerium mit, dass allein Haldensleben eine Fördersumme von 9975400Euro erhalten habe. Über die Subventionen für Osterweddingen dürfe man wegen einer Stichtagsregelung keine Auskunft erteilen. Aus der Volksstimme vorliegenden Unterlagen über Fördergelder zur "Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur" in Sachsen-Anhalt geht hervor, dass die Euroglas GmbH und Glas Trösch Euroholding AG Co. KGaA allein für 2010 die Subventionssumme von 1970500Euro erhalten haben.
Wer die Eintragungen im Handelsregister aufmerksam liest, erfährt, dass die Glaswerke in Haldensleben und Osterweddingen bereits seit 2002 bzw. seit 2011 einen sogenannten Gewinn- abführungsvertrag geschlossen haben. Davon profitiert die Glas Trösch Holding GmbH, die ihren Sitz im baden-württembergischen Bad Krozingen hat. Wer das weiß, versteht, warum man auf die Frage, ob Euroglas ein guter Gewerbesteuerzahler ist, in der Börde nur ein Schulterzucken zur Antwort erhält.
Bleibt die Frage nach dem möglichen Subventionsbetrug durch Euroglas. Wie das Wirtschaftsministerium gegenüber der Volksstimme ankündigte, werde die Investitionsbank Sachsen-Anhalt die Unternehmen überprüfen. Für Haldensleben beginnt diese Kontrolle Mitte 2013, für Osterweddingen Ende 2014. Seite 5