Geschwindigkeitsbegrenzung Tempo 20: Wie Städte in Sachsen-Anhalt Autofahrer zur Schnecke machen
Deutschlandweit entscheiden sich immer mehr Gemeinden für Tempo-20-Zonen in ihren Innenstädten. In Sachsen-Anhalt haben Städte gute Erfahrungen damit gemacht.
Magdeburg/VS. - Man kann fast von einem Trend sprechen. Im thüringischen Eisenach wird über eine Testphase nachgedacht, im sächsischen Radeberg ist sie bereits abgeschlossen. In Brandenburg an der Havel ist man sogar noch ein Stück weiter: Seit dem Sommer ist die Innenstadt eine Tempo-20-Zone. Auch in Sachsen-Anhalt erfreut sich das Schneckentempo für Autofahrer in vielen Kommunen großer Beliebtheit.
In Stendal zum Beispiel bereits seit etwa 20 Jahren. Galt dort zunächst nur in einem Straßenabschnitt die deutlich reduzierte Geschwindigkeit, wurde der Bereich sogar noch erweitert. „Die 20-Zone hat sich bewährt“, berichtet eine Stadtsprecherin. Die Autofahrer hätten sich nach der langen Zeit längst daran gewöhnt. Beschwerden gingen nicht mehr ein. Auch die Geschwindigkeitsverstöße halten sich in sehr engen Grenzen.
In Salzwedel sind die Erfahrungen der Stadtverwaltung ebenso positiv, nachdem vor etwa sieben Jahren eine Änderung vorgenommen wurde. Die 20-Zone erstreckt sich über den Innenstadtbereich der Hansestadt, umfasst insgesamt 17 Straßen.
Irritation in Salzwedel
„Das Ziel war ganz klar die Verkehrsberuhigung, gerade im Hinblick auf den historischen Stadtkern mit engen Straßen, kleinen Geschäften und starkem Fußgänger- und Radfahrverkehr“, erklärt ein Stadtsprecher den Hintergrund der Änderung. Ein Nebeneffekt, der in anderer Sache Klarheit schafft: Seit der Änderung gilt im gesamten Stadtkern die Vorfahrtsregel „rechts vor links“.
„Die Akzeptanz ist hoch und der Innenstadtbereich profitiert von der Temporegelung“, sagt der Stadtsprecher. Deshalb „gibt es keine Überlegungen oder Anregungen, diese zu verändern oder zurückzunehmen.“ Sporadisch regt sich allerdings Kritik von jenen, die sich nicht an das Limit gehalten haben und sich der Geschwindigkeitsübertretung schuldig machten - oftmals Ortsunkundige. Vorwurf dabei: Die Zone sei nicht transparent genug ausgeschildert. Aber auch darauf reagierte die Stadt. Seit einiger Zeit ist die Geschwindigkeit auf der Fahrbahn eingezeichnet.
Nebenbei verdient die Stadt an all jenen, die mit den örtlichen Gegebenheiten nicht so gut vertraut sind. Rund 210.000 Euro kamen 2023 für Geschwindigkeitsübertretungen zusammen. Bis Mitte des vergangenen Jahres lag die Zahl bereits bei 130.000 Euro.
Doch nicht nur in kleineren Orten ist man mit der Temporeduzierung zufrieden. Während es in Magdeburg nach Auskunft der Stadtverwaltung drei entsprechende Zonen gibt, darf man in Halle im 30 Straßen umfassenden Altstadtbereich nicht schneller als 20 Kilometer pro Stunde fahren. Auch an der Saale sollte die Aufenthaltsqualität verbessert werden, teilt ein Sprecher mit. Im Blick hatte man dabei auch die Fußgänger.
Kommunen entscheiden
Über die Einführung von Tempo-20-Zonen können Gemeinden übrigens selbstständig entscheiden. So es sich denn um einen zentralen Bereich in einer Stadt mit hohem Fußgängeraufkommen handelt. Durchgangsverkehr darf dort keine Rolle spielen, betont das Verkehrsministerium auf Volksstimme-Anfrage. Gewerbegebiete scheiden deshalb prinzipiell aus. Bundes-, Land- oder Kreisstraßen sind ebenfalls tabu.