Regionalstudie der Mediengruppe Magdeburg TYPISCH Sachsen-Anhalt
Magdeburg | Das mit dem "typisch" ist natürlich so eine Sache. Schließlich ist jeder Mensch, jede Familie anders gestrickt. Doch bei der Befragung von 2576 Menschen aus Sachsen-Anhalt, die für die Umfrage MM-Regioscan 2013 repräsentativ ausgewählt wurden, gab es doch ein paar interessante Übereinstimmungen.
So hört der Sachsen-Anhalter in seiner Freizeit gern Radio (86,7 Prozent), liest Zeitung (79,1 Prozent) oder beschäftigt sich mit Computer, Smartphone oder Tablet (57,7 Prozent). Ein bisschen "Kulturbanause" steckt wohl auch in den Sachsen-Anhaltern. Nur 1,5 Prozent gaben an, wöchentlich Konzerte, Ausstellungen oder andere kulturelle Veranstaltungen zu besuchen.
Die Volksstimme hat eine Magdeburger Familie, die in vielerlei Hinsicht dem typischen Familienbild in Sachsen-Anhalt entspricht, gebeten, die Umfragedaten mit ihren persönlichen Vorlieben zu vergleichen. Die Auswahl fiel zufällig auf Familie Dörrwand aus Magdeburg.
Das Paar ist verheiratet – und das ist immer noch die typische Lebensform von Paaren in Sachsen-Anhalt (56,4 Prozent). Unverheiratete Paare mit gemeinsamem Haushalt sind dagegen mit 10,9 Prozent deutlich in der Minderheit. Susanne Eva (gebürtige Berlinerin, 38) arbeitet wie die meisten Frauen (77,6 Prozent) als Angestellte. Sie ist bei der IHK beschäftigt. Stephan (in Magdeburg geboren, 42) ist gegen den Trend als Selbstständiger (10,5 Prozent) in der Werbeagentur "Frische Ideen Hoffmann & Partner" tätig.
Die Dörrwands haben zwei Kinder: Friedrich (8) und Ava Mathilde (3) – und das ist nun wieder sehr wenig trendy in Sachsen-Anhalt (nur 5,2 Prozent). Wenn Paare sich für Kinder entscheiden, ist hierzulande die Ein-Kind-Ehe (11,3 Prozent) das bevorzugte Lebensmodell.
"Ziemlich erschrocken hat mich der mit 82,9 Prozent sehr hohe Anteil von Paaren, in deren Haushalt kein Kind unter 14 Jahren lebt", sagt Susanne Eva Dörrwand. "In unserem Lebensumfeld gibt es sehr viele Paare mit Kindern. Das hat gefühlt sogar eher zugenommen." Die voll berufstätige Mutter von zwei Kindern glaubt, dass der Mangel an sozialer Absicherung der Hauptgrund ist, warum Paare sich gegen Kinder entscheiden. "Mehr Kindergeld oder Elternzeit für Väter führen nicht zwangsläufig zu mehr Kindern. Wichtiger ist ein unbefristeter Arbeitsplatz, gute Bezahlung und ein kinderfreundlicher Arbeitgeber", sagt sie.
Die guten Möglichkeiten zur Kinderbetreuung und auch die gesellschaftlich akzeptierte Einstellung, dass Mütter hierzulande berufstätig sind, empfinden die Dörrwands im Gegensatz zu anderen, konservativen Regionen als sehr fortschrittlich. Das Land trage dies bislang zu wenig nach außen. Susanne Dörrwand: "Das ist ein Standortvorteil, mit dem eindeutig zu wenig gewuchert wird."
Sehr viele Familien unternehmen in ihrer Freizeit Kurzreisen innerhalb Deutschlands (89,5 Prozent). Auch da ist Familie Dörrwand eine typische Landesfamilie. "Wir fahren gern in den Harz oder in den Thüringer Wald, um dort auch ein, zwei Nächte zu übernachten", erzählt Susanne Eva. Die Hauptreisezeit für den großen Familientrip ist in Sachsen-Anhalt der Sommer (66,2 Prozent). Familie Dörrwand macht im Herbst zwei Wochen Urlaub. Im Sommer sind die Kinder häufig bei den Großeltern.
65,9 Prozent der Familien fahren auch regelmäßig in große Freizeitparks. Nicht Familie Dörrwand. "Unsere Tochter ist mit drei Jahren dafür noch etwas klein. Lieber nutzen wir Magdeburger Freizeitangebote wie Veranstaltungen im Elbauenpark, gehen ins Puppentheater-Museum oder spazieren durch den Wald bei Haldensleben."
Zum Thema Einkauf: Eine große Mehrheit der Männer (70,9 Prozent) stimmt der Aussage zu, dass die Qualität einer Ware wichtiger als der Preis sei. Frauen ist das nicht ganz so wichtig (67,8 Prozent). Susanne Dörrwand hat dafür ihre ganz eigene Erklärung: "Das ist so ein Werkzeug-Tick von Männern. Ich denke, die haben da ganz eigene Erfahrungen gemacht - in der Hinsicht, dass etwas gut ist, wenn es lange hält." Frauen, sie eingenommen, seien da vielleicht ein bisschen anders. "Ich probiere gern auch mal etwas Neues aus. Und ich kaufe mir tatsächlich gern auch etwas, um mir eine Freude zu machen."
Dass bei Männern (36,9 Prozent) wie bei Frauen (32,4 Prozent) Produkte mit modernem Design weniger hoch im Kurs stehen, kann Familie Dörrwand nicht ganz nachvollziehen. "Das ist uns wohl etwas wichtiger als der Durchschnittsfamilie", sagt Susanne.
Aber wie schon eingangs erwähnt: "Typisch" ist ein schwieriger Begriff, um den Sachsen-Anhalter zu beschreiben. So manche Unternehmung und Werteinstellung ergibt sich nicht zuletzt auch aus dem Umstand, wie viel Geld in der Familienbörse klimpert. Und da gibt es innerhalb des Landes durchaus große Unterschiede. Kommt die Magdeburger Familie auf ein Haushalts-Netto-Einkommen von 3405 Euro, sind es in der vergleichbaren Familie in der Region Elbe/Fläming mit 2773 Euro über 600 Euro weniger.