Museumswohnung in Magdeburg Unten rechts wohnt die DDR
Magdeburg | Zeitreise: 1974. In einer klobigen TV-Röhre flimmert das Europapokalspiel des 1. FCM in Schwarz-Weiß über den Bildschirm. Ein Lampenschirm mit Blütenaufdruck und ockerfarbenen Fransen weicht das Licht auf. Marion Hannebohm und Thomas Fischbeck nehmen auf einem rostfarbenen Sofa Platz, das von einem Häckeldeckchen und Kissen mit Strickbezug geziert wird. Neben ihnen ein Schaukelstuhl mit dinkelbraunem Cord-Bezug und ein senffarbener Kachelofen. Erst das Klicken der Spiegelreflexkameras zahlreicher Journalisten holt sie zurück in die Gegenwart - 40 Jahre später.
Die MWG-Aufsichtsratsvorsitzende und der MWG-Vorstandssprecher öffneten gestern sämtlichen Medienvertretern der Stadt die Türen der ersten Magdeburger DDR-Museumswohnung. Drei Zimmer, Küche, Bad versprühen künftig das Flair der DDR. Gut 1000 Exponate aus dieser Zeit sollen den Zeitgeist erlebbar machen.
Alle Einrichtungs- und Dekorationsgegenstände stammen von den Magdeburgern selbst. Gut 100 Menschen waren dem Aufruf der Volksstimme und der MWG-Mieterzeitung gefolgt und haben Dinge des täglichen Bedarfs in der DDR gespendet. Stefanie Steinecke beispielsweise spendete ihre Bummi-Heftsammlung, Horst Blum Telefon mit Wählscheibe, Rechenschieber und Diaprojektor mit Leinwand.
Camilla Seefeldt brachte jüngst neben einem DDR-Föhn auch ihre Spielzeugsammlung vorbei, darunter beispielsweise "Hut auf Hut" und "Eine Wanderung im Harz". Eva und Werner Brauer spendeten ein altes Tischfußballspiel und Hannelore Dorok eine Häkelpuppe für Klopapier. Uwe Petera fand sogar noch eine alte Trix-Zigarettenschachtel und Klaus-Dieter Oeltze brachte u.a. etliche DDR-Kinderbücher vorbei.
Jedes dieser Einzelteile fügt sich nun zu einem Ganzen zusammen, das zeigt, wie die Elbestädter auf 60 Quadratmetern einst wohnten. Für die Öffentlichkeit wird die Museumswohnung ab Dienstag, 1. April, 14 Uhr zugänglich sein. Mit einem kleinen Fest sollen die Magdeburger in beinah vergessene Zeiten eintauchen. Dabei helfen werden nicht nur Brause, Muckefuck und Rondo, sondern auch die IFA-Freunde Sachsen-Anhalt. Sie wollen Fahrzeuge, die in der DDR das Straßenbild prägten, präsentieren. Auch ein Volkspolizist wird die "korrekte Einreise in die DDR" überwachen.<6>