1. Startseite
  2. >
  3. Sachsen-Anhalt
  4. >
  5. Volksstimme-Leser helfen: Spenden für Pflegeprojekte: Volksstimme-Aktion „Leser helfen“ startet

LIVETICKER & VIDEOS

Volksstimme-Leser helfen Spenden für Pflegeprojekte: Volksstimme-Aktion „Leser helfen“ startet

Die Volksstimme und der Paritätische Sachsen-Anhalt haben den Startschuss für die gemeinsame Aktion „ Volksstimme-Leser helfen“ gegeben. In diesem Jahr steht die finanzielle Unterstützung von Pflegebedürftigen und ihren Angehörigen. Ein Projekt ist der „KinderSommer“ des Deutschen Roten Kreuzes.

Von Antonius Wollmann 17.11.2023, 17:27
Beim Ferienlager „KinderSommer“ des Jugendrotkreuzes in Arendsee verbringen Kinder mit und ohne Beeinträchtigung zwei Wochen miteinander.
Beim Ferienlager „KinderSommer“ des Jugendrotkreuzes in Arendsee verbringen Kinder mit und ohne Beeinträchtigung zwei Wochen miteinander. Foto: DRK

Magdeburg. - Ob sie beim Deutschen Roten Kreuz (DRK) die ersten waren, lässt sich kaum noch nachprüfen. Aber in eine Vorreiterrolle schlüpften sie auf jeden Fall, als 1987 in Halle ein Ferienlager Premiere feierte, an dem Kinder mit und ohne Beeinträchtigung gleichermaßen teilnehmen durften und sollten.

Von Inklusion sprachen damals zwar die wenigsten, dennoch verfolgte der von DRK-Mitarbeiter Wieland Kunze entwickelte Ansatz das gleiche Ziel: Das gegenseitige Vertrauen fördern, Vorurteile abbauen und sich auf Augenhöhe begegnen. Wie bei jedem anderen Ferienvergnügen sollten Spaß und Erholung natürlich nicht zu kurz kommen.

Feriencamp in Arendsee: Freizeit für Kinder mit und ohne Beeinträchtigung

„Dem sind wir bis heute treu geblieben“, sagt Andreas Kegler, der mittlerweile beim Jugendrotkreuz Sachsen-Anhalt (JRK) für den „KinderSommer“ zuständig ist. So heißt das Feriencamp seit 1990 offiziell. Ziel sei es, genauso viele beeinträchtigte wie nicht beeinträchtigte Teilnehmer mitzunehmen.

Um die 50 Kinder und Jugendliche im Alter zwischen 6 und 16 Jahren sind jeweils 13 Tage dabei. Nachdem die Ziele im Laufe der Jahre regelmäßig wechselten, ist das Camp im Jahre 2018 endlich „heimisch“ geworden. Im Norden des Landes am idyllischen Arendsee, im Süden in der Nähe von Naumburg. „Im nächsten Jahr kann aber leider nur der Durchgang im Norden stattfinden“, sagt Andreas Kegler. Personalprobleme seien schuld. Ansonsten seien die beiden Standorte perfekt.

389 Euro kostet der Aufenthalt pro Kind. Enthalten sind dabei die Unterkunft und Verpflegung. Die Gesamtkosten von rund 30.000 Euro sind damit bei weitem nicht gedeckt. „Teurer soll es aber auf keinen Fall werden. Schließlich wollen wir niemanden aus finanziellen Gründen ausschließen“, sagt Andreas Kegler.

Inklusion gilt für alle Kinder im Feriencamp Arendsee

In all den Jahren feilten die Verantwortlichen am Konzept. Dabei gingen sie den Weg der Inklusion weiter voran. „So etwas ist ein fließender Prozess. Zum Beispiel waren die Kinder früher noch nach Geschlecht und Beeinträchtigung getrennt. Das haben wir schon lange aufgehoben“, sagt der Bildungsreferent. Die Gruppen sind stattdessen bunt zusammengewürfelt. Zusammen erarbeiten sie Workshops wie kleine Theateraufführungen oder machen zusammen Musik. „Das schweißt die Kinder zusammen. Uns ist wichtig, dass sie in Gemeinschaft mit den Betreuern selbst den Rahmen ausfüllen, den wir ihnen vorgeben“, sagt der JRK-Referent.

Vom „KinderSommer“ profitierten aber nicht nur die Teilnehmer. Dass die Eltern für zwei Wochen im Jahr die Möglichkeit haben durchzuatmen, sei fast genauso wichtig. „Wir haben Kinder mit sehr schwerwiegenden Handicaps. Die fordern die volle Aufmerksamkeit. Das bringt die Mütter und Väter häufig an den Rand der Erschöpfung“, meint Andreas Kegler. Umso wichtiger sei es, sich von dieser Aufgabe eine Pause zu nehmen.

Diese Auszeit zu bieten, sei mehr als nur ein Nebeneffekt des „KinderSommers“. Zumal diese Familien oft nur wenig Beachtung finden, wie Antje Ludwig, Landesgeschäftsführerin des Paritätischen, anmerkt: „Viele Menschen denken beim Begriff Pflege in erster Linie an die Versorgung alter Menschen. Doch durch Krankheit, Unfall oder chronische Beeinträchtigung können auch Jüngere oder Kinder auf die Unterstützung anderer Menschen oder ihrer Familien angewiesen sein.“

Andreas Kegler und Sophie Bauer organisieren den „KinderSommer“.
Andreas Kegler und Sophie Bauer organisieren den „KinderSommer“.
Foto: Uli Lücke

Der Paritätische „möchte mit der diesjährigen Spendenaktion besondere Angebote und Initiativen in die Öffentlichkeit rücken, die unter oft schwierigen Umständen Hervorragendes leisten, um Pflegende und Angehörige zu unterstützen“, sagt Antje Ludwig.

Feriencamp des Jugendrotkreuz fühlt sich für Kinder wie Zuhause an

Dass das Feriencamp des JRK diesen Kriterien gerecht wird, unterschreibt Susanne Engelmann sofort. Seit neun Jahren sind ihre drei Kinder Anton (17), Franka (15) und Fannie (11) Stammgäste. „In Arendsee anzukommen, ist für sie, wie nach Hause zu kommen“, sagt die Blankenburgerin. Wie eine eingeschworene Familie fühle sich die Gemeinschaft an. „Es ist alles sehr vertraut. Die Betreuer sind selbst ein Stück weit Kinder geblieben. Sobald das Programm losgeht, verschwindet man in einer anderen Welt“, sagt Susanne Engelmann.

In den knapp zwei Wochen in Arendsee würden sie so vielfältige Erfahrungen machen wie sonst in einem ganzen Jahr. Das liege nicht zuletzt an dem inklusiven Ansatz des Ferienlagers.