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Fall Inga Vorwürfe gegen die Polizei

Aktuell prüfen mehrere Staatsanwaltschaften Vermissten- und Mordfälle auf Zusammenhänge mit dem Fall Maddie. Auch in Stendal.

Von Matthias Fricke 16.06.2020, 01:01

Stendal l Die Mutter der seit 2. Mai 2015 vermissten Inga aus Schönebeck erhebt im Volksstimme-Interview schwere Vorwürfe gegen Polizei und Staatsaanwaltschaft in Stendal. Ihr damals fünfjähriges Kind war in Wilhelmshof bei Stendal spurlos verschwunden.

Ein möglicher Zusammenhang zu einem anderen spektakulären Fall ist erst kürzlich öffentlich geworden. Der 43-jährige Christian B. soll Mordverdächtiger im Fall „Maddie“ sein. Er hat ein Grundstück in Neuwegersleben in der Börde. Nur einen Tag vor dem Verschwinden Ingas hatte der Vedächtige zudem einen Unfall auf der A2 bei Helmstedt, nur etwa 80 Kilometer von Stendal entfernt. Außerdem wurde nicht aufgeklärt, wo sich der Verdächtige am Tag von Ingas Verschwinden aufhielt.

Die Staatsanwaltschaft in Stendal hatte angekündigt, mögliche Parallelen zum Fall Inga zu prüfen, dies am Freitag mit Hinweis auf fehlende Anhaltspunkte eingestellt. Ingas Mutter Victoria Gehricke: „Besonders ärgert mich, dass offensichtlich gar kein Interesse besteht, nach möglichen Zusammenhängen zu suchen. Anders kann ich es mir nicht erklären, dass gleich wenige Tage nach dem Überprüfen der Spur alles gleich wieder eingestellt wird.“

Staatsanwalt Thomas Kramer erklärt, es gebe „keinerlei tatsächliche Anhaltspunkte“ dafür, dass der Verdächtige aus dem Braunschweiger Fall in der Nähe von Wilhelmshof war. Sein Handy hat sich zum Beispiel „nicht in die dortige Funkzelle eingeloggt.“

Die Anwältin von Ingas Mutter, Petra Küllmei, hatte schon am Montag vergangener Woche im Volksstimme-Interview kritisiert, dass „nur Standardmaßnahmen wie eine Funkzellenabfrage“ erfolgt seien. Sie sagte gestern zur Aussage des Staatsanwaltes: „Es muss auch nicht jeder überall sein Handy mitnehmen und man kann es auch ausschalten.“ Es sei für sie zumindest auch kein Beweis dafür, dass Christian B. nicht in der Nähe war.

Aus Sicht der Opferanwältin müsste zum Beispiel auch in Wilhelmshof mit den damaligen Zeugen noch einmal gesprochen und nach Parallelen zu Fahrzeugen oder Personen aus dem Umfeld des Verdächtigen gesucht werden. „Das ist nach meinen Informationen bisher nicht erfolgt“, sagt sie.

Auch der Berliner Anwalt Khubaib Ali Mohammed, der Ingas Vater vertritt, kritisierte in verschiedenen Medien, dass die Polizei in Stendal den Fall „nur noch verwaltet“.

Staatsanwalt Kramer sieht die Polizei zu Unrecht in der Kritik: „Glauben Sie mir, die Ermittler haben wirklich alles getan, um diesen Fall zu klären. Erst letzte Woche wurde von der Polizei in einem Teich gesucht, weil ein Seher eine Eingebung hatte.“