Fussball Lewerenz hat den Spaß wiedergefunden
Der Neuzugang des 1. FC Magdeburg über seine Zeit in Kiel, FCM-Trainer Oenning und seine Patchworkfamilie.
Magdeburg l Steven Lewerenz ist gerade ein gefragter Mann. Als Winter-Neuzugang genießt er beim 1. FC Magdeburg zwar sowieso viel Aufmerksamkeit. Bei Lewerenz gibt es aktuell aber noch einen weiteren Grund: Am Sonntag um 13.30 Uhr spielt er mit dem FCM gegen Ex-Verein Holstein Kiel.
Ausgerechnet Kiel – für Steven Lewerenz nicht irgendein Verein. Mit Holstein feierte er große Erfolge, stieg 2017 in die 2. Bundesliga auf, verpasste ein Jahr später erst in der Relegation gegen den VfL Wolfsburg den Durchmarsch. Mit acht Toren und acht Vorlagen in 30 Spielen war er einer der Leistungsträger.
Nach den guten Zeiten stellte sich für den 27-Jährigen in der Hinrunde dieser Saison allerdings alles auf den Kopf. „Ich hatte dreieinhalb schöne Jahre in Kiel. Allerdings gibt es Trainer, die auf manche Spieler mehr Lust und auf andere weniger Lust haben“, sagt er. Was er meint: Tim Walter, in Kiel der Nachfolger des nach Köln gewechselten Markus Anfang, hatte keine Lust auf ihn. Der Offensiv-Allrounder Lewerenz fand sich zunehmend auf der Bank wieder, stand nur viermal in der 2. Liga auf dem Rasen – unter anderem im Hinspiel gegen den FCM. „Irgendwann war für mich klar, dass ich weg musste“, sagt Lewerenz.
Mittlerweile ist Kiel Vergangenheit, Magdeburg die Gegenwart. Beim Auswärtssieg in Ingolstadt gab er sein FCM-Pflichtspieldebüt. Und fällt anschließend ein heftiges Urteil über sich: „Das war das schlechteste Spiel meiner Karriere.“
Es war wirklich keine gute Leistung von Steven Lewerenz. Er gewann keinen Zweikampf, blieb auf der linken Offensivseite blass. „Wichtiger als meine Leistung war zwar, dass wir gewonnen haben“, sagt er. Aber: „Gegen Kiel möchte ich mich von einer besseren Seite zeigen.“
Dabei kann nur helfen, dass er zu Trainer Michael Oenning sehr schnell einen engen Draht gefunden hat. „Michael Oenning steht bei der gesamten Mannschaft hoch im Kurs“, sagt Lewerenz. „Jeder weiß seine Art zu schätzen. Es ist toll, wie er mit uns umgeht.“ Und genau dieses Zwischenmenschliche ist ihm wichtig. Denn in Kiel hat er unter Markus Anfang erlebt, was es bedeuten kann. „Ich habe mit Markus Anfang viele Gespräche geführt, auch nach seinem Wechsel nach Köln. Er hat mich sehr geprägt, ist ein lockerer, ein menschlicher Typ. Deshalb habe ich mit ihm auch außerhalb des Fußballs Kontakt“, erzählt Lewerenz. Und: All das sind Attribute, die er auch seinem jetzigen Coach zuschreibt: „Es gibt auf der menschlichen Ebene einige Parallelen zwischen Michael Oenning und Markus Anfang. Deshalb habe ich mich auch für einen Wechsel zum FCM entschieden.“
Im Training mal einen lockeren Spruch von Oenning zu hören, ist ganz nach dem Geschmack von Lewerenz. Denn: „Das Wichtigste am Fußball ist der Spaß. Deshalb spielen wir alle. Ich finde es wichtig, dass unserer Trainer das so vorlebt – im Training und in der Kabine.“ Lewerenz betont aber, dass er Oenning nicht nur wegen seiner Lockerheit schätzt. „Die Mischung stimmt. Wenn der Trainer uns sagt, dass Ernsthaftigkeit angesagt ist, dann halten wir uns auch daran. Das wird jetzt auch vor dem Heimspiel gegen Kiel so sein.“
Michael Oenning wollte Steven Lewerenz übrigens schon vor knapp zehn Jahren zu seinen Nürnberger Zeiten verpflichten. Er hat eine hohe Meinung von seinem Neuzugang. „Steven bringt durch seine Dribblings ein Element in unser Spiel, das wir noch nicht hatten“, lobt der Trainer. Gegen Kiel kann das helfen: „Holstein ist spielstark und nicht umsonst oben in der Tabelle dabei. Wir haben aber zuletzt gezeigt, dass wir gut drauf sind. Ich bin mir sicher, dass wir auch Kiel schlagen können“, sagt Steven Lewerenz.
Für einen Leistungsaufschwung gegen den Ex-Verein soll auch helfen, dass der 27-Jährige so langsam in Magdeburg heimisch wird. Das Hotel hat er mittlerweile verlassen und eine möblierte Wohnung bezogen. „Meine Familie ist zwar noch in Kiel und pendelt gerade. Ende Februar sind wir aber in Magdeburg wieder vereint“, berichtet er. Lewerenz lebt in einer Patchwork-Familie. „Meine Frau und ich haben jeweils ein Kind in die Beziehung mitgebracht. Außerdem haben wir noch ein gemeinsames Kind.“