Der Jüngste im deutschen Doppelvierer feierte mit seinem Team mehr als einen Olympiasieg Das Lachen und Weinen des Lauritz Schoof
Eton/Magdeburg lDer Rendsburger Lauritz Schoof hat gelacht und geweint zugleich. Er hat sich gestern den schwarzen Fleck von seiner Seele gerudert im Doppelvierer. Er ist nicht im Wasser hängengeblieben kurz vor dem Ziel, er hat also keinen "Krebs" gefangen, er hat der stärksten nervlichen Belastung standgehalten. Schoof ist in 5:42,48 Minuten dem Trauma seines Sportlerlebens davongefahren, er ist jetzt Olympia-Sieger. Und er rief mit zitternder Stimme dann nach dem finalen Sieg des deutschen Bootes in Ezon auf dem Dorney Lake: "Wahnsinn, ich kann es immer noch nicht glauben." Das wird vermutlich noch eine Weile so bleiben.
An ihn geglaubt hatten alle anderen im Team: Tim Grohmann, Karl Schulze (beide Dresden) und Philipp Wende (Wurzen), die mit Schoof zum Sieg gefahren sind. "Generell war es ein souverän herausgefahrener Sieg", erklärte Schulze, der allerdings mit einem knapperen Ausgang gerechnet hatte. "Besser kann man nicht rudern", freute sich Ruder-Bundestrainer Hartmut Buschbacher: "Es war früh geklärt."
Das war es auch im September 2011, bei der Weltmeisterschaft in Bled (Slowenien), ehe Schoof wenige Meter vor dem Ziel den "Krebs" gefangen, das Boot damit angehalten hatte und die Australier zum Titel gefahren waren. "Das war die Revanche", jubelte nun gestern Schulze vor Freude und Erleichterung. Australien holte gestern Bronze, Kroatien Silber - weil Deutschland einen Angriff bei 1000 Meter entscheidend kontern konnte.
Und 500 Meter vor dem Ziel rief dann Schulze: "Schmerzen annehmen und durchziehen." Das war auch Schoof, mit 21 Jahren der Jüngste im Boot, gelungen, wenngleich sich die Erinnerungen an Bled immer noch ins Bewusstsein schoben: "300 Meter vor dem Ziel habe ich gedacht, jetzt bloß keine Gefühle zeigen", erklärte Schoof.
Das alles hat Mathias Rocher aus der Distanz beobachtet. Rocher war der Ersatzmann im Skull-Bereich, auch für diesen Gold-Vierer also. Für den Schützling des SC Magdeburg sind seine ersten Olympischen Spiele gestern zu Ende gegangen - als aktiver Teilnehmer. Jetzt ist der 22-Jährige ein Tourist.
Rocher saß bei Meter 1250 der Regatta-Strecke im Pulk der Ruderjugend mit einigen Magdeburgern, er beantwortete Fragen und er schrieb Autogramme - gemeinsam mit Eric Johannesen und Filip Adamski, den beiden Achter-Olympiasiegern, und mit Florian Eichner, dem Riemen-Ersatzmann aus Halle. Das einzige, was aus Sicht der deutschen Skuller betrüblich war, war das Abschneiden von Stephan Krüger und Eric Knittel (Rostock/Berlin), die als Mitfavoriten das Finale im Doppelzweier verpasst hatten. "Die Tagesform hatte entschieden in diesem engen Feld", erklärte es Rocher.
Noch gestern Abend wurde trotzdem gefeiert, das war zumindest der Plan. Und Lauritz Schoof wird noch immer gelacht und geweint haben.