Fußball-Nationalmannschaft Nationalspieler Tah: Latenter Rassimus ist „quasi Standard“
Zum internationalen Tag gegen Rassismus äußert sich Fußball-Profi Jonathan Tah über seine Erlebnisse. Der Nationalspieler berichtet von unterschwelligen Verletzungen und lobt seine Mitspieler.

Mailand/Dortmund - Fußball-Nationalspieler Jonathan Tah erlebt im Alltag noch immer latenten Rassismus. „Das kommt leider sehr, sehr, häufig vor. Das ist quasi Standard“, sagte der 28-Jährige in einem Interview des TV-Senders Sky, das anlässlich des internationalen Tags gegen Rassismus an diesem Freitag veröffentlicht wurde.
Tah berichtete von Vorfällen, bei denen er damit konfrontiert werde, dass er gar kein Deutscher sei. Dies verletze ihn, sagte der Abwehrchef von Meister Bayer Leverkusen. „Ich bin mit der Kultur aufgewachsen, meine Mama ist deutsch, also bin ich Deutscher. Ich definiere mich selbst als Deutscher. Ich bin froh und glücklich, dass ich auch andere Wurzeln in mir habe und finde das cool. Aber ich identifiziere mich zu 100 Prozent als Deutscher.“
Neuendorf: „Für Vielfalt, Demokratie und Fairness“
Explizit positiv hob Tah seine Mitspieler in der Nationalmannschaft hervor. „Gerade von Spielern, die keinen Migrationshintergrund haben, ist es wichtig, dass sie darüber sprechen. Ich kann mich erinnern, Jo Kimmich hatte mal auf einer Pressekonferenz darüber gesprochen. Das ist schön für jemanden wie mich, das zu sehen, dass er da offen darüber spricht und sich offen auch dagegen wehren möchte“, sagte Tah.
In der Kabine gebe es keinen Rassismus, stellte Tah klar. „Und das ist schön und es hat auf jeden Fall einen Vorbildcharakter.“ Präsident Bernd Neuendorf betonte die große Verantwortung, die auch der DFB habe. „Für uns alle im Verband ist klar, dass wir immer wieder darauf aufmerksam machen müssen, wofür wir stehen. Wir stehen für Vielfalt, für Demokratie, für Fairness, das ist ein Miteinander, das wir durch den Sport und durch den Fußball befördern wollen“, sagte Neuendorf.