Fußball RB-Stürmer Poulsen mit mentaler Stärke
Bundesligist RB Leipzig setzt gegen Borussia Dortmund auch auf Yussuf Poulsen. Der Däne ist in der Form seines Lebens.
Leipzig l Yussuf Poulsen geht in diesen Tagen häufiger einmal fremd. Wenn man seinen Blick über den Tellerrand des Fußballs hinaus denn so nennen möchte. Der Stürmer von RB Leipzig ist Däne, Nationalspieler seines Landes. Und natürlich verfolgt er dieser Tage, was die Kollegen des Handballs denn bei ihrer Heim-WM so veranstalten.
„Ich gucke mir die Spiele an, im dänischen Fernsehen mit dänischem Kommentar“, verrät er im Gespräch mit der Volksstimme. „Handball ist eine der größten Sportarten in Dänemark. Die Frauen und Männer sind Olympiasieger.“
Von solchen Meriten sind die Fußballer um den Leipziger Stürmer freilich noch ein Stück weit entfernt. Wobei die Entwicklung des 24-Jährigen durchaus ein gutes Indiz sein könnte für das, was da in Zukunft auch im Nationalteam kommen mag. Denn kein anderer Spieler der Leipziger Bundesliga-Mannschaft hat in der Hinrunde der Saison eine solch sichtbare Entwicklung durchlaufen wie Yussuf Poulsen. Und so könnte auch im Liga-Spitzenspiel am Sonnabend (18.30 Uhr, Sky), wenn RB den Tabellenführer Borussia Dortmund empfängt, eine Menge von ihm abhängen.
Poulsens Leistungsexplosion lässt sich an Zahlen festmachen. Zahlen, die ihm absolut präsent sind. „Vor der Saison“, erzählt er, „waren es neun Bundesliga-Tore, in dieser Saison sind es acht.“ Oder noch präziser: Vor der Saison kam er auf neun Tore in 59 Spielen, heißt: statistisch alle 6,5 Spiele ein Treffer. In dieser Saison brauchte er 17 Spiele für acht Tore – gut zwei Spiele pro Erfolg.
Ausschläge solcher Größenordnung können im Sport ja immer zwei Gründe haben: äußere – ein neuer Trainer etwa, ein verändertes Spielsystem. Oder innere: eine andere Herangehensweise des Spielers selbst. Poulsen hat dazu eine klare Meinung. „Es liegt schon am meisten bei mir selbst“, ist er überzeugt.
Vor der WM im vergangenen Sommer begann Poulsen, mit einem Mentaltrainer in seiner dänischen Heimat zusammenzuarbeiten. „Mein Coach ist vom Fach, hat früher selbst Fußball gespielt, wenn auch auf etwas tieferem Niveau. Wir schauen uns zusammen Szenen an, reden darüber, wo ich mich verbessern kann.“ Oft schalten sich die beiden via Skype zusammen. Dann wird viel geredet, viel analysiert. Poulsen geht es um die „mentale Einschätzung“ von Spielszenen. „Eine Situation zu erkennen, hat vor allem etwas mit Bereitschaft zu tun“, sagt er. „Ich gehe jetzt mehr in die Räume rein, wo ich auch Tore machen kann.“
Doch bei aller veränderten persönlichen Herangehensweise, auch Trainer Ralf Rangnick hat in Poulsens Augen seinen Anteil am Aufschwung. Allein durch das Vertrauen, das er dem 24-Jährigen schenkt. „Es gibt natürlich Selbstvertrauen und viel mehr Ruhe, wenn du weißt, dass der Trainer dir das Vertrauen schenkt“, sagt der Stürmer. Tatsächlich stand er in allen 17 Liga-Partien auf dem Feld.
Selbstbewusstsein gepaart mit einem mentalen Wandel – die Ergebnisse sind offenkundig. Mit seinem Sturmpartner Timo Werner hat Poulsen zusammen 19 der 31 Leipziger Saisontore erzielt. RB ist Tabellenvierter, wenn auch schon elf Punkte hinter dem kommenden Gegner aus Dortmund.
Umso wichtiger ist der Auftakt an diesem Wochenende. Wobei Yussuf Poulsen angesichts der Konstellation dann doch mahnt: „Wir dürfen nicht unseren Fokus verlieren“, sagt er. „Ganz nach oben zu gucken, bringt nichts.“ Außer vielleicht bei der Handball-WM vor dem Fernseher, wo seine Landsleute ihrer Favoritenrolle im Kampf um den Titel bisher absolut gerecht worden sind.