Boxen „Holzfäller“ Kabayel vor WM-Kampf - in Deutschland?
Der deutsche Schwergewichtler Agit Kabayel nähert sich durch den furiosen Knockout-Erfolg in Riad seinem heiß ersehnten WM-Kampf. Könnte das Spektakel demnächst in Deutschland stattfinden?
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Riad - Der ukrainische Schwergewichtsweltmeister Oleksandr Usyk wirkte fast väterlich-fürsorglich, als er dem sechs Jahre jüngeren deutschen Boxer Agit Kabayel den WM-Gürtel umschnallte und im Ring von Riad zum furiosen Sieg gratulierte. Die Zuneigung kann jedoch bald ein Ende haben, denn beide könnten sich demnächst im Ring als Gegner wiedersehen. Durch den Knockout-Triumph des Bochumers gegen den Chinesen Zhilei Zhang stieg Kabayel als Träger des Interimsgürtels des Weltverbandes WBC zum Pflichtherausforderer von Usyk auf.
Damit fachte der weiter ungeschlagene Kabayel die deutschen Hoffnungen an, als erster Schwergewichtsweltmeister nach Max Schmeling vor mehr als 90 Jahren zu triumphieren. „Ich hoffe, dieses Mal haben die Fans oder die Leute, die gegen mich waren, nichts zu meckern. Und wir sind bereit für die nächste Aufgabe“, sagte der 32-Jährige bei DAZN.
Nun also Usyk, der die drei WM-Titel der Verbände IBO, WBC und WBO trägt? „Wir schauen nach ihm. Wir schauen auf die größten Kämpfe, die wir bekommen können“, sagte Spencer Brown, Kabayels Manager. Möglicherweise muss sich Kabayel aber noch gedulden, da es zuvor zum Vereinigungskampf zwischen Usyk und dem IBF-Weltmeister Daniel Dubois kommen könnte.
WM-Kampf in Deutschland?
Die nächste Herausforderung in der beeindruckenden Karriere Kabayels könnte statt in der weit entfernten saudi-arabischen Hauptstadt Riad bald im Ruhrgebiet warten. Kabayel erwähnte schon häufiger, wie sehr er gern in der Nähe seiner Heimat Bochum-Wattenscheid in den Ring steigen würde. „Wir würden gern einen Kampf in Deutschland machen“, sagte Manager Brown.
Die Entscheidung für Deutschland hängt von unterschiedlichen Faktoren ab. Wenn es um den finanziellen Aufwand geht, führt aktuell kein Weg an den saudi-arabischen Geldgebern um Investor Turki al-Sheikh vorbei. Viele international bedeutende Kämpfe, darunter die spektakulären WM-Duelle zwischen Usyk und dem Briten Tyson Fury, fanden zuletzt in Riad statt.
Kabayel will nun erst einmal mit seiner Familie und Freunden entspannen. „Ich fühle mich großartig“, sagte er - und war auch erleichtert. „Ich bin endlich froh, dass die ganze harte Vorbereitung, der ganze Stress vorbei ist.“ Den Sieg widmete er seinem langjährigen Trainer Sükrü Aksu, der ihn seit den ersten Schritten im Boxen begleitet.
Kabayel über Zhang: „Der härteste Puncher“
Kabayel gewann auch seinen 26. Profi-Kampf und untermauerte seinen Anspruch auf den Platz in der Champions League des Schwergewichts eindrucksvoll. Nach sechs von zwölf Runden verabschiedete Kabayel den konditionell unterlegenen Chinesen Zhang, der eigentlich für seine Knockout-Expertise bekannt ist, per K.o. in den Feierabend. Zhang war so angeschlagen, dass er nach dem Duell sitzend mit Sauerstoff versorgt werden musste.
Dabei hatte Zhang Kabayel in der fünften Runde selbst auf die Bretter geschickt, doch der 32 Jahre alte Bochumer war nur kurz von dem unerwarteten Schlag geschockt. „Ich würde sagen, er war der härteste Puncher, den ich je in meiner Karriere hatte“, sagte Kabayel. Manager Brown stattete den als „Leberking“ bekannten Kabayel mit einem weiteren Spitznamen aus: „Ich nenne ihn den Holzfäller, er fällt Bäume.“