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Handball-Bundesliga SCM-Manager Schmedt setzt auf "regionalen Mittelstand" / Sponsoren begründen Ausstieg mit neuen Strategien "Kein Drama" - zwei Drittel des Etats für neue Saison stehen bereits

Von Janette Beck und Daniel Hübner 23.02.2013, 01:12

Magdeburg l Die Schockstarre bei Marc Schmedt nach der Ankündigung von Hasseröder, den zum Saisonende auslaufenden Vertrag mit den SCM-Handballern nicht zu verlängern (Volksstimme berichtete), währte nur kurz. Gestern gab sich der Manager optimistisch, das durch den Ausstieg des Trikotsponsors sowie den seit längerem bekannten Abgängen von "Dong Energy" und Bio-Ölwerke Magdeburg entstande Loch im Etat für die kommende Saison stopfen zu können.

"Das ist kein Drama, denn wir haben mit 280 Sponsoren eine breite Basis. Wir sind ein Verein, der vom regionalen Mittelstand getragen wird. Außerdem: Im Gegensatz zu vielen anderen Vereinen haben wir derzeit schon zwei Drittel des Etats für die neue Saison zusammen." Das letzte Drittel zu beschaffen, sei, so Schmedt "eine Herausforderung, die wir annehmen. Bis Juli haben wir Zeit, das zu regeln".

Nina Blase hatte jüngst ein nettes Gespräch mit dem Manager, und obwohl es mit einer unfreundlichen Nachricht für den SCM geendet ist, "haben wir uns nicht im Konflikt getrennt", erklärte die Prokuristin des Bio-Ölwerks: "Wir kritisieren auch nicht die Arbeit des Vereins, ganz im Gegenteil." Ihr Unternehmen war erst zur Saison 2010/11 (mit Schmedt als neuem Geschäftsführer) als Sponsor zurückgekehrt, nachdem es im Konflikt um den SCM-Manager Bernd-Uwe Hildebrandt ausgestiegen war. Das Werk hat die Profihandballer dann mit einem hohen fünfstelligen Betrag jährlich unterstützt. "Wir werden uns aber weiterhin im Nachwuchsbereich engagieren", berichtet Blase. "Dort läuft unser Vertrag mit dem SCM bis 2014." Mehr gehe derzeit nicht, denn das Bio-Ölwerk stellt sich strategisch neu auf. Aus dem Dieselöl-Produzenten wird ein Rapsöl-Lieferant. "Unsere wirtschaftliche Situation ist derzeit nicht so rosig, um den bisherigen Umfang unseres Sponsorings weiter gewährleisten zu können", so Blase. Das Werk konzentrierte sich vielmehr auf das Kerngeschäft, die Arbeitsplatzsicherung. Dass das Bio-Ölwerk sich bei einer "erfreulichen wirtschaftlichen Entwicklung" eines Tages als Sponsor im Profibereich wieder engagiert, schloss die Prokuristin nicht gänzlich aus.

Für eine neue strategische Ausrichtung hat sich auch "Dong Energy" entschieden - in der Eigenwerbung. Das dänische Offshore-Unternehmen entschied sich 2006 für eine Expansion nach Deutschland, gehörte seit 2009 mit einem sechsstelligen Betrag im unteren Bereich jährlich zu den festen Sponsorengrößen des SCM. "Wir haben uns für neue Wege im Direktmarketing entschieden, haben uns Schritt für Schritt aus dem Sportsponsoring zurückgezogen", begründet Iris Franco-Fratini, Sprecherin in der Deutschland-Zentrale in Hamburg, das Ende des Engagements. "Es war immer sehr schön mit und beim SCM", erklärt Franco-Fratini. "Für die ersten Jahre hat es auch sehr gut gepasst." Der SCM war der einzige Bundesligist, den die Firma finanziell unterstützt hat. Nun will "Dong Energy" mit eigenen Veranstaltungen für sich werben. Im Sport selbst mache es nicht mehr viel Sinn.

Den größten finanziellen Verlust erleidet der SCM aber mit dem Ausstieg der Hasseröder Brauerei, ein Unternehmen des weltweit größten Bierbrauers Anheuser-Busch. Mit rund 300 000 Euro jährlich hat die Firma aus Wernigerode den Handball unterstützt, über 15 Jahre gehörte Hasseröder zum Sponsoreninventar des SCM - auch in den schlechten Zeiten. Hasseröder-Geschäftsführer Uwe Treetzen und Oliver Bartelt, Unternehmensprecher von Anheuser-Busch, waren gestern telefonisch nicht zu erreichen.

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