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Das Porträt der Woche: Fußballerin Stephanie Träbert aus Staßfurt über Bundesligaalltag und Zukunftspläne "Ich hatte nur Jungs als Freunde"

Von Maria Kurth 06.08.2011, 04:29

Viele kennen die Spieler des SV 09 Staßfurt und können über ehemalige Fußballer des Traditionsvereins berichten. Aber nur Insider wissen, dass einst auch eine Fußballerin ihre Töppen für die 09er schnürte. Über die Staßfurterin Stephanie Träbert gibt es jedoch, neben der "Kleinigkeit", dass sie mittlerweile in der 2. Bundesliga der Frauen spielt, noch weitaus mehr zu berichten.

Magdeburg. Es ist kurz nach 17.30 Uhr, als Stevie, wie sie von ihren Mitspielerinnen genannt wird, auf dem Sportplatz am Einsteingymnasium in Magdeburg eintrifft. Training steht an, oder besser gesagt: Die Quälerei geht weiter. Steffen Rau, Trainer des Zweitligisten, rückt seine Trainingsmaterialien zurecht - Sprints und Sprungübungen zur Erwärmung, dann stehen Staffelwettbewerbe an. "Ich weiß, dass diese harte Vorbereitung nötig ist, freue mich aber auch wieder auf die Einheiten, wo der Ball im Vordergrund steht", verrät die vielseitig interessierte Sportlerin.

Technisch versiert, schnell, aber vor allem bodenständig - diese Beschreibung ist recht passend, wenn von der Flügelspielerin des Magdeburger FFC die Rede ist. Die 23-Jährige spielt in der 2. Fußball-Bundesliga. Deswegen abheben? Das ist so gar nicht ihr Ding.

In Fußballerkreisen ist Träbert längst kein unbeschriebenes Blatt mehr. Ihr Spiel ist dynamisch, trickreich und birgt einige Überraschungen. Doch so ideenreich ihre Spielweise, desto banaler der Grund, weshalb sie mit dem Fußballspielen begann. "Ich hatte nur Jungs als Freunde und die wollten halt immer Fußballspielen", berichtet sie von den Anfängen ihrer Laufbahn. Doch nicht nur das Spiel mit dem runden Leder, sondern auch Leichtathletik bereitete ihr Spaß. Die Entscheidung für den Fußball fiel dennoch nicht schwer, so dass sie schon bald dem SV 90 Staßfurt beitrat. Hier kickte sie mit gleichaltrigen Jungs in der F-Jugend. Als dies nicht mehr möglich war, wechselte sie im C-Jugendalter nach Förderstedt und kurze Zeit später zum Frauenteam des SV Bode 90 Löderburg.

Mittlerweile sind die meisten Shirts der Bundesligaspielerinnen schweiß-nass. Auch das MFFC-Trikot von Träbert. Kein Wunder, denn der härteste Teil der Einheit ist geschafft und über die 27 Grad freuen sich die Fußballerinnen heute nur bedingt. Das Abschlussspiel steht an. Träbert begibt sich auf die rechte Außenbahn. Schnell geht es zur Sache, auch im Training. Die Flügelspielerin macht das, was sie am besten kann: Über Außen spielt sie ihre Gegnerinnen manchmal schwindelig. Das ist auch im Training nicht anders.

Ihr technisches Vermögen blieb in der Landeshauptstadt nicht lange verborgen, so dass sie mit 14 an das Sportgymnasium nach Magdeburg wechselte. Ein kurzes Intermezzo, da "die Heimat doch zu weit entfernt war", wie sie heute schmunzelnd berichtet. Der Magdeburger FFC konnte dies verkraften, denn ab sofort kickte sie bei den B-Juniorinnen im Verein. Hier spielte sie zwei Jahre, ehe ihre Spielstärke in der ersten Mannschaft benötigt wurde. Und so absolvierte sie, nach nur drei Partien in der zweiten Mannschaft, bereits mit 16 ihr erstes Spiel in der Regionalliga. Es folgten zahlreiche Einsätze für die Landesauswahl Sachsen-Anhalts.

Doch im Leben der selbstbewussten Fußballerin, die sich nach dem Abitur in Staßfurt für eine Laufbahn bei der Bundeswehr entschied, schien nicht immer nur die Sonne. "Die Saison 2008/09 habe ich pausiert. Ich brauchte einfach eine Pause vom vielen Fußball und war vor allem beruflich sehr eingespannt. Im Nachhinein betrachtet, bin ich etwas traurig darüber, dass ich gerade in der Aufstiegssaison nicht dabei war", fasst sie die vielleicht schwierigste Zeit ihrer bisherigen Laufbahn zusammen.

Trainingsschluss. Die Erleichterung und zugleich Freude der Spielerinnen auf ihre wohlverdiente Dusche ist ihnen anzusehen. Auch Steffi schnappt ihre Sporttasche und steigt in ihr Auto. Sie fährt nach Staßfurt. Hier wohnt sie bei ihren Eltern, ohne die sie "nie so weit gekommen wäre", wie sie entschlossen sagt. "Sie haben mich immer unterstützt und standen voll und ganz hinter mir", berichtet sie stolz.

Auch ab Oktober wird sich ihre Anschrift nicht ändern, obwohl nach dem sportlichen Neuanfang zur Saison 2009/10 nun auch eine berufliche Veränderung folgt. "Ich werde ab Oktober Gesundheitssport in Magdeburg studieren. Die Bundeswehr bot mir einfach zu wenige berufliche Perspektiven. Ich bleibe aber trotzdem in Staßfurt wohnen. Das ist auch eine finanzielle Frage", erzählt sie. Wo die Reise nach dem Studium hingeht, lasse sie auf sich zukommen.

Auf die Frage, ob ihre sportliche Reise auch einmal gen 1. Bundesliga gehen soll, folgt hingegen eine überraschende Antwort: "Ganz ehrlich? Eher nicht, denn wir Frauen verdienen mit dem Fußball, im Gegensatz zu den Männern, kein Geld. Es wäre sicher ein tolle Erfahrung, aber bereits jetzt ist durch das viele Training nur bedingt Zeit für andere Sachen. Es gibt einfach noch andere wichtige Dinge im Leben. Ich fahre super gern Motorrad und bereise gerne andere Städte."