Vergessene Orte Es fährt kein Zug im Nirgendwo
Auf den Spuren der stillgelegten Bahnstrecke Salzwedel-Lüchow.
Salzwedel l Die Kopfsteinpflasterbrücke zwischen Salzwedel und Ritze kennen viele Autofahrer in der Region. Doch worüber diese Brücke führt, wissen viel weniger. Unter dem Bauwerk dampften einst die Züge entlang, die die Kreisstädte Salzwedel und Lüchow verbanden.
1891 rollte die erste Bahn von der Hansestadt aus ins Wendland. 1911 fuhr der erste Zug auf der verlängerten Strecke von Lüchow nach Dannenberg. Während diese Linie für den damaligen Bahnknotenpunkt Salzwedel nur eine von vielen Nebenstrecken war, brachte die Bahnverbindung für das Wendland industriellen Aufschwung.
Zur Anfangszeit zweigte die Strecke auf Höhe der Ritzer Brücke in einem Halbkreis nach rechts ab und verlief hinter dem Mahnmal, das damals noch nicht existierte, und der Gartensparte Hilgenholz. Dieser Abschnitt ist noch deutlich an den Bäumen und der tiefergelegten Streckeführung zu erkennen. Allerdings hat sich der Gleisgraben, durch den einst der Zug fuhr, mittlerweile mit Wasser gefüllt. Dort, wo früher ein Tunnel unter der Amerikalinie kreuzte, ist heute nur ein kleiner Durchlass geblieben. Einzig die Straßenbrücke zwischen Salzwedel und Ritze ist noch im Originalzustand.
In den 20er-Jahren wurde ein neuer Abzweig am Bahnwerk Salzwedel gebaut, der direkt nach Norden führte. Die Gleise führten auf direktem Weg zum Haltepunkt Bürgerholz, der einige hundert Meter außerhalb des Dorfes Hoyersburg im Wald lag. Bei Lübbow überschritt die Linie die heutige sachsen-anhaltinisch-niedersächsische Grenze.
Zwischen Salzwedel und Hoyersburg ist die neuere Streckenführung kaum noch zu erahnen. Erst ab dem Bürgerholz lassen sich einige Spuren finden. Das alte Gleisbett ist heute ein Naturwanderweg. Die Bahnsteigkante des Haltepunktes Hoyersburg versteckt sich unter dichtem Moos, ist aber noch zu sehen. Auf den letzten Metern, die sich die Gleise durch das Bürgerholz ziehen, knirscht noch der Bahnschotter unter der Laubdecke. Beim Verlassen des Waldes liegen neben der ehemaligen Strecke herausgerissene Bahnschwellen, die langsam verrotten. Auch das Fundament einer Brücke, die einen am Waldrand fließenden Graben querte, steht noch. Danach ist aber zwischen Bürgerholz und Lübbow nur noch Acker.
Auf wendländischer Seite befinden sich weitaus mehr Relikte, die auf die Vergangenheit der Verbindung Salzwedel-Lüchow hinweisen. Die komplette Strecke, obwohl sie bis Wustrow faktisch nicht mehr vorhanden und teilweise überbaut ist, gilt noch nicht entwidmet und ist lediglich stillgelegt. Die Deutsche Regionaleisenbahn hat die Strecke von Lüchow nach Dannenberg 2001 übernommen. Die Reaktivierung der kompletten Strecke nach Salzwedel ist immer wieder im Gespräch. Dafür spricht sich auch Lüchow-Dannenbergs Landrat Jürgen Schulz aus.